Marmstorf. Gefräßige Schädlinge sind zur echten Plage geworden. Warum man befallene Pflanzen kaum retten kann und was die wirksamste Maßnahme ist.

  • Bei ihrem Anblick brechen Hobbygärtnerinnen und -gärtner oft in Panik aus: Buchsbaumzünsler!
  • Aber die Erfahrung gibt ihnen Recht: Befallene Pflanzen sind meist nicht mehr zu retten
  • Unsere Gartenexperten haben einen pragmatischen Umgang mit dem Problem gefunden

Das frische Blattgrün des Frühjahrs erfreut nicht nur Menschen, sondern auch zahlreiche Kleintiere, die sich über die zarten Blätter hermachen. Die Raupen eines zugereisten Falters machen Profi- und Hobbygärtnern zunehmend Probleme: Der aus Asien zusammen mit Pflanzgut importierte Buchsbaumzünsler hat sich in den vergangenen Jahren auch in Norddeutschland stark verbreitet.

Befallene Buchsbäume sind kaum zu retten. Wer nicht konsequent einschreitet, sorgt dafür, dass sich der Schädling als ausgewachsener Schmetterling weiterverbreitet und neue Buchsbäume heimsucht.

Gärtner in Not: Nicht nur der Zünsler, auch ein Pilz setzt Buchsbäumen stark zu

„Wir haben schon vor zehn, zwölf Jahren unsere Produktion von Buchsbäumen massiv reduziert“, sagt Hans-Albrecht Thrun, Vertriebsleiter der Baumschule Lorenz von Ehren in Marmstorf. Nicht nur der Zünsler, sondern auch ein spezieller Pilz (Cylindrocladium buxicola) setze den beliebten, sehr flexibel zu gestaltenden Gehölzen stark zu. Der Pilz führt dazu, dass die Triebe absterben und produziert schwarze Flecken auf den Blättern. Thrun hält den Buchsbaumpilz in Norddeutschland für das größere Problem. Zumindest in Baumschulen.

Hans-Albrecht Thrun leitet den Vertrieb der Baumschule Lorenz von Ehren.
Hans-Albrecht Thrun leitet den Vertrieb der Baumschule Lorenz von Ehren. © Lorenz von Ehren | Anna Mutter

Heute wachsen bei von Ehren keine Buchsbäume mehr heran. Thrun: „Der Kulturaufwand wäre enorm, die Bestände müssten immer wieder mit der chemischen Keule behandelt werden. Denn wir dürfen nur gesunde Pflanzen in den Verkauf bringen.“ Die für Hausgärten angebotenen Mittel seien weniger wirksam als die in der Landwirtschaft, also auch für Baumschulen, zugelassenen Bekämpfungsmittel.

Inzwischen werden die Zünsler-Raupen von einheimischen Vögeln gefressen

Ist ein Buchsbaum erst einmal befallen, sei dies ein ziemlich hoffnungsloser Fall, so Thrun: „Absammeln der Raupen schafft man nicht. Auch Versuche mit Hochdruckreinigern haben nicht funktioniert, die Zünsler kamen wieder.“

Gespinste am Buchsbaum zeigen an, dass er vom Zünsler befallen ist. Die Raupen fressen die Pflanze nach und nach kahl.
Gespinste am Buchsbaum zeigen an, dass er vom Zünsler befallen ist. Die Raupen fressen die Pflanze nach und nach kahl. © FUNKE Foto Services | Bastian Haumann

Inzwischen werden, so Thrun, die eingewanderten Raupen von Vögeln, etwa Blaumeisen gefressen. Aber nicht so stark, dass sie dem schädlichen Treiben ein Ende setzen können. Der Naturschutzbund (NABU) zählt Haussperlinge, Kohlmeisen und Wespen auf, die die proteinreichen Raupen als Nahrungsquelle entdeckt haben. Und rät, durch naturnahe Gärten diese und andere Nützlinge zu fördern.

Naturschützer empfehlen frühzeitiges Absammeln der Raupen

Der NABU warnt vor dem Einsatz von Gift und rät dazu, die Buchsbäume „schon früh im Jahr“ regelmäßig nach Raupen abzusuchen. Auch Teebaumöl und Neemöl seien naturverträgliche Bekämpfungsmethoden. Dieses Vorgehen birgt jedoch die Gefahr, dass nicht nur die Natur, sondern auch der Zünsler geschont wird.

Wenn die nimmersatten Raupen zu Faltern herangereift sind, fliegen die braun-weißen bis braunen, nachtaktiven Schmetterlinge aus, paaren sich und legen am nächsten Buchsbaum ihre Eier ab.

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Kahlgefressene Bäumchen schlagen zwar wieder aus, aber sie werden nach und nach immer schwächer. Hans-Albrecht Thrun rät, sie mit einem organischen Dünger, der viel Magnesium und Spurenelemente enthält, zu stärken.

Das gelte generell für alle Buchsbäume, seien sie befallen oder gesund. Hobbygärtner, die noch Buchsbäume ohne Befall haben, sollten sich keine weiteren kaufen, damit weder der Zünsler noch der Pilz eingeschleppt werden können, rät der Vertriebsleiter.

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Statt zerfressener Buchsbäume: Thrun empfiehlt Ilex, Stechpalme oder Berberitze

Im Kampf gegen den Buchsbaumzünsler sehen viele Gartenfreunde nur eine Lösung, die wirklich nachhaltig ist: Befallene Buchsbäume müssen vorsichtig mitsamt ihrer Bewohner entfernt und im Hausmüll entsorgt werden. Alternativ können abgeschnittene Zweige in einem dunklen Müllsack bei warmer Witterung einige Stunden in die Sonne gelegt werden. Herrscht im Inneren über mindestens eine Stunde 45 Grad, so sterben die Raupen ab und die zerschnittenen Zweige können zum Kompost gegeben werden.

Als Ersatz empfehlen sich immergrüne Gehölze, die Rückschnitte gut vertragen. Hans-Albrecht Thrun nennt den Löffel- oder Bergilex, die Stechpalme „Heckenzwerg“, Kriechspindeln (Minimus, Harlequin), Buchsblättrige Berberitze und Nadelgehölze wie Thuja oder Eibe.