Hamburg. Wie hört sich ein Fußballspiel an, wenn Musiker es live vertonen? In Hamburg ist das mit einem St.-Pauli-Spiel ausprobiert worden. Einen besseren Tag für das Experiment konnte es gar nicht geben.

Trommeln für den Sturm, ein lang gezogener Ton für weite Bälle und Mordslärm für ein Tor: In der Hamburger Laeiszhalle ist am Sonntagnachmittag das fulminante Aufstiegsspiel des Fußballvereins FC St. Pauli live vertont worden. Zwei Ensembles sind dafür vor gut 650 Besucherinnen und Besuchern gegeneinander angetreten und haben das Spiel St. Pauli gegen den VfL Osnabrück zu einem witzig-unterhaltsamen Klangerlebnis gemacht.

Das zehnköpfige Ensemble Resonanz und deren Dirigentin waren dabei das St.-Pauli-Orchester, die Band des bekannten Elektronik-Künstlers Matthew Herbert vertonte die Spielzüge der Osnabrücker. Das Spiel konnten Musiker und Publikum auf großen Bildschirmen live verfolgen. Mal mit und mal ohne Stadionatmosphäre. Nicht nur jeder Standard hatte seine eigene Melodie, auch Zeitlupen, Fouls und der Blick zur Trainerbank bekam eigene Patterns. Außerdem blieb Zeit für Soli und viel Improvisation

Die witzigsten Momente waren die, bei denen die Musiker die einzelnen Spielzüge über eine längere Zeit vertonten. Jeder Pass ein Geräusch, jeder Ecke eine Melodie. Wie die musikalische Begleitung eines Slapstick-Stummfilms.

Das Projekt „The Game“ des Zweitligisten FC St. Pauli und des Reeperbahn-Festivals hätte für das Konzertexperiment keinen besseren Tag finden können. Mit einem 3:1 haben die Hamburger den Aufstieg in die Fußball-Bundesliga klargemacht. Entsprechend ausgelassen war die Stimmung in der ehrwürdigen Laeiszhalle.

St.-Pauli-Fan Julian war begeistert. „Das ist megacool. Die Leute haben Spaß und die Musiker sind zusammen megakreativ“, sagte der 28-Jährige. Er hatte keine Karten mehr für das Stadion bekommen und hatte sich deshalb für das Konzert eine besorgt, um das Spiel dennoch live sehen zu können. Violinistin Juditha Haeberlin machte beim Spielen das Unerwartete am meisten Spaß. „Dass man etwas tut, was man vorher nicht weiß. Das haben wir ja sonst selten.“