Hamburg. Die Podcaster liefern in Hamburg ab: ein Gespräch über öffentlich-rechtliche Medien und Haarmittel. Gegensätzlich bleibt nur ihre Garderobe.

Politische Prominenz auf dem OMR-Festival 2024: Gregor Gysi (Linke) und Karl-Theodor zu Guttenberg sind am Mittwoch auf dem Marketing- und Digitalfestival auf der Bühne in Hamburg. Nach Robert Habeck sind sie die nächsten Gäste mit politischer Biografie. Laut Veranstalter diskutieren sie mit unterschiedlichen Positionen über politische Themen. Unterschiedlich ist vor allem die Kleiderwahl. Guttenberg (mittlerweile) gewohnt lässig in Sneakern, grauer Jeans und Pullover. Gysi kommt im Anzug auf die Bühne. Das Thema: Welchen Einfluss haben soziale Medien auf die Demokratie?

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Gysi und Guttenberg bei OMR in Hamburg: Sperrung von Trumps Twitter-Account unfair?

„Ich dachte, soziale Medien stärken die Demokratie“, sagt Gregor Gysi. Fake-News, Anonymität und ein immer hinterherlaufendes Recht würden jedoch dafür sorgen, dass auch das Gegenteil der Fall sein kann. Dass Donald Trumps Twitter-Account gesperrt wurde, findet Gysi nicht richtig - auch, wenn es Trump ist. „Ich finde nicht gut, dass Trump die Plattform gestrichen wurde, das darf nur ein Gericht machen“, sagt der Linken-Politiker. Schon gar nicht die Politik dürfe eine solche Entscheidung treffen, da fehle die Neutralität.

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Soziale Medien und Donald Trump, da sieht Guttenberg einen starken Zusammenhang. „In den USA wäre ein Präsident wie dieses blonde Wunderkind ohne Social Media wohl nicht möglich gewesen.“ Gregor Gysi kritisiert darüber hinaus die öffentlich-rechtlichen Medien und die Berichterstattung während der Pandemie. Es habe durchaus Menschen gegeben, die sich nicht gegen das Corona-Virus impfen ließen und trotzdem keine Verschwörungstheoretiker seien.

Guttenberg ruft dazu auf, Soziale Medien nicht zu einem Hort der Desinformation werden zu lassen. Die Plattformen sollten dazu gedrängt oder verpflichtet werden, ihre Algorithmen offenzulegen. Radikales Gedankengut dürfe nicht gefördert werden. Außerdem müsste es ein verpflichtendes Angebot an Schulen geben, Medienkompetenz zu vermitteln. „Da sind wir in unserem Land immer noch im absoluten Dornröschenschlaf“, sagt der ehemalige Bundesverteidigungsminister, der 2011 durch eine Plagiatsaffäre in Ungnade gefallen ist. „Meine Ewigkeitsgarantie hat sich vor 13 Jahren erschöpft – Gott sei dank!“, sagt Guttenberg.

Gysi über Guttenberg bei OMR: „Er ist inzwischen unabhängig, ich war es schon immer“

Dass die beiden Redner vertraut sind, wird schnell klar. Im Podcast „Gysi gegen Guttenberg“ sprechen sie regelmäßig über aktuelle, politische Themen. Laut Guttenberg soll der Podcast ein Angebot des Zuhörens und des gegenseitigen Respekts sein. Da Gysi selbst auf Social Media präsent sei, schlägt Guttenberg dem Linken-Politiker zu Beginn vor, Werbung für Haarmittel zu machen. Guttenberg hat sich nach der Plagiatsaffäre aus der Politik zurückgezogen, Gysi stichelt zum Schluss: „Er ist inzwischen unabhängig, ich war es schon immer“. Die Halle beklatscht einen Gysi, der an diesem Mittwoch rhetorisch gut in Form ist.