Hamburg. Der Filmemacher hat seine Heimat, in der er ständigen Repressionen ausgesetzt war, heimlich verlassen. Rasoulof ist mit Hamburg eng verbunden.

Der iranische Regisseur Mohammad Rasoulof, dessen neuer Film „The Seed of the Sacred Fig“ bei den Filmfestspielen in Cannes im Wettbewerb um die Goldene Palme läuft, ist aus seiner Heimat geflohen, nachdem er wegen „Verstößen gegen die nationale Sicherheit“ zu acht Jahren Gefängnis und Peitschenhieben verurteilt worden war. Bereits im September 2017 hatten die Behörden seinen Reisepass beschlagnahmt, für Rasoulof bestand ein Ausreiseverbot.

Über die Agentur seines aktuellen Films teilte der Regimekritiker mit: „Ich bin vor einigen Tagen nach einer langen und komplizierten Reise in Europa angekommen. Ich hatte nicht viel Zeit, um eine Entscheidung zu treffen. Ich musste zwischen dem Gefängnis und der Ausreise aus dem Iran wählen. Schweren Herzens entschied ich mich für das Exil.“ Auf seiner Instagram-Seite ergänzt Rasoulof an die Regierenden in Teheran gerichtet: „Wenn der geografische Iran unter den Stiefeln Eurer religiösen Tyrannei leidet, so ist der kulturelle Iran in den Köpfen von Millionen Iranern am Leben.“

Mohammad Rasoulof aus Iran geflohen – Regisseur drohten Peitschenhiebe und Haft

„The Seed of the Sacred Fig“ wurde von der MOIN Filmförderung Hamburg Schleswig-Holstein maßgeblich gefördert. Deren Geschäftsführer Helge Albers lobte in einer Mitteilung den „starken und politischen Film“, der keine bessere Plattform als das Festival in Cannes haben könne. „Wir freuen uns sehr, dass Rasoulof aktuell an einem sicheren Ort in Europa ist, und werden ihn mit allen uns zur Verfügung stehenden Mitteln unterstützen.“

Mit Hamburg ist Mohammad Rasoulof schon lange eng verbunden: Seine Frau und Tochter leben hier, beim Filmfest Hamburg waren in den vergangenen Jahren immer wieder Rasoulofs Filme zu sehen, unter anderem 2011 als Eröffnungsfilm des Festivals „Auf Wiedersehen“, ein Drama, das aus dem Iran geschmuggelt werden musste. Die neue Filmfest-Chefin Malika Rabahallah: „Wir sind bestürzt und verurteilen die erneute Haftstrafe für Mohammad Rasoulof aufs Schärfste. Seine Filme sind Ausdruck tiefer Menschlichkeit und sprechen die Sprache der Freiheit. Wir sind erleichtert zu hören, dass er an einem sicheren Ort in Europa ist, und stehen weiterhin solidarisch an der Seite des mutigen Filmemachers und langjährigen Freundes von Filmfest Hamburg.“

Mehr Kultur

Kulturrsenator Carsten Brosda (SPD) erklärte: „Mohammad Rasoulof ist ein herausragender Regisseur und beweist mit seinem filmischen Schaffen auch unvorstellbar großen Mut. Damit hat er sich in seinem Heimatland in große Gefahr begeben. Trotz dieser Gefahr und aller Restriktionen findet er immer wieder Wege, Filme zu drehen und so Kritik am iranischen Regime zu üben. Dass er deshalb nun seine Heimat verlassen musste, zeigt einmal mehr den großen Wert von Meinungs- und Kunstfreiheit, die alles andere als selbstverständlich sind und unsere Demokratie auszeichnen. Es ist an uns, sie zu bewahren.“