Stadtbaurat Kersten Schröder-Doms stand bei Diskussion um Technikmuseum im Mittelpunkt. Er hat das Stadtbild geprägt.

Stade. Nur selten gerät er in den Blickpunkt der Öffentlichkeit und viele Stader Bürger wissen auch gar nicht, wer dieser Mann ist, welches Amt er bekleidet. Dabei hat Kersten Schröder-Doms wie wohl kaum ein anderer in den vergangenen Jahrzehnten das Bild der Hansestadt Stade und damit das Leben der Bürger maßgeblich geprägt.

Der studierte Architekt ist seit einer gefühlten Ewigkeit Stades Stadtbaurat. Seit 1988, als er das Amt antrat, werkelt er zumeist im Hintergrund, bevor der Stader Rat über Bauvorhaben, Sanierungspläne und die Erschließung neuer Baugebiete entscheidet. Beim Streit zwischen der Stadtverwaltung und dem Technik- und Verkehrsmuseum aber stand er im Rampenlicht. Schließlich sollte er mit seinem Stab eine neue Nutzung des Museumsgeländes an der Freiburger Straße erarbeiten. Der Streit zwischen der Führung des Museumsvereins und der Stadt, die dem Verein Ende 2010 den Nutzungsvertrag gekündigt hatte, landete regelmäßig auf dem Schreibtisch des Stadtbaurates.

Kersten Schröder-Doms sitzt oft in seinem Büro im neuen Trakt des Rathauses. Von dort aus sind es nur wenige Schritte in das des Ersten Stadtrates Dirk Kraska. Mit ihm musste sich Schröder-Doms öfter beraten in diesem Jahr. Wegen des Technik- und Verkehrsmuseums, das sich mit allen Mitteln dagegen wehrt, sein Domizil zu verlassen. Zornig ist der Stadtbaurat wegen dieses aus seiner Sicht unnötigen Ärgers aber nicht. Der Mann, der mit seinem Schnurrbart und den silbergrauen Löckchen gütig dreinschaut und mit sanfter Stimme spricht, findet es nur schade, dass der Zwist mit dem Museumsverein entstanden ist und verbissen von dessen Verantwortlichen über den Museumskurator Dieter-Theodor Bohlmann ausgefochten werde. "Ich fühle mich mit Dieter-Theodor Bohlmann befreundet, daher fällt es auch schwer, eine Entscheidung zu treffen, die ihn mit betrifft", sagt Schröder-Doms. Es habe aber keine Alternative für die Stadt gegeben, als die Kündigung auszusprechen, um den desolaten Haushalt der Stadt zu stabilisieren.

"Die Entwicklung war unumgänglich, seit im Rat der Entscheid da war", sagt der Stadtbaurat. Seitdem hätte der Verein auch erkennen müssen, dass großer Handlungsbedarf bestand, doch der Verein habe immer neue Positionen gesucht, um nicht von den Sparplänen der Stadt betroffen zu sein. Spätestens als vom Rat die offizielle Kündigung ausgesprochen wurde, hätte jeder im Verein wissen müssen, was die Stunde geschlagen habe. Dass ihm und der Verwaltung vom Museumsverein vorgeworfen wurde, das Museum kaputt zu reden und herzlos vor die Tür setzen zu wollen, das habe ihn schon geschmerzt, sagt Schröder-Doms.

"Wir haben das Ehrenamt immer gewürdigt. Wir haben mit der KBS-Halle und den Gutachten, die wir bezahlt haben, auch guten Willen gezeigt, der aber nicht erkannt wurde", sagt Schröder-Doms. Nein, der Verein habe gar nicht erkannt, was die Stadt ihm da anbot. Die KBS-Halle liegt in dem Gebiet, das künftig zur Harschenflether Vorstadt gehört, für die gerade eine komplett neue Gestaltung erarbeitet wird, quasi als Vollendung der Umgestaltung des Hafenviertels.

"Das Museum hätte künftig eine Top-Lage in einem der modernsten und attraktivsten Viertel Stades gehabt", sagt Schröder-Doms. Es habe am Ende aber bei jedem Vorschlag der Verwaltung zu viele "Ja, aber" von Seiten des Vereins gegeben, sodass die Stadtverwaltung ihre Hilfe, die scheinbar nicht gewünscht gewesen sei, frustriert zurückgezogen habe. Und dafür wurde wiederum der Stadtbaurat attackiert, weil er nach Ablauf des städtischen Ultimatums, wie auch Dirk Kraska und Bürgermeisterin Silvia Nieber, auf der Räumung des Museumsgeländes für 2012 bestand. "Die Kritik, die da kam, war hart. Sicher, die gehört zur Arbeit dazu, aber es hängt ja auch meine Familie über meinen Namen mit drin. Das macht es manchmal nicht leicht, die Kritik, so wie sie geäußert wurde, einfach so hinzunehmen", sagt er.

Eigentlich hätte Kersten Schröder-Doms dem ganzen Ärger der vergangenen Monate einfach den Rücken zuwenden und, wie jeder andere Bürger, der seine Pflicht im Beruf erfüllt hat, in Rente gehen können. Doch das wollte er nicht, das konnte er nicht. Noch nicht.

Als Schröder-Doms 1988 das Amt des Stadtbaurats antrat, da hatte er nach seinem Studium bereits in Hessen und in Buchholz in der Bauamtsleitung gearbeitet. Als der Architekt 1987 seine Bewerbung für das Amt in Stade abgab, da war das eine kleine Heimkehr für ihn, denn in Stade wurde er geboren. "Ich hatte nie damit gerechnet, dass ich eines Tages wieder in Stade arbeiten und leben würde. Es war ein unerwartetes Heimkommen", sagt er. Denn eigentlich, so erzählt er, hatte es ihm in Buchholz gut gefallen. Doch die Chance, in seine Geburtsstadt zurückzukehren und dort sein politisches Interesse mit seinen fachlichen Fähigkeiten zu verknüpfen und die Gestaltung der Stadt mit voranzubringen, die wollte und konnte er sich nicht entgehen lassen.

Viele Projekte hat Schröder-Doms seit 1988 in der Hansestadt verfolgt oder in die Wege geleitet. Die Hafenstadt ist eines davon. Die nun folgende Entwicklung der Harschenflether Vorstadt, die er als Vollendung der Stader Hafenstadt bezeichnet, will er noch bis zu ihrem Abschluss begleiten. Einer der Gründe für ihn, noch länger als geplant im Amt zu verweilen. "Es gibt Projekte, die ich gerne zu Ende führen möchte", sagt Schröder-Doms. Und es gibt Dinge, die er gerne noch anschieben will: Riensförde, den Stader Hafen und die Stabilisierung der industriellen Stadtentwicklung etwa.

Und da ist auch das Hahler Viertel, das in den 70er-Jahren eine begehrte Adresse in Stade war, inzwischen aber als stilistisch unattraktiv angesehen wird. Dort gebe es großes Entwicklungspotenzial. Überhaupt sei das mit dem Baustil so eine Sache: "Was gelungen ist, das entscheidet sich oft erst 50 Jahre später", sagt Schröder-Doms.

Wenn also etwas dann noch steht, dann sei gute Arbeit geleistet worden. Schröder-Doms hofft, dass sein Lieblingskind, die Hafenstadt, auch in 50 Jahren noch als gelungen empfunden wird. Und er wünscht sich, dass es später über ihn heißt, er habe sich für die Interessen der Stadt und ihrer Bürger eingesetzt und Wege gefunden, Dinge gut umzusetzen. "Als vorbildlicher Bürokrat möchte ich jedenfalls nicht in die Geschichtsbücher eingehen", sagt Schröder-Doms und lächelt. (abendblatt.de)