Hamburg. Endzeitstimmung beim FC St. Pauli. "Das ist in unserer Situation das Schlechteste, was uns passieren konnte." Holger Stanislawski stand frustriert im prasselnden Regen auf dem Trainingsgelände an der Kollaustraße und schüttelte den Kopf. Für den verletzten Kapitän und seine Mannschaft gab es gestern nur ein Thema: den fast sicheren Abgang ihres Trainers.

Gegenüber dem Abendblatt bestätigte Heinz Groenewold, der Generalbevollmächtigte der Fußball-Abteilung des Zweitligaclubs Jahn Regensburg, das Interesse an einer sofortigen Verpflichtung von Franz Gerber: "Über 50 Trainer haben uns bei uns angeboten, aber Gerber gehört zu unserem engsten Kreis von drei, vier Kandidaten." Nach dem Rücktritt Ingo Peters in Regensburg macht Groenewold Druck. Noch in dieser Woche will der Club des ehemaligen St.-Pauli-Keepers Heinz Müller Vollzug melden.

Und auch Gerber selbst ist alles andere als abgeneigt. Am Vormittag sprach der 49-Jährige, dessen Vertrag als Trainer im Juni 2004 endet, die ungewisse Perspektive St. Paulis an: "Ich weiß nicht, wie es in der nächsten Saison weitergehen soll. Wenn man den Wiederaufstieg plant, muss sich hier einiges ändern."

Nach der zweiten Trainingseinheit am Nachmittag traf sich Gerber dann mit Präsident Corny Littmann, der diesem in dem Gespräch die Freigabe für einen Wechsel erteilte: "Wir würden gern mit dem Trainer über den 30. Juni 2004 hinaus arbeiten. Aber wenn das Angebot zu attraktiv für ihn ist, werden wir ihm Möglichkeiten eröffnen. Ihn nur wegen seines Vertrages zu zwingen, in Hamburg zu bleiben, wäre keine gute Lösung."

Littmann betonte zwar zugleich die freundschaftliche Verbundenheit zu Gerber, doch klar ist auch, dass dieser seit dem Abgang von Ex-Präsident Reenald Koch sowohl im Vorstand als auch dem Aufsichtsrat kaum Freunde mehr hat. Seinen Gegnern käme es sehr gelegen, wenn Gerber den Verein aus eigenen Stücken verließe.

Und danach sieht es aus. Noch am Abend traf sich Gerber mit einem Vertreter von Jahn Regensburg, um die Details einer Anstellung zu besprechen. Einigt man sich abschließend, wird Gerber schon heute seine Demission als St.-Pauli-Trainer bekannt geben. Und auch die Tage von Harald Gärtner (Vertrag bis 2004) wären am Millerntor gezählt - der Co-Trainer würde Gerber nach Regensburg folgen.

Die Nachfolge ist geklärt: Einen anderen als Amateure- und Nachwuchstrainer Andreas Bergmann kann sich der Club sowieso nicht leisten. Nach dem Zwei-Millionen-Minus der vergangenen Saison steckt St. Pauli auch in dieser Serie in großen finanziellen Nöten. Auch deshalb soll Gerber schnell von der Gehaltsliste.