Dassendorf. Spektakulärer Saisonausklang beim Vize-Meister TuS Dassendorf. Kantersieg für den ETSV Hamburg, Überraschung beim Düneberger SV.

Niels Jürgens schien bereits nach gerade einmal 23 absolvierten Minuten im Spiel seiner TuS Dassendorf gegen den TSV Buchholz 08 die Freude an seinem Job als Stadionsprecher des Fußball-Oberligisten verloren zu haben. Zumindest hatte die „Stimme vom Wendelweg“ keine Lust mehr, den immer selben Namen zu nennen. „Der Torschütze ist allen bekannt, den sage ich jetzt nicht mehr“, erklärte er, nachdem die Hausherren das 4:0 erzielt hatten.

Der Mann, den Jürgens in diesem Moment den rund 200 Zuschauern verschwieg, heißt Martin Harnik. Mit seinen Saisontoren 29, 30, 31 und 32 hatte er die Hausherren früh uneinholbar in Führung gebracht. Alles deutete zu diesem Zeitpunkt auf einen zweistelligen Erfolg des Teams von Coach Thomas Seeliger hin. Und was machte die TuS dann? Sie schaltete zum wiederholten Mal in dieser für sie so wechselhaften und unbefriedigenden Spielzeit in den Verwaltungsmodus. So schlug am Ende „nur“ ein 4:2-Sieg für Dassendorf zu Buche.

Vier Tore von Martin Harnik zum Saisonfinale in der Fußball-Oberliga

„In so einem Spiel muss ich doch sagen: ‚Ich führe nach der kurzen Zeit mit 4:0, die kriegen hier noch mal richtig‘. Aber wir haben es nicht vernünftig zu Ende gespielt“, beklagte Seeliger nach der Partie ein Phänomen, das sich wie ein roter Faden durch die TuS-Saison zog. Ausschlaggebend für den Ausgang der Meisterschaft war der zuweilen fehlende Heißhunger auf weitere Treffer allerdings nicht. Denn mit 96 Toren stellte Dassendorf noch vor dem neuen Titelträger Altona 93 (91) die beste Offensive der Hamburger Stadtliga. Zum Verhängnis wurden dem früheren Serienmeister Ballverluste und daraus resultierende Gegentreffer in der Vorwärtsbewegung.

Hältst du links, schießt Harnik rechts vorbei: Der Buchholzer Torwart Tim Burgemeister war um seinen Job nicht zu beneiden.
Hältst du links, schießt Harnik rechts vorbei: Der Buchholzer Torwart Tim Burgemeister war um seinen Job nicht zu beneiden. © BGZ/Hanno Bode | Bode

„Wir haben von den 36 Toren, die wir bekommen haben, mindestens 25 durch eigene Fehler selbst verschuldet“, sagte Seeliger. Dies sei keine Frage der Qualität, sondern des Kopfes, stellte der Coach klar: „Meister werde ich dann, wenn ich bereit bin, jedes Spiel und jeden Gegner mit Demut anzunehmen und abzuarbeiten.“ Damit sprach der 57-Jährige insbesondere auf die Niederlagen gegen den FC Türkiye (1:2), bei Buchholz (0:3) sowie gegen die SV Halstenbek-Rellingen (3:4) an.

TuS-Sportchef Jan Schönteich beklagt „Überheblichkeit und fehlende Gier“

Allesamt Gegner, denen Dassendorf individuell eigentlich klar überlegen ist. „Aber wir haben immer auf der Agenda gehabt, nur so hoch zu springen wie das berühmte Pferd – und das ging dann halt zu häufig schief“, monierte TuS-Sportchef Jan Schönteich: „Wir haben das ganz klar selbst verbockt, durch Überheblichkeit und fehlende Gier.“

Klare Worte, denen nun am Wendelweg Tate folgen werden. Denn: „Zweimal hintereinander keinen Titel zu holen ist indiskutabel und überhaupt nicht unser Anspruch. Hier herrscht eine extrem hohe Unzufriedenheit“, stellte Schönteich klar. Er kündigte an, dass es nun einen Umbruch geben wird, der für Dassendorfer Verhältnisse recht groß ausfallen wird. Ein halbes Dutzend neue Akteure wird die TuS wohl verpflichten. „Und ich glaube auch, dass das alles keine Spieler für die Breite des Kaders sein werden“, sagte Schönteich.

Die ersten Neuzugänge am Wendelweg stehen bereits fest

In Torjäger Mert Akkus (Lüneburger SK) sowie Innenverteidiger Hamajak Bojadgian (ETSV Hamburg) stehen zwei Neuverpflichtungen bereits fest. In den kommenden Tagen könnten die nächsten Transfers vermeldet werden. Es wird sich, so viel steht fest, ausschließlich um gestandene Kicker mit höherklassiger Erfahrung handeln. „Wir müssen auch mal wieder neue Reize setzen. Neue Gesichter und neue Qualität beleben den Konkurrenzkampf. Und dann muss auch jeder mal wieder 90 Minuten durchziehen“, erklärte Seeliger.

Die Spieler der TuS Dassendorf stehen Spalier für Maximilian Ahlschwede (5.v.l.) nach dessen Auswechslung. Der Routinier beendet seine Karriere.
Die Spieler der TuS Dassendorf stehen Spalier für Maximilian Ahlschwede (5.v.l.) nach dessen Auswechslung. Der Routinier beendet seine Karriere. © BGZ/Hanno Bode | Bode

Der Trainer wird also voraussichtlich mit einem aufgepäppelten Aufgebot in seine zweite Saison am Wendelweg gehen. Nicht mehr zurückgreifen kann er dann allerdings auf seinen bisherigen Abwehrchef Maximilian Ahlschwede. Der langjährige Drittliga-Profi beendet aus beruflichen Gründen seine Karriere und wurde nach seiner Auswechslung gegen Buchholz in der 59. Minute emotional von seinen Teamkameraden und dem Trainer- und Betreuerstab verabschiedet.

Ein halbes Dutzend Spieler werden die TuS Dassendorf verlassen

Auch Keeper Sebastian Kalk steht der TuS jobbedingt nicht mehr zur Verfügung. Zudem verlassen Muhammend Özalp (FC Voran Ohe) und Michael Werdenich (unbekanntes Ziel) sowie die zuletzt verliehenen Tom Muhlack (Lüneburger SK) und Maximilian Dittrich (bei Ohe im Gespräch) die Dassendorfer.

Der Österreicher Michael Werdenich (l.) durfte in seinem letzten Spiel noch einmal für eine halbe Stunde ran: Hier zieht er an Jonas Fritz vorbei.
Der Österreicher Michael Werdenich (l.) durfte in seinem letzten Spiel noch einmal für eine halbe Stunde ran: Hier zieht er an Jonas Fritz vorbei. © BGZ/Hanno Bode | Bode

„Wir wollen hier neuen Input und dann müssen wir dahinkommen, dass wir Spiele auch wieder zu Ende spielen“, formulierte Schönteich ein Ziel für die neue Saison. Partien wie gegen Buchholz, in denen die TuS zu schnell zu zufrieden war, sollen dann der Vergangenheit angehören. Die Torfolge: 1:0 Harnik (7.), 2:0 Harnik (11.), 3:0 Harnik (18.), 4:0 Harnik (23.), 4:1 Luca-Robin Knobloch (74.), 4:2 Knobloch (88.). TuS Dassendorf: Kalk (72. Gruhne) – Kleine, Ahlschwede (59. Werdenich), K. Carlous – Dettmann, Lam, Strömer (59. Götz), Möller, Maggio, R. Carolus – Harnik.

Düneberger SV holt Trainer André Wengorra zurück

Derweil hat die wochenlange Suche nach einem neuen Trainer beim Oberliga-Absteiger Düneberger SV ein Ende gefunden. André Wengorra, von dem sich der Verein Anfang April getrennt hatte, kehrt als Chefcoach für die Fußball-Landesliga zurück und soll bei den Geesthachtern ein neues Team aufbauen.

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„Die Gespräche mit ihm waren sehr konstruktiv, und es gab eine große Übereinstimmung über die Art und Weise des gemeinsamen Weges“, berichtet DSV-Sprecher Andreas Schmitz. „Es ist klar, dass dieses ein sehr schwerer Weg wird, da der neue Kader vor einem enormen Umbruch steht.“ Erschwert wird der Neuaufbau auch dadurch, dass dem DSV mit dem bisherigen 2. Vorsitzenden Thomas Nowottnick ein wesentlicher Sponsor weggefallen ist.

Düneberg trat zum letzten Spiel beim ETSV Hamburg nur mit zwölf Mann an

Im letzten Spiel unter Interimscoach Erdinc Özer gab es eine 1:7-Niederlage beim ETSV Hamburg, wobei die nur mit zwölf Mann angereisten Düneberger aber lange gut mithielten. Die Torfolge: 1:0 Vedat Düzgüner (40.), 2:0 Niklas Kiene (51.), 3:0 Lesley Karschau (55.), 3:1 Tarik Cosgun (70.), 4:1 Marco Schultz (71.), 5:1 Vincent Boock (72.), 6:1 Schultz (69.), 7:1 Schultz (90.).

ETSV Hamburg: Clasen (75. Paramidani) – Boakye (19. Comertpay), Kiene, Marushka, Monteiro – Düzgüner (46. Hoppe), Heine, Boock, Karschau (68. Babuschkin) – Schultz – Stark. Düneberger SV: Hantusch – Nomura, Adrian Zodel (66. Crokek), Voß, Gök – Celikten, Carl – Vidosevic, Cosgun, Hänsch – Möller.