Hamburg. Vor dem Derby geraten Spieler und Verantwortliche des HSV und FC St. Pauli aneinander. Christoph Holstein findet deutliche Worte dafür.

Nachdem seine Mannschaft den ersten von drei Matchbällen vergeben hatte, knüllte Fabian Hürzeler seinen Trainingsanzug während der Presserunde kurzerhand auf Tennisballgröße zusammen. Der Cheftrainer des FC St. Pauli war angefressen vom 0:1 (0:0) im Stadtderby beim HSV.

Aber nicht nur die Niederlage hatte dem 31-Jährigen die Laune am Freitagabend gründlich verdorben. Auch das Nachspiel zum Vorspiel des eigentlichen Spiels hatte es in sich. Aber erstmal ganz ruhig der Reihe nach.

Rudelbildung im Derby: Hürzeler und Baumgart im Disput

Wobei, so wirklich ruhig war es nicht, was im Volksparkstadion geschehen war. Ein Kreisspiel beim Aufwärmen hatte der HSV nahe der Mittellinie aufgebaut. Das Gebiet, in das die St.-Pauli-Spieler bei ihren Übungen regelmäßig eindringen.

HSV-Trainer Steffen Baumgart wusste das und war vorbereitet. „Das ist Absicht und passiert nicht zum ersten Mal. Ich habe meinen Jungs die Szenen aus dem Hinspiel gezeigt und gesagt: Das soll mal vorkommen, dass einer in unsere Hälfte läuft", sagte der 52-Jährige.

Boldt, Costa und Németh mischen bei Derbyrangelei mit

Problem: Es kam vor, als St. Paulis Kapitän Jackson Irvine die Mittellinie überquerte und damit direkt eine Rangelei samt folgender Rudelbildung auslöste, in die knapp 20 Personen involviert waren. Selbst HSV-Sportvorstand Jonas Boldt und -Sportdirektor Claus Costa mischten mit.

St. Paulis Co-Trainer Peter Németh war kaum zu bremsen. Das gelang Mittelstürmer Johannes Eggestein nur unter größten Mühen. Auch die Athletiktrainer und Physiotherapeuten beider Teams hatten Adrenalin abzubauen.

HSV-Trainer Baumgart: „Das ist respektlos"

Für Baumgart steht jedenfalls fest: „Ich bin 30 Jahre dabei, und in meiner Hälfte hat keiner etwas zu suchen. Das ist auch eine Frage des Respekts, ich empfinde das als respektlos." Steilvorlage für Hürzeler.

Der Gästecoach erwiderte nach einem empörten Lachen, seine Mannschaft werde „das weiterhin machen". Und überhaupt: „Ich habe den HSV diese Übung noch nie an der Stelle aufbauen gesehen. Die machen es jetzt, weil sie wissen, dass unsere Spieler dort langlaufen."

Hürzeler will St. Pauli weiter in die gegnerische Hälfte laufen lassen

Wenn Baumgart das als Respektlosigkeit ansieht, dann sei es so. „Ich finde andere Dinge und Verhaltensweisen im Leben respektlos. Und ich glaube, wenn wir bei bestimmten Personen darauf eingehen, dann wird es länger dauern", sagte Hürzeler.

Auf die Frage, weswegen St. Pauli das Aufwärmprogramm nicht „wie 35 andere Profitrainer es auch machen" an die Grundlinie verlegt, antwortete der Erfolgstrainer: „Ich habe größtes Vertrauen in und Wertschätzung für meine Mitarbeiter. Ich vertraue den Athletiktrainern und Physios zu 100 Prozent."

Dann zog er ab. Zwei weitere Matchbälle in der Tasche und einen zum Tennisball geschrumpften Trainingsanzug in der Hand.

Staatsrat Holstein empört über „Kindergarten"

Ein Nachspiel hatte das Nachspiel dann am Sonnabend. Da ergriff Sportstaatsrat Christoph Holstein (SPD) das Wort via Instagram. Unter einem Foto der Rudelbildung schrieb der 61-Jährige die folgenden Zeilen:

„Ärger in der Kindertagesstätte Löwenzahn: Die Hasengruppe hat sich aus dem Sandkasten der Igelgruppe ein Förmchen gemopst. Das geht natürlich nicht. Morgen erzählen wir dann wieder was von der Vorbildfunktion von Leistungssportlern für Kinder, Disziplin, Toleranz, das Einhalten von Regeln und so."