Washington. Nach der Trennung von Bill und Melinda Gates kommen neue Enthüllungen ans Licht. Er soll mehrfach Mitarbeiterinnen angeflirtet haben.

Das nerdige Äußere mit V-Ausschnitt-Pullover und der einst dicken Hornbrille hat möglicherweise getäuscht. Hinter der Fassade des in Algorithmen und Wohltätigkeits-Plänen versunken wirkenden Microsoft-Gründers Bill Gates steckte nach jüngsten US-Medienberichten ein Mann, dem schon früh in seiner vor zwei Wochen nach 27 Jahren spektakulär in die Brüche gegangenen Beziehung zu seiner Frau Melinda French Gates nach außerehelichen Updates zumute gewesen sein soll.

Von einer Affäre ist die Rede, die ihn im Verwaltungsrat des Computer-Riesen Sitz und Stimme gekostet habe. Von mehreren Fällen, in denen der heute 65-Jährige Mitarbeiterinnen nachgestellt haben soll. Und davon, dass er sich beim durch Selbstmord ums Leben gekommenen Sexualstraftäter Jeffrey Epstein, mit dem er jahrelang Kontakt hielt, Eheberatung eingeholt habe. Der Reihe nach:

Microsoft-Ingenieurin schrieb Brief über Affäre mit Bill Gates

Laut „Wall Street Journal” soll sich in der zweiten Jahreshälfte 2019 eine Microsoft-Ingenieurin schriftlich an die Unternehmensführung gewandt haben, um einen Stellenwechsel einzuleiten. Als Grund gab sie eine Affäre mit Bill Gates an, die dieser im Jahr 2000, rund sechs Jahre nach seiner Heirat mit Melinda French Gates, begonnen und über mehrere Jahre unterhalten habe. Die Identität der Frau ist bislang nicht bekannt. Nur so viel: Sie verlangte, dass die gehörnte Gattin des Multi-Milliardärs den Brief zu lesen bekommen sollte.

Microsoft-Sprecher Frank Shaw bestätigte gegenüber der Zeitung und anderen US-Medien die Existenz des Beschwerde-Briefs. Auch Bridgitt Arnold, eine Sprecherin von Bill Gates, redete nicht lang um den heißen Brei. „Es gab eine Affäre vor rund 20 Jahren, die freundschaftlich zu Ende ging.”

Microsoft zog Konsequenzen aus #MeToo-Bewegung

Was jedoch von ihr bestritten wird, ist der Zusammenhang mit Gates` Rücktritt aus dem Verwaltungsrat von Microsoft im März 2020. Dort hatte man kurz vor Bekanntwerden der Beschwerde der Gates-Liebschaft im Lichte der #MeToo-Bewegung den Umgang mit solchen Fällen in neue Unternehmensgrundsätze gefasst. Darum setzte die Firmenspitze eine Anwaltskanzlei in Gang, um die Dinge zu untersuchen. Was dabei herauskam? Bisher öffentlich nicht bekannt.

Das einstige Wohltätigkeits- und Vorzeigepaar Bill und Melinda Gates lebt jetzt in Scheidung.
Das einstige Wohltätigkeits- und Vorzeigepaar Bill und Melinda Gates lebt jetzt in Scheidung. © picture alliance / AP Photo | Elaine Thompson

Es muss aber offenbar genug gewesen sein, um zu beschließen, dass Bill Gates „unangemessen” agiert habe und darum als Verwaltungsratsmitglied nicht mehr „geeignet" sei. Was zu der merkwürdigen Situation führte, dass Gates nur drei Monate, nachdem er wiedergewählt worden war, das Weite suchte. Offizielle Begründung seinerzeit: Er wolle sich ganz auf seine philantrophischen Tätigkeiten in aller Welt konzentrieren.

Bill und Melinda Gates sind für die Öffentlichkeit untergetaucht

Ob der Vorgang eine Rolle bei der von Melinda French Gates (56) bereits 2019 durch erste anwaltliche Gespräche eingeleiteten Trennung gespielt hat, ist nicht bekannt. Gates und seine Ex-Frau in spe sind geografisch getrennt (er in Kalifornien, sie in der Karibik) für die Öffentlichkeit untergetaucht.

Die gleichen Fragezeichen bleiben bei Facetten, die die „New York Times” unter Berufung und anonyme Quellen berichtet. Danach soll Bill Gates 2006 von der Firmen-Präsentation einer Microsoft-Angestellten so angetan gewesen sein, dass er sie unmittelbar danach via E-Mail zum Essen einlud. In seiner Nachricht schrieb der von weiblichen Mitarbeiterinnen zuweilen als unbeholfen im zwischenmenschlichen Bereich beschriebene Unternehmer: „Wenn Dir das unangenehm ist, tu so, als wäre es nicht passiert.” Die Angesprochene verhielt sich entsprechend und schlug die Begegnung mit ihrem Boss aus.

New York Times berichtet von Gates' Anmach-Versuchen

2008 soll Gates im Rahmen der von ihm und seiner Frau geführten „Bill & Melinda Gates Stiftung” auf einer Geschäftsreise nach New York auf andere Gedanken gekommen sein. Bei einer Cocktail-Party sagt er demnach zu einer Mitarbeiterin: „Ich will dich sehen. Willst du mit mir Essen gehen?”. Die „New York Times” will von insgesamt sechs Anmach-Versuchen wissen, die im Hause Microsoft/Stiftung die Arbeitsatmosphäre eingetrübt hätten.

Dass Bill Gates, wie das Magazin „The Daily Beast" berichtet, seine Ehe gegenüber Sexstraftäter Jeffrey Epstein als „toxisch” bezeichnet haben soll, worauf der Multi-Millionär ihm zur Scheidung geraten habe, wurde von Gates` Sprecherin Arnold scharf zurückgewiesen. Über seine Ehe mit Melinda Gates habe er sich nicht „abfällig” geäußert, die Gerüchte und Spekulationen rund um die bis April 2022 gerichtlich erwartete Scheidung des Paares seien „zunehmend absurd”. Dass Menschen mit „wenig bis keinem Wissen um die Lage” als Quellen charakterisiert würden, sei „unglücklich”, erklärte die Sprecherin von Bill Gates.