Hamburg. Karen Chukhadzhian gewinnt bei der Boxnacht im Grand Elysée und bringt seinen Hamburger Stall damit in eine interessante Position.

Gegen Mitternacht hatten sogar die englischen Fans genug, die mit ihren alkoholgeschwängerten Liedern ohnehin etwas fehl am Platz im Grand Elysée wirkten. Genau richtig war dort im Boxring des Hamburger Hotels am Freitagabend hingegen Karen Chukhadzhian – noch.

Nach seinem einstimmigen Punktsieg, alle Richter werteten den Kampf im Weltergewicht mit 116:112, gegen den von seiner Anhängerschaft besungenen Briten Harry Scarf ist der Ukrainer Pflichtherausforderer des IBF-Interimsweltmeister Jaron Ennis. Der in 31 Kämpfen unbesiegte US-Amerikaner ist eine große Nummer in seinem Heimatland, und dorthin könnte es für Chukhadzian, der vom Hamburger Boxstall P2M gemanagt wird, noch Ende dieses Jahres gehen.

Boxen: Hamburger Boxstall will WM-Kampf ausrichten

„Karen hat gegen einen unorthodoxen Gegner anfangs Schwierigkeiten gehabt, hinten raus aber ganz klar gezeigt, dass er der bessere Mann war", sagte Christian Morales, sportlicher Leiter von P2M, nach dem Hauptkampf des sechs Duelle umfassenden und von rund 500 Zuschauern besuchten Abends „Hamburg boxt!". Direkt am Pfingstmontag will der erfahrene Trainer in Übersee anrufen, um zu besprechen, ob, wo und wie ein möglicher WM-Kampf ausgetragen werden kann.

Eine Option: in Hamburg. „Wir würden den Fight gern nach Deutschland holen, müssen aber schauen, dass es finanziell passt. Ansonsten boxen wir auch in den USA", sagte Morales. Gegen Ennis wäre in jedem Fall eine prall gefüllte Börse zu verdienen, die weit über der fünfstelligen liegt, die es am Freitagabend gab.

Boxidol Abraham: „Ich vermisse das Boxen"

Chukhadzian dachte in diesem Augenblick noch nicht daran, er ließ sich von Arthur Abraham beglückwünschen. Der ehemalige Weltmeister war eines von zahlreichen Idolen seines Sports, die am Ringrand Platz genommen hatten, darunter auch Sven Ottke, Marco Huck und Trainerlegende Ulli Wegner. Hintergrund: An diesem Wochenende feiert der Bund Deutscher Berufsboxer in Hamburg 75-jähriges Jubiläum mit einer großen Gala.

„Beide haben gut geboxt, ich freue mich für Karen", sagte der Armenier Abraham über den armenisch-stämmigen Chukhadzian. Ansonsten schlug der 44-Jährige eher melancholische Töne an: „Ich vermisse das Boxen, bin immer gern bei Kämpfen. Leider ist es nicht mehr so wie früher, als es jedes Jahr zehn hochklassige Sauerland-Events gab und zehn hochklassige Universum-Abende."

Nächster Boxabend in Hamburg im September

Nicht ganz in die Kategorie hochklassig, aber immerhin auf gutem Niveau bezwang Europameister Simon Zachenhuber im Supermittelgewicht Roberto Arriaza aus Nicaragua nach Punkten. Der öffentlichkeitswirksame Oberbayer soll auch am 21. September bei der nächsten Auflage von „Hamburg boxt!" in der Sporthalle Hamburg wieder dabei sein.

Das gilt womöglich auch für Schwergewichtler Viktor Jurk, den gegen den Bosnier Mirko Tintor über die volle Distanz von acht Runden ging, aber ungefährdet gewann. Chukhadzian ist im September nicht dabei, er ist für höhere Weihen bestimmt.