Hamburg. Rock-’n’-Roll-Legende Peter Kraus geht auf Tour. Am 18. März wird er 80. Ein Gespräch über den Mief der 50er, Treue und Helene Fischer.

Weiter, immer weiter. Am 18. März wird Peter Kraus 80 Jahre alt, doch der Mann, der einst als Teenager den Rock ’n’ Roll in den deutschsprachigen Raum brachte, denkt gar nicht daran, sich aufs Altenteil zurückzuziehen. Lieber rüstet er sich für seine nächste große Tournee. Am 2. November 2019 tritt er in der Essener Grugahalle auf, am 25. November in Düren und am 26. November in Münster. Während des Gesprächs in Hamburg wirkt er drahtig und fit.

Herr Kraus, Sie gehen auf „Die Große Jubiläumstour“. Haben Sie es aufgegeben, Ihren Abschied von der Bühne zu verkünden?

Peter Kraus: In meinem Alter kann immer was passieren, und wenn ich es auf der Bühne nicht mehr bringe, den Hüftschwung nicht mehr packe, dann höre ich wirklich auf. Nur dafür bewundert zu werden, noch gerade stehen zu können, das ist nicht mein Ziel. Jetzt freue ich mich jedenfalls, die alten Nummern aufleben zu lassen.

Sind Ihre Fans so alt wie Sie?

Kraus: Einige schon. Viele Hardcorefans sind seit mehr als einem halben Jahrhundert dabei. Aber zu mir kommt ein relativ junges Publikum. Das ist mir auch wichtig. Die Musik war früher einfach gut, sie war facettenreicher. Und ich finde es schön, den jungen Leuten diese Lieder näherzubringen. Was heute produziert wird, ist oft sehr einheitlich, besonders in der Schlagerwelt.

Sie haben vor fünf Jahren ein Duett mit Helene Fischer aufgenommen: „Wär’ heut mein letzter Tag“. Gilt Ihre Kritik auch für sie?

Kraus: Nein, Helene Fischer ist eine großartige Künstlerin. Es ist fantastisch, so jemanden zu haben. Sie macht das sehr geschickt, indem sie gängige Schlagermusik sehr hochwertig und glanzvoll aufbereitet. Helene macht großes Kino.

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Wer sind denn Ihre Hardcorefans?

Kraus: Das sind hauptsächlich Frauen.

Ist das Gefühl für Sie oben auf der Bühne noch dasselbe wie mit 17?

Kraus: Ja. Das verändert sich nicht. Zu singen und in die Gesichter glücklicher Frauen zu blicken, das ist mit 80 genauso schön wie als Teenager. Es fliegen sogar noch Schlüpfer auf die Bühne. In allen erdenklichen Größen (lacht).

Sie waren in den 50er-Jahren mit dafür verantwortlich, dass der Rock ’n’ Roll auch in Deutschland populär wurde. Heute spricht man auch oft vom Mief der 50er-Jahre. Wie haben Sie das empfunden?

Kraus: Es heißt ja heute oft, die 50er seien prüde gewesen …, aber das stimmt nicht. Wir hatten unseren Spaß. Man hat eben nur nicht alles an die große Glocke gehängt, sondern einfach den Mund gehalten. Früher gab es noch Geheimnisse. Heute weiß ja wegen Internet und Handy immer sofort jeder über alles Bescheid. Schrecklich. Also, die 50er waren eine wilde Zeit.

Gab es eigentlich schon Drogen?

Kraus: Nein, die Zeit war sehr clean. Wir haben uns auf den Alkohol beschränkt.

Sie werden am 18. März 80, und am 1. Oktober feiern Sie goldene Hochzeit mit Ihrer Frau Ingrid. Worauf freuen Sie sich mehr?

Kraus: Also, 50 Jahre verheiratet zu sein, das ist schon beachtlich, oder?

Führen Sie eine altmodische Ehe?

Kraus: In der Form schon. Es war eine andere Zeit.

Wie hält es ein wilder Rock ’n’ Roller mit der ehelichen Treue?

Kraus: Als ich mit der Ingrid zusammenkam, hatte ich mich wirklich ausgetobt. Das war ein schöner Lebensabschnitt gewesen, aber ich war das auch ein bisschen leid. Etwas anderes musste her, eine feste Beziehung. Die Ehe war ein radikaler Schnitt für mich, sie hat alles geändert, ich hatte nun Familie und ein neues Leben. Ich kenne Menschen, die versuchen, ihr ganzes Leben so zu verbringen, als seien sie 20. Das war nie mein Wunsch. Veränderungen machen das Leben interessant.

Wie leben Sie denn heute?

Kraus: Dem Alter angepasst. Ich lebe am Luganer See und in Gamlitz in der Südsteiermark, südlich von Graz an der Grenze zu Slowenien. Dort haben wir einen Bauernhof mit Tieren und einen Weinberg. Ich baue meinen eigenen Wein dort am Labitschberg an, der schmeckt super.

Mit 79 Jahren fühlte sich Peter Kraus für Altersweisheiten noch zu jung – das verriet er vor einem Jahr im Interview.