Norderstedt. 0:2 gegen den SV Meppen trotz starker Leistung. Im Saisonfinale in Flensburg geht es jetzt ums Überleben. Der Spielbericht.

Fußball ist manchmal eine absurde Sportart. Regionalligist Eintracht Norderstedt zeigte gegen den Tabellendritten SV Meppen seine beste Saisonleistung – und muss nach dem mehr als unglücklichen 0:2 wieder verstärkt um den Klassenerhalt bangen.

Mit nur zwei Punkten Vorsprung reist die Eintracht nämlich am nächsten Wochenende zum direkten Konkurrenten SC Weiche Flensburg 08, der nach einem 1:0-Sieg beim HSV II weiter den Relegationsplatz belegt. Es gibt also ein echtes Endspiel am letzten Spieltag. Für den Klassenerhalt benötigt Norderstedt mindestens ein Remis in Flensburg.

Eintracht Norderstedt muss ins befürchtete Endspiel um Klassenerhalt

Nötig gewesen wäre es nach diesem fußballerisch exzellenten Auftritt nicht. Die Eintracht verkraftete die Hiobsbotschaft des Ausfalls von Top-Torjäger Manuel Brendel sehr gut und spielte den SV Meppen ab der ersten Minute an die Wand. Bis zur ersten Torchance durch einen von Meppens Torwart Julis Pünt parierten Flachschuss von Nils Brüning, der Manuel Brendel im Angriffszentrum als Stoßstürmer vertrat, dauerte es allerdings eine Viertelstunde.

Meppen tauchte zwei Minuten später vor Norderstedts Kasten auf. Ein hartes, aber unplatziertes Geschoss von Marek Janssen ließ Eintracht-Keeper Arne Exner zentral nach vorne abprallen, Christopher Schepp staubte ab. Es hieß 0:1 nach einem Torwartfehler (17.).

Der Wahnsinn hatte Methode in der ersten Halbzeit

In der restlichen Spielzeit der ersten Hälfte hatte der Wahnsinn dann Methode! Eintracht Norderstedt spielte sich zwischen der 17. Und der 45. Spielminute 14 (!) klare Torchancen heraus – und brachte den Ball vor dem feiernden Meppener Gästeblock dabei tatsächlich nicht einmal über die Torlinie. Unter anderem köpfte Yannik Nuxoll nach einer kurzen Ecke und Flanke von Ersin Zehir an die Unterkante der Latte (23.). Marc Bölter (28.) scheiterte frei vor Pünt (28.), zielte knapp drüber (37.) und flankte auf die Latte (40.).

Eric Gueye köpfte den Ball aus zwei Metern statt ins Tor ins Feld zurück (43.). Brüning brachte gar aus sechs Metern völlig frei nur ein Rollerchen zustande, welches Pünt ihm vor die Füße abwehrte. Daraufhin schoss Brüning aus zwei Metern Gueye auf der Torlinie an, der somit ein Abseitstor erzielte (44.).

„Das kann doch nicht wahr sein“, raunten viele der 585 Fans auf der Tribüne fortwährend. Norderstedt vergab seine Tormöglichkeiten teils in Slapstickmanier. Manchmal war Pech dabei – und die eigenen Nerven machten dem Team einen Strich durch die Rechnung.

In der zweiten Hälfte erspielte sich Norderstedt fünf Torchancen

In Hälfte zwei blieb Norderstedt dominant – und erspielte sich noch fünf weitere Torgelegenheiten. Vergab sie aber ebenso allesamt. Meppen dagegen kam mit einer dritten Torchance, einem Sololauf von Jonathan Wensing samt Abschluss in die kurze Ecke, zum entscheidenden 2:0 (73.). Norderstedts eingewechselter Moritz Frahm bekam dann in der Nachspielzeit auch noch Gelb-Rot, für wiederholtes Foulspiel (90.+5).

„Jeder hier hat heute gesehen, dass wir die bessere Mannschaft waren. Wir haben dieses Spiel verloren, aber keiner weiß warum“, sagte Norderstedts Achter Jonas Behounek nach der Partie. Ausreden für die fatale Abschlussschwäche suchte er nicht. „Sicher fehlt uns in der einen oder anderen Situation das Spielglück. Aber einen sauberen Abschluss aus zehn Metern muss jeder von uns hinkriegen. Das kann nicht nur die Aufgabe von Manuel Brendel sein“, so Behounek.

„Haben die Hoffnung, dass Manu in Flensburg wieder dabei ist“

Eben jener Manuel Brendel wird zum Endspiel in Flensburg wohl wieder genesen sein. „Wir haben Hoffnung, dass Manu in Flensburg wieder dabei ist“, erklärte Norderstedts Trainer Jean-Pierre Richter – um die gefühlte Abhängigkeit von Lebensversicherung Brendel danach gleich einzuschränken. „Wir sind mehr als nur ein Spieler. Meppen ist ein Top-Team, war in den letzten Wochen das Maß aller Dinge in der Regionalliga Nord. Wir haben unser Tor gut beschützt und uns eine Fülle von Torchancen herausgespielt. Wir sind maximal frustriert, heute nicht den Klassenerhalt geschafft zu haben. Aber unsere Leistung motiviert mich als Trainer dieser Mannschaft. Sie ist eine Bestätigung für unseren Weg.“

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Dieser Weg endet in dieser Saison entweder mit einem erfolgreichen Spiel in Flensburg und dem Happy End Klassenerhalt. Oder er sieht noch zwei weitere Partien in der Relegation gegen den Zweiten der Oberliga Niedersachsen (Atlas Delmenhorst oder Bersenbrück) vor. „Flensburg muss uns erstmal schlagen. Wir haben gezeigt, was für eine gute Fußballmannschaft wir sind. Wir haben Meppen dominiert und fahren mit breiter Brust nach Flensburg“, sagte Behounek.

In dieses Horn stieß auch Richter. „Wir bleiben fokussiert“, sagte der Coach, „und werden keinen Spannungsabfall haben. Wir wissen um unsere Stärken. Für uns gibt es keinen Grund, nicht an den Klassenerhalt zu glauben. Ich bin weiterhin von unserer Mannschaft überzeugt.“