Auch in Mönchengladbach wird St. Paulis Gerald Asamoah noch nicht 90 Minuten spielen. Gibt es heute in Gladbach erneut ein Torfestival?

Hamburg. Zugegeben, die Frage ist etwas ketzerisch. Aber wer nach einem 6:3-Auswärtssieg bei Bayer Leverkusen anschließend mit 0:4 gegen Eintracht Frankfurt und 0:7 beim VfB Stuttgart untergeht, muss den Spott nach elf Gegentoren in der Bundesliga ertragen können: Mönchengladbach, darf es heute wieder etwas mehr sein? Um 20 Uhr (Sky und Liveticker auf abendblatt.de) empfängt die Borussia den FC St. Pauli zum Auftakt des fünften Spieltags. Doch die Frage ist auch bei den Hamburgern aktuell, wenngleich nach jeweils einem Gegentor pro Pflichtspiel mit einer völlig anderen Bedeutung.

Gerald Asamoah wird in Mönchengladbach seinen zweiten Saisoneinsatz für den Aufsteiger absolvieren. Wie lang dieser sein wird, weiß - wenn überhaupt - nur Trainer Holger Stanislawski, doch es gilt als sicher, dass das Aufbauprogramm nach Asamoahs durch einen komplizierten Sehnenteilabriss im Oberschenkel bedingten achtwöchigen Verletzungspause in die nächste Runde geht. Der sonntägliche 18-Minuten-Quickie am ausverkauften Millerntor gegen den HSV machte jedenfalls die Bedeutung des im Sommer getätigten Königstransfers sichtbar.

Das Derby drohte zur mauen, fast freundschaftlichen Nullnummer zu verkommen, Aufreger lieferten weder Schiedsrichter Florian Meyer noch die 22 Akteure auf dem Platz. Keine Spielkultur, keine Härte, keine Nickligkeiten. Dann kam er: Asamoah, in der 74. Minute eingewechselt für Rouwen Hennings. Das Stadion tobte, kurz darauf HSV-Hitzkopf David Jarolim nach einem Tête-a-Tête mit St. Paulis Hoffnungsträger, und drei Minuten später Fabian Boll, der nach Asamoahs Zuspiel die 1:0-Führung für St. Pauli erzielt hatte. Die Erkenntnis nach den ersten Pflichtspielminuten des 31-Jährigen im braunen Trikot: Asamoah tut dieser Mannschaft gut, er kann ihr weiterhelfen, weil er Qualitäten und Erfahrung mitbringt, die den Kollegen um ihn herum abgehen. "Gerald", sagt Trainer Stanislawski, "Gerald kann unserem Spiel mit seiner Durchsetzungsfähigkeit und seiner Ballbehauptung einen anderen Charakter und seinen Nebenleuten Freiräume geben, eben so wie beim Tor. Und genau deswegen haben wir ihn ja auch verpflichtet." Spätestens wenn St. Pauli aufgrund der Qualität des Gegners oder eigenen Ungenauigkeiten nicht sein bewährtes Direktspiel anwenden kann, ist das Offensivspiel auf den bulligen Neuzugang vom FC Schalke angewiesen.

"Für 90 Minuten wäre es aber zu früh, ich war zu lange weg", sagt Asamoah selbst, und bleibt damit ganz in der Diktion des Trainers: "Bei Asa müssen wir aufpassen, dass wir ihn nicht in der englischen Woche verbrennen. Innerhalb seines Genesungsprozesses sind wir drei Wochen vor unserer Zeit. Er hat noch etwas aufzuholen." Und so wird er aller Voraussicht nach seinen nächsten Kurzeinsatz absolvieren. Vielleicht 19, vielleicht 20, vielleicht 21 Minuten. Beim Abflug der Mannschaft gestern von Hamburg-Fuhlsbüttel nach Düsseldorf war er, wie erstmals auch Abwehrspieler Moritz Volz und im Gegensatz zu Hennings, der von Stanislawski nach vier Startelfeinsätzen eine schöpferische Pause erhielt, jedenfalls dabei.

Er will und wird spielen. "Nicht die volle Distanz, aber generell darf es natürlich gern etwas mehr sein", sagt Asamoah. Er hätte sicherlich kein Problem damit, wenn der Satz heute auch wieder für die angeschlagene Borussia aus Mönchengladbach gilt.

Mönchengladbach: Bailly - Levels, Brouwers, Dante, Daems - Bradley, Marx - Herrmann, Reus - Idrissou, Bobadilla.

St. Pauli: Kessler - Rothenbach, Zambrano, Thorandt, Oczipka - Boll, Lehmann - Bruns, Takyi, Naki - Ebbers.