Berlin. Viele Länder melden einen starken Anstieg der Keuchhusten-Infektionen. Das hängt laut Experten auch mit der Corona-Pandemie zusammen.

Immer mehr Länder in Europa schlagen Alarm: Die Zahl der Keuchhusten-Fälle steigt seit einigen Monaten stark an. So erkrankten im britischen Landesteil England allein im ersten Quartal knapp 2800 Menschen an Keuchhusten – dreimal so viele wie im vergangenen Jahr. Fünf Babys starben laut der britischen UKHSA in diesem Jahr bisher an der Krankheit.

Auch in Norwegen nimmt die Zahl der Keuchhusten-Infektionen stark zu: Das norwegische Institut für öffentliche Gesundheit (FHI) meldete im April 534 Keuchhusten-Fälle – 206 mehr als noch im März. Insgesamt ist es die größte Zahl an Keuchhusten-Erkrankungen in Norwegen seit 2012.

„Wir haben einen starken Anstieg von Keuchhusten in Norwegen, nach fast vier Jahren mit sehr wenig Krankheit. Das könnte darauf hindeuten, dass wir hier eine Epidemie haben“, sagte Margrethe Greve-Isdahl, leitende Ärztin und Leiterin des Kinderimpfprogramms beim FHI der Zeitung „Dagbladet“.

In den Niederlanden wird ebenfalls seit Anfang April ein starker Anstieg der Fälle gemeldet. Seit Anfang des Jahres gab es in den Niederlanden 7187 Infektionen – fast doppelt so viele wie im gesamten vergangenen Jahr. 375 Fälle betreffen zudem Babys – von denen 88 Prozent nicht vollständig geimpft waren.

Experten: Anstieg der Keuchhusten-Fälle hängt mit Corona zusammen

Und auch in Deutschland gibt es laut dem Robert Koch-Institut (RKI) immer mehr Keuchhusten-Erkrankungen. In diesem Jahr stellte das RKI bereits 4180 Fälle fest – 2023 waren es im gleichen Zeitraum lediglich 1446 Infektionen gewesen.

Der plötzliche Anstieg der Keuchhusten-Fälle hat laut Experten mehrere Gründe: So gab es schon seit 2016 keinen größeren Ausbruch der zyklisch auftretenden Erkrankung. Zudem ist durch die Schutzmaßnahmen während der Corona-Pandemie die Immunität der Bevölkerung zurückgegangen. Die Pandemie hätte zudem auch zu einer größeren Impfskepsis geführt.

Impfungen sind noch immer der beste Schutz

Doch Impfungen sind – insbesondere bei Säuglingen – immer noch der beste Schutz vor Keuchhusten. Das RKI empfiehlt hierzu eine Dreifachimpfung bei Säuglingen mit Dosen im 2., 4. und 11. Lebensmonat. Auch Schwangeren oder engen Kontaktpersonen von Kindern empfiehlt das RKI eine Impfung. Bei Kindern und Jugendlichen sollte auch in späteren Lebensjahren der Impfschutz regelmäßig aufgefrischt werden.

Keuchhusten, auch Pertussis genannt, ist eine sehr ansteckende Infektionskrankheit, die durch Bakterien ausgelöst wird. Nach der Infektion entwickelt sich ausgehend von allgemeinen Erkältungssymptomen ein krampfartiger und quälender Husten, der mehrere Wochen bis Monate dauern kann – deswegen auch die Bezeichnung 100-Tage-Husten. Erwachsene zeigen oft nur milde Symptome, können jedoch ungeimpfte Säuglinge und Kleinkinder anstecken, für die die Krankheit lebensgefährlich sein kann.