Mit der Lifeline befindet sich ein deutsches Rettungsboot auf einer Irrfahrt durch das Mittelmeer. An Bord seien über 200 Flüchtlinge.

Ein deutsches Schiff mit Migranten an Bord sitzt auf dem Mittelmeer fest. Weder Italien noch Malta wollen die Lifeline der deutschen Organisation Mission Lifeline in die eigenen Häfen einlaufen lassen.

Italiens Innenminister

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drohte Hilfsorganisationen mit der Beschlagnahmung ihrer Schiffe und der Festnahme der Besatzung. Migranten nannte er dabei „Menschenfleisch“. Unterdessen starben nach Angaben des UN-Flüchtlingswerkes binnen weniger Tage bei mehreren Unglücken etwa 220 Menschen im Meer.

Deutsches Schiff soll 220 Flüchtlinge gerettet haben

Die Lifeline hatte am Donnerstag nach eigenen Angaben mehr als 220 Flüchtlinge in internationalen Gewässern gerettet. Italien und Malta sehen das jedoch anders und schieben sich die Zuständigkeit zu. Weder habe Malta die Rettung koordiniert, noch sei es die zuständige Stelle dafür, sagte ein Regierungssprecher am Freitagabend in Valletta. Die Rettungsaktion habe zwischen Libyen und der italienischen Insel Lampedusa stattgefunden. Italiens Verkehrsminister Danilo Tonanelli, zuständig für die Häfen des Landes, warf Valletta dagegen „Verantwortungslosigkeit“ vor.

Vor rund zwei Wochen hatte die neue populistische Regierung in Italien der

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der Hilfsorganisationen SOS Méditerranée und Ärzte ohne Grenzen erstmals die Einfahrt in einen Hafen verwehrt. Auch Malta verweigerte die Aufnahme, weshalb die Aquarius schließlich ins spanische Valencia fahren musste. Die Lifeline ist nun das zweite Schiff mit Migranten an Bord, das innerhalb weniger Tage auf Irrfahrt ist. Andere private Retter hatten erst gar keine Flüchtlinge aufgenommen, weil sie davon ausgingen, dass sie nirgends landen dürfen.

Rettungsschiff "Aquarius" in Valencia angekommen

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    Italiens Innenminister Salvini, Chef der fremdenfeindlichen Lega, zog über Mission Lifeline her. Die NGO aus Dresden hätte die Anweisungen der Behörden, dass die libysche Küstenwache die Menschen aufnehme, ignoriert. „Sie riskieren das Leben der Migranten auf den Schlauchbooten, hören nicht auf die italienischen und libyschen Behörden und intervenieren, um diese wertvolle Ware von Menschen – von Menschenfleisch – an Bord zu laden.“ Für ihn sind die NGOs „Vize-Schlepper“, die Geld mit den Migranten machen wollen.

    Unklarheit gibt es auch über die Beflaggung des Schiffes: Während Mission Lifeline angibt, es fahre unter niederländischer Flagge, wiesen das die dortigen Behörden zurück.

    Nach Angaben des

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    steigt die Zahl der Toten im Mittelmeer seit Anfang des Jahres mit den geschätzten 220 Toten nun auf über 1000. Unter anderem am Dienstag war ein Holzboot gesunken. Nach Schätzungen sollen 100 Menschen an Bord gewesen sein, aber nur fünf hätten das Unglück überlebt. Die libysche Küstenwache habe sie gerettet. Am selben Tag sei ein Gummiboot mit 130 Menschen an Bord gesunken. Fischer hätten nur 60 der Bootsinsassen retten können. Am 20. Juni hätten andernorts auf See gerettete Flüchtlinge und Migranten von 50 Mitreisenden berichtet, die ertrunken seien. (dpa)