Harburg. Capote, Kipling, Hornby und die Grimms: Was die Zuschauer am Harburger Theater erwartet – und welches Erfolgsrezept dahintersteckt.

Sechs Abonnements-Stücke, fünf Kleinkunstabende, zwei Kinderstücke, einige Sondervorstellungen und ein kleines Jazzfest: Spielleiter Axel Schneider freut sich auf eine bunte Spielzeit 2023/24 am Harburger Theater. Bei vielen Stücken weiß er auch schon worauf er sich freuen kann. Er hat sie bereits auf anderen Bühnen – den Kammerspielen und dem Altonaer Theater – erfolgreich ausprobiert.

Es sind Bühnenadaptionen erfolgreicher Literaturwerke, die fünf der sechs Abo-Stücke stellen. Und eine davon, der Abosaisonabschluss „Grimms sämtliche Werke – leicht gekürzt“ ist sogar eine Hamburger Uraufführung in Harburg. Die Kinderstücke werden innerhalb von Schneiders „Stäitsch“-Theaterverbund ohnehin in Harburg produziert und uraufgeführt.

Harburger Theater: Hommage an die Beatles und ihre Hamburger Zeit

Eröffnet wird die Saison Mitte September. Wer so lange nicht warten und trotzdem im Harburger Helms-Saal Theater genießen möchte, kann das trotzdem: Im Rahmen der Hamburger Privattheatertage stellt das Harburger Theater am kommenden Donnerstag dem Theater Ansbach sein Haus für die „Dreigroschenoper“ zur Verfügung. Der Vorhang hebt sich um 19.30 Uhr.

Am 16. September geht die Spielzeit 2023/24 mit einer Hommage an die Beatles los: „Backbeat – die Beatles in Hamburg“ wird nur an diesem Tag neu aufgeführt. Das Musical dreht sich um die Frühzeit der Beatles und die Geschichte des fünften Fab-Four-Mitglieds Stuart Sutcliffe, der seinerzeit hier bleib.

Der vielleicht letzte Teil der „Babylon-Berlin“-Reihe kommt auf die Bühne

Vom 5. bis 14. Oktober steht das erste Abo-Stück auf dem Programm: „Olympia“ nach dem Roman von Volker Kutscher. Es ist der vielleicht letzte Teil seiner „Babylon-Berlin“-Reihe. „Wir sind sehr stolz, die Erstaufführungsrechte für diesen Stoff erhalten zu haben,“ freut sich Axel Schneider. „Olympia“ spielt – natürlich – im Jahr 1936 und läuft bis zum 14. Oktober.

Vom 3. bis 12. November gibt das Harburger Theater Truman Capotes „Frühstück bei Tiffanys“. Der Roman ist durch seine Verfilmung so berühmt geworden, dass man sich bei einer Bühneninszenierung große Mühe geben muss, den Film nicht allzu sehr zu kopieren. Die Kritiken zu früheren Aufführungen attestieren Schneider und seinem Ensemble, dass dies gelungen ist.

„Dschungelbuch“ nähert sich der Buchvorlage auf eigene Weise

Dann geht es in die Kindertheaterzeit. „Wir sind sehr froh, die erste Saison zu haben, die wieder ganz ohne Coronabeschränkungen geht. Gerade die Kinder haben sehr darunter gelitten, nicht ins Theater zu können oder keine Karten mehr zu bekommen, weil die Platzzahl reduziert war“, sagt Axel Schneider.

Gegeben wird „Pettersson, Findus und der Hahn“ als Wiederaufnahme für Kinder ab 3 Jahren und als Uraufführung „Das Dschungelbuch“ nach Rudyard Kipling. Auch hier muss man aufpassen, der Filmvorlage nicht zu nahe zu kommen. Erstens versteht Disney da keinen Spaß und zweitens kann man Kindern so auch vermitteln, dass man einen Stoff, der ja gar nicht von Disney erfunden wurde, auch anders spielen kann. Regisseur Georg Münzel hat für das Harburger Dschungelbuch höchstpersönlich die Musik geschrieben.

„Olympia“, nach dem Roman, von Volker Kutscher spielt 1936 in Berlin
„Olympia“, nach dem Roman, von Volker Kutscher spielt 1936 in Berlin © G2 Baraniak | G2 Baraniak

Ab dem 12. Januar dürfen die Großen wieder alleine ins Theater: „Pasta e basta“ mit Carolin Fortenbacher ist eine Küchenkomödie mit einem live kochenden Küchenchef in der Mitte.

Harburger Theater: Zweimal geht es um den Freitod

Im Februar wird es ernst: „Gott“ nach Ferdinand von Schirach ist ein ebenso sperriges, wie fesselndes Sprechtheaterstück nach Ferdinand von Schirach, in dem die ethischen Aspekte der Sterbehilfe-Diskussion ausgeleuchtet werden. Premiere ist am 2. Februar, Dernière am 17. Februar.

Dem Thema Freitod abendfüllend mit schwarzem Humor zu begegnen, ist wohl Briten vorbehalten. „A Long Way Down“ stammt aus der Feder von Nick Hornby und geht um vier Selbstmordkandidaten, die sich gegenseitig den Todessprung ausreden. Zu sehen vom 3. bis zum 10. März.

Das letzte Abo-Stück kommt quasi als Gastproduktion: Kristian Bader, Jan-Christof Scheibe und Michael Ehnert haben Grimms sämtliche Werke mit viel Hintersinn und wenig Schenkelklopferpointen feinhumorig auf einen Abend zusammengefasst. Premiere ist am 5. April.

Zwischen den Stücken gibt es Kleinkunst von FALK, Mark Weide, Gayle Tufts, Werner Momsen und Jörg Knör. Außerdem – auf Bestreben des Freundeskreises Harburger Theater – die Wiederaufnahme des Ein-Frau-Stücks „Kind aller Länder“.