Hamburg. Richtig oder falsch? Rund um die Kreuzfahrt kursieren viele Mythen. Ein Nautischer Offizier verrät, was wirklich stimmt.

Obwohl sich Kreuzfahrten in den vergangenen Jahren wachsender Beliebtheit erfreuen, halten sich einige Mythen hartnäckig. Bei näherer Betrachtung fällt jedoch auf: Oft entsprechen diese nicht der Realität oder sind stark vereinfacht. Wir haben bei einem Kreuzfahrtexperten nachgefragt: Was sind nur Vorurteile und was stimmt wirklich? Ein Nautischer Wachoffizier mit jahrelanger Erfahrung auf See klärt über Vorurteile, Irrtümer und Wahrheiten auf.

Das Wichtigste im Überblick

  • Mythos 1: Es gibt verborgene Decks an Bord
  • Mythos 2: Kreuzfahrten sind nur etwas für ältere Menschen
  • Mythos 3: Die Wände der Kabinen sind magnetisch
  • Mythos 4: Es gibt einen Kühlraum für verstorbene Passagiere
  • Mythos 5: Es gibt kein 13. Deck an Bord eines Kreuzfahrtschiffes
  • Mythos 6: Im Notfall werden Frauen und Kinder zuerst gerettet, der Kapitän geht als Letztes von Bord
  • Mythos 7: Je größer das Kreuzfahrtschiff, desto klimaschädlicher

Sind Kreuzfahrten nur etwas für ältere Leute? Gibt es kein 13. Deck an Bord? Von verborgenen Decks bis zum Thema Umweltverschmutzung – wir nehmen für Sie sieben Kreuzfahrt-Mythen unter die Lupe.

Kreuzfahrt-Mythos 1: Es gibt verborgene Decks an Bord

Angeblich gibt es Decks, die Kreuzfahrt-Passagiere nie zu Gesicht bekommen, sogenannte „Geheimdecks“. Gibt es wirklich verborgene Orte an Bord? „Ja, es gibt Decks, die nicht einsehbar und offen zugänglich für Passagiere sind. Das sind meistens die Decks unter der Wasserlinie und im unteren Bereich des Schiffes. Der Bereich, wo die Crew schläft, an dem sich die Bordküche, das Proviantlager und die Maschine befindet“, sagt der Nautischer Wachoffizier Christian Baumann im Gespräch mit dem Hamburger Abendblatt. Es gibt aber Veranstalter, die sogar Führungen in die Crew-Bereiche machen. Durch Bereiche wie den Maschinenraum darf aber aus Sicherheitsgründen kein Passagier laufen.“

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Kreuzfahrt-Mythos 2: Kreuzfahrten sind nur etwas für ältere Menschen

Sind Schiffsreisen wirklich nur etwas für ältere Urlauber? Eine Aussage, die sich viele Jahre hartnäckig hielt. Doch die Reedereien haben ihr Angebot längst verjüngt. Das Alter der Reisenden variiert daher je nach Kreuzfahrtunternehmen. Eine Statistik (Portal statista.com) aus dem Jahr 2022 zeigt, wie sich die Altersstruktur der Passagiere auf dem weltweiten Kreuzfahrtmarkt verändert hat: Rund 18 Prozent der Kreuzfahrer waren während ihrer Reise im Jahr 2022 zwischen 60 und 69 Jahre alt, 15 Prozent zwischen 40 und 49 Jahren, 11 Prozent zwischen 30 und 39 Jahren und 9 Prozent im Alter von 20 bis 29 Jahren.

„Auch bei Flusskreuzfahrten hielt sich lange das Vorurteil, dass das Publikum ziemlich alt ist. Das lag natürlich auch an den Konzepten, die oldschool waren. Es gab beispielsweise damals einen festen Sitzplatz, man musste um 18:30 Uhr im Restaurant sein“, so der Nautische Offizier. Mittlerweile habe sich das aber geändert, weil das Angebot angepasst wurde. „Heute gibt es beispielsweise offene Restaurantkonzepte, bei denen man wählen kann. Manche Schiffe haben sogar einen kleinen Wellnessbereich an Bord. Dadurch interessieren sich mittlerweile auch jüngere Leute für Flusskreuzfahrten“, so Baumann.

Kreuzfahrt-Mythos 3: Die Wände der Kabinen sind magnetisch

Ein Schiffsgeheimnis, über das öfter berichtet wird: Schiffskabinen sollen magnetisch sein. Irrtum oder Wahrheit? „Ja, viele Kabinenwände sind magnetisch, aber nicht alle”, klärt Christian Baumann auf. Der Grund: „Alte Schiffe haben oft keine Verkleidung, bestehen aus Metall.“

Clevere Kreuzfahrer packen daher in ihr Reisegepäck Haken für die Wände, um Jacken oder Taschen aufzuhängen und den begrenzten Platz der Kabine bestmöglich für sich zu nutzen.

Mythos 4: Es gibt einen Kühlraum für verstorbene Passagiere

Im Todesfall eines Passagiers auf Kreuzfahrt soll es einen Kühlraum geben, in dem der Verstorbene während der Fahrt aufbewahrt wird. „Den Kühlraum gibt es, der ist aber nicht in Betrieb. Er wird nur im Todesfall benutzt, kann aber innerhalb einer Stunde heruntergekühlt werden“, erklärt Baumann. Schließlich komme es auch auf hoher See vor, dass Menschen sterben. Die Crew muss entsprechend vorbereitet sein. „Der Kühlraum ist ein Muss, da man einen Toten nicht mit Lebensmittel lagern darf.” Der Leichnam würde dann im nächsten Hafen an die Behörden zur Überführung oder an ein Bestattungsunternehmen übergeben.

Mythos 5: Es gibt kein 13. Deck an Bord eines Kreuzfahrtschiffes

Gibt es wirklich kein 13. Deck an Bord? Und wenn ja, steckt dahinter? „Das kommt auf die Reederei an. Die Reedereien, die jedoch kein 13. Deck an Bord haben, haben im weitesten Sinne aus abergläubischen Gründen darauf verzichtet“, verrät Christian Baumann dem Hamburger Abendblatt. „Die Zahl 13 gilt ja als Unglückszahl und wird von vielen Menschen gemieden. Daher hat die ein oder andere Reederei beim Bau ihrer Schiffe auf das 13. Deck verzichtet, damit sich alle wohlfühlen können.”

Neben AIDA und TUI Cruises verzichten beispielsweise auch das italienische Kreuzfahrtunternehmen Costa Kreuzfahrten und die britisch-amerikanische Reederei Carnival Cruise Line auf das Deck 13.

Mythos 6: Im Notfall werden Frauen und Kinder zuerst gerettet. Der Kapitän geht als Letztes von Bord

Und was steckt hinter dem Spruch „Frauen und Kinder zuerst“? Als im Jahr 1912 die Titanic unterging, soll der Kapitän befohlen haben, Frauen und Kindern den Vortritt bei den Rettungsbooten zu gewähren. Ist der Verhaltenskodex der früheren Schifffahrt heute noch aktuell? „Nein, die Familien werden nicht getrennt. Die Regel ist: Jeder Passagier wird einem Rettungsboot zugeordnet. Die Zuordnung erfolgt je nach Kabine”, so Kreuzfahrtexperte Baumann. Anders als früher haben heute viele Kreuzfahrtschiffe zudem mehr Rettungsboote an Bord.

Und wie verhält es sich mit der Regel: Der Kapitän als Letzter von Bord? „Ja, das würde ich erwarten. Das ist kein Gesetz und keine internationale Regelung, aber der Kapitän ist der Leiter des Schiffes und muss auch eine Evakuierung leiten. Demnach müsste er als letzte Person von Bord des Schiffes gehen.”

Mythos 7: Je größer das Kreuzfahrtschiff, desto klimaschädlicher

Laut dem Umweltbundesamt verursachen Kreuzfahrten besonders hohe Kohlendioxidemissionen. Doch was ist dran an der Behauptung, je größer das Schiff, desto umweltschädlicher? Laut „goclimate.de“ gilt: je kleiner das Schiff und je größer die Kabine, desto mehr der CO₂-Ausstoß pro Passagier. Aber auch das Alter des Schiffes und neue Technologien spielen eine große Rolle. Durch neue Technik erzeugen Kreuzfahrtgiganten weniger Emissionen. Viele Reedereien setzen mittlerweile auf abgasarmen Antrieb mit Flüssiggas.

Bei Umweltschützern stehen Kreuzfahrtschiffe jedoch trotzdem massiv in der Kritik. „Man muss es von zwei Seiten sehen. Es liegt auf der Hand, dass man mit Kreuzfahrtschiffen CO₂ ausstößt. Aber: Die Kreuzfahrt-Reedereien sind aufgrund des medialen Drucks die Treiber der Innovationen, wenn es um das Thema Umweltschutz geht“, findet Christian Baumann „Kreuzfahrtschiffe stoßen Schadstoffe aus, sind aber der Technologiemotor für die gesamte Schifffahrt. Ein Container-Schiff fährt zudem deutlich dreckiger als ein Kreuzfahrtschiff.“

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