Berlin. Bei „Maischberger“ diskutierten die Gäste über den Klimaschutz. Dabei überraschte vor allem Unternehmer Roßmann mit einer Ankündigung.

GroKo und Grundrente, der FC Bayern und ziviler Ungehorsam und Hubertus Heils Empfehlung bei der Wahl zum SPD-Vorsitz: Bei „Maischberger“ diskutierten sich die Gäste von einem zum nächsten Thema. Ein dominantes stellte der Klimaschutz dar. Unternehmer Dirk Roßmann berichtete von einer Erleuchtung und kündigte an, 25.000 Bücher zu verschenken.

Derweil wartete „Welt“-Herausgeber Stefan Aust mit einer irren Behauptung auf. Manch 73-Jähriger weiß offenbar mehr über den Klimawandel als Hunderte Wissenschaftler. Austs Aussagen zur globalen Erwärmung überraschten nicht nur Aktivistin Carola Rackete.

Am Anfang plätscherte Maischbergers Wochenrückblick noch vor sich hin. Verständlich, denn über die Zukunft der GroKo wurde in den vergangenen Tagen schon zuhauf diskutiert. Und die Situation des FC Bayern und was das für den scheidenden Präsidenten Uli Hoeneß bedeutet, mögen Fans des Rekordmeisters sicher lebhaft diskutieren wollen. Bei „Maischberger“ fand sich dafür niemand so recht.

Sandra Maischbergers Gäste am Mittwochabend:

  • Hubertus Heil (SPD), Bundesminister für Arbeit und Soziales
  • Carola Rackete, Naturschutzökologin und Seenotretterin
  • Linda Teuteberg (FDP), Generalsekretärin
  • Johannes B. Kerner, Fernsehmoderator
  • Stefan Aust, „Welt“-Herausgeber
  • Dirk Roßmann, Unternehmer

Hubertus Heil hat keine Lust auf Maischbergers Machtfragen

Zum Glück wurden die beiden Themen schnell abgearbeitet. Den vorzeitigen Zusammenbruch der GroKo hielt niemand für sonderlich wahrscheinlich. „Die Angst vor Neuwahlen ist zu groß“, fasste es Stefan Aust kurz zusammen. Und da auch Sportexperte Johannes B. Kerner nicht beantworten konnte, wer neuer Trainer beim Rekordmeister wird, ging es schnell weiter.

Dann nahm die Runde Fahrt auf: Hubertus Heil (SPD) machte deutlich, wie wenig Lust er auf die Machtfragen von Moderatorin Sandra Maischberger hatte – und erteilte ihr eine harte Abfuhr. „Das Spiel spiele ich nicht mit“, sagte Heil. Viel lieber warb er für sein Konzept der Grundrente – ohne Bedürftigkeitsprüfung. Doch ob er sich gegen den erbitterten Widerstand der Union durchsetzen kann?

Das Unwort der Stunde: Zahnarztgattin

Hubertus Heil kennt nur einen Zahnarztgatten – Sigmar Gabriel.
Hubertus Heil kennt nur einen Zahnarztgatten – Sigmar Gabriel. © WDR/Max Kohr | WDR/Max Kohr

Dass sich die CDU/CSU für eine Bedarfsprüfung einsetzt und das derzeit gerne mit dem ewigen Beispiel der Zahnarztgattin begründet – geschenkt. Doch Sandra Maischberger wollte das Beispiel noch einmal mit Hubertus Heil durchexerzieren. Der war ganz schön genervt. „Es wird viel Abstruses erzählt“, echauffierte sich Heil.

Denn taugt das Beispiel heutzutage überhaupt noch? Und gibt es wirklich so viele Menschen, die dann mehr bekommen, obwohl sie es nicht nötig hätten? „Außer einem Zahnarztgatten, mein Parteigenosse Sigmar Gabriel, kenne ich eigentlich niemanden“, versuchte Hubertus Heil die Fragen mit Humor zu nehmen.

Rossmann-Gründer verschenkt Bücher

Als die Gäste beim Thema Klimaschutz ankamen, wurde die Sendung immer abstruser. Dirk Roßmann, Gründer der Drogerie-Kette Rossmann, berichtete von seinem Damaskuserlebnis: „Bis vor zwei Monaten dachte ich, ich tue genug Gutes. Dann las ich ein Buch“, begann er zu erzählen. Es war „Wir sind das Klima!“ vom US-amerikanischen Autor Jonathan Safran Foer.

kjlDirk Roßmann haut mal eben 25.000 Bücher raus.
kjlDirk Roßmann haut mal eben 25.000 Bücher raus. © WDR/Max Kohr | WDR/Max Kohr

Beim Lesen sei ihm bewusst geworden, wie weit die Zerstörung des Klimas bereits vorangeschritten ist. „Jetzt will ich vom Reden ins Handeln kommen“, wurde Roßmann pathetisch. Und gab bekannt: Er hat 25.000 Exemplare des Buchs gekauft und möchte sie verschenken. Jeder dürfe sich ab sofort bei ihm melden.

Das war dann auch zeitnah über die Website seiner Drogerie-Kette Rossmann möglich – so die Seite denn funktionierte. Immer wieder ging der Server in die Knie. Schon morgens waren alle Exemplare vergriffen – alle Bundestagsabgeordneten, alle Vorstände von deutschen Dax und M-Dax-Unternehmen hätten zusätzlich schon vorab welche bekommen, erklärte der Unternehmer, der 200 neue Rossmann-Filialen eröffnen und 40 schließen will.

Klimaschutz oder Freiheit – riesige Gräben

Und dann prallten auch noch Welten aufeinander: FDP-Generalsekretärin Teuteberg und Seenotretterin Carola Rackete, die sich nun als Klimaaktivistin engagiert. Teuteburg will weniger zivilen Ungehorsam und mehr Wettbewerb, Rackete will klimaschädliche Unternehmen zur Verantwortung ziehen und bestrafen.

Weiß offenbar mehr als Wissenschaftler: Stefan Aust.
Weiß offenbar mehr als Wissenschaftler: Stefan Aust. © WDR/Max Kohr | WDR/Max Kohr

Was auch Moderatorin Sandra Maischberger auf einmal klar wurde: Rackete schaute die FDP-Generalsekretärin nicht ein einziges Mal an. Beide reagierten mit keinem Wort direkt auf die Aussage der anderen. Man merkte: Die können beide nichts miteinander anfangen, die inhaltlichen Gräben sind riesig. Also einfach nicht weiter beachten, so die Devise.

Doch als sei das nicht genug der Unterhaltung gewesen, fing „Welt“-Herausgeber Stefan Aust auf einmal an, den CO2-Ausstoß als Ursache für den Klimawandel, der Deutschland wohl radikal verändern wird, in Frage zu stellen. „Mir ist die Debatte zu hysterisch“, versuchte sich Aust noch herauszureden. Zum Glück war die Sendezeit dann vorbei.

SPD-Minister für Scholz und Geywitz

Anfangs sah es noch nach einer furchtbar langweiligen „Maischberger“-Sendung aus. Die drei kommentierenden Herren überboten sich in Plattitüden: „Man kann nicht Autofahren, wenn man auf der Bremse steht“ (Roßmann) etwa oder „Wer solche Partner hat, braucht keine Feinde mehr“ (Kerner). Doch je mehr Themen die Gäste anrissen, desto wilder wurde die Sendung. Inhaltlich dünn, aber unterhaltsam.

So auch die kurze Debatte um die Wahl zum SPD-Vorsitz, die sich zuletzt auf Olaf Scholz und Norbert Walter-Borjans fokussierte. Hubertus Heil bekannte sich unumwunden: Er wird Olaf Scholz und Klara Geywitz wählen. Sie stünden für Stabilität und Regierungswillen. Und zudem sei er mit Geywitz gut befreundet. Wenn das nicht ein Argument ist!