Hamburg. Die Reeperbahnfestival-Preisträger aus Leeds zeigten sich im Uebel & Gefährlich als toller Gegenpol zum aktuellen Befindlichkeitspop.

Nach Hamburg kommt James Smith gern zurück. Denn 2021 hat seine Band Yard Act beim Reeperbahn Festival den Anchor Award als beste Nachwuchsband gewonnen: „Das werden wir niemals vergessen“, sagt der Sänger. Zweieinhalb Jahre später steht Smith auf der Bühne im Uebel & Gefährlich und legt mit seinen Bandkollegen ein unverschämt freches Konzert hin.

Die vierköpfige Truppe aus Leeds, für die Tournee um einen Multiinstrumentalisten und zwei beeindruckende Sängerinnen erweitert, spielt einen energetischen Post-Punk mit tanzbaren Uptempo-Nummern. Das Publikum, im Schnitt mindestens doppelt so alt wie die Twens aus Leeds, feiert die Combo und freut sich an diesem krassen Sound, der seine Wurzeln in den 80er-Jahren hat, als Bands wie The Fall, die Happy Mondays und die Gang Of Four die britische Musikszene aufmischten.

Konzert in Hamburg: Yard Act gönnt Fans im Uebel & Gefährlich keine Atempause

Nicht eine Atempause gönnen Smith und Co. dem Publikum, unaufhörlich treiben Schlagzeuger Jay Russell, Bassist Ryan Needham und Gitarrist Sam Shipstone das Tempo voran, James Smith singt die intelligenten, komischen und gesellschaftskritischen Texte mit der Geschwindigkeit eines Rappers. Furios wirbeln Lauren Fitzpatrick mit ihrem riesigen Afro und Daisy Smith über die Bühne, sie sind Sängerinnen und Tänzerinnen gleichermaßen und eine großartige visuelle und akustische Bereicherung des Yard-Act-Sounds.

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„We Make Hits“ heißt ein Track vom aktuellen zweiten Album „Where‘s My Utopia?“, und diesen selbstbewussten Slogan lösen die Engländer in den leidenschaftlich gespielten 75 Minuten ein. Jede Nummer aus „Utopia“ und dem Debütalbum „The Overload“ ist ein Kracher. Zwar nicht für den Mainstream gemacht, aber mit dem hat Yard Act auch nichts zu tun. Die Band geht unbeirrt ihren Weg in der Tradition britischer Punk- und New-Wave-Bands und ist ein wohltuender Gegenpol zu all den gefühlsduseligen Singer-Songwritern, die sich nur mit ihren eigenen Befindlichkeiten beschäftigen. Yard Act lassen es krachen, und dafür werden sie gefeiert.