Der Konstrukteur der Aufgaben für die “Aktion 18“, Manfred Amelang, im Gespräch

Hamburg. Der Psychologe Manfred Amelang entwickelte 1970 den Test für die "Aktion 18". Damals ist er von Studierenden der Hamburger Universität dafür kritisiert worden, heute spricht der 72-Jährige darüber.

Hamburger Abendblatt:

Herr Amelang, was sollte Ihr Test damals bezwecken?

Manfred Amelang:

Er sollte Generelle und Soziale Intelligenz messen. Schlussfolgernde und analytische Fähigkeiten waren gefragt. Der Intelligenzquotient spielte keine Rolle, dafür wäre auch ein repräsentativer Querschnitt der Jugend nötig gewesen.

Ganz kritiklos wurde Ihr Test nicht aufgenommen.

Amelang:

Besonders an der Uni wurden wir angefeindet und als Musköpfe bezeichnet. Es war eben die Zeit des Kollektivismus, in der ein Test, der das Individuum über andere stellte, unerwünscht schien. Die studierende Jugend wollte sich nicht auseinanderdividieren lassen.

Was sagt Ihnen ein Lebenslauf wie der des damaligen Siegers Michael Bölker?

Amelang:

Er ist eine eindrucksvolle wissenschaftliche Bestätigung für diesen groß angelegten Test. Obwohl es schmutzige Daten waren, denn die Teilnehmer konnten Hilfsmittel ohne Aufsicht des Testleiters benutzen, zeigt sich, dass er eine fundierte Basis und hohes Niveau hatte. Die Aufgaben waren nicht einfach.

Aber das Einzelschicksal sagt wenig über die 3000 Jugendlichen aus, die damals teilgenommen haben.

Amelang:

Das ist richtig. Interessant wäre zu erfahren, was aus denen geworden ist, die schlechter abgeschnitten haben. Herr Bölker hat ja attestiert bekommen, dass er gut ist. Das gab ihm Zuversicht für alle beruflichen Hürden. Der Gegenpol ist leider nie untersucht worden. (nib)