Washington. Jüngst hatte ein US-Abgeordneter vor Moskaus Aufrüstung im All gewarnt – nun scheinen sich die Vorhersagen zu bewahrheiten.

Im Februar hatte der Vorsitzende des Geheimdienstausschusses des amerikanischenRepräsentantenhauses, Mike Turner, eine neue Bedrohung durch eine russische Anti-Satellitenwaffe öffentlich gemacht. Nun scheint sich die Vorhersage zu bewahrheiten: Russland hat nach Darstellung der USA einen Satelliten ins All geschickt, bei dem es sich wahrscheinlich um eine Weltraumwaffe handelt.

Der Satellit könne vermutlich andere Satelliten angreifen und befinde sich in einer erdnahen Umlaufbahn, sagte Pentagon-Sprecher Pat Ryder am Dienstag. Der Start sei am 16. Mai erfolgt. Der russische Satellit befinde sich nun in derselben Umlaufbahn wie ein Satellit der US-Regierung, so Ryder weiter. Kreml-Despot Wladimir Putin versicherte zwar, man sei gegen eine Stationierung von Atomwaffen im Weltall. Aber ein möglicher Satelliten-Killer könnte ebenfalls verheerend wirken, wie neue Analysen der US-Regierung und der Militärs, zeigen.

Demnach könnte eine solche Waffe die amerikanische Wirtschaft und die Armee von lebenswichtigen Funktionen, die aus dem All gesteuert werden, abtrennen und über einen längeren Zeitraum komplett lahmlegen, wie der Militärexperte Clayton Swope nun im Nachrichtensender CNN berichtet.

Russlands Gemeinwaffe: Überlebensnotwendige Funktionen aus dem All

In einem Bericht des US-Verteidigungsministeriums heißt es, die Verfügbarkeit des Weltraums beziehungsweise der Satelliten sei die Grundvoraussetzung für militärische Operationen, da aus dem All alle kritischen Funktionen wie Navigation, Raketenwarnung und Kommunikation gesteuert werden. Jede einzelne sei „überlebensnotwendig“. Um die Bedeutung klarzumachen: Der letzte militärische Konflikt, den Amerika ohne Satellitenkommunikation geführt hat, sei der Koreakrieg gewesen.

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Clayton Swope vom Institut for Strategic and International Studies betont: Auch das zivile Leben würde bei einer langfristigen Störung von Satelliten mehr oder weniger komplett gestört. So sei die internationale Zeitmessung und damit die digitale Steuerung der Energieversorgung, der Kommunikation und der Finanzströme von präzisen Signalen aus dem All abhängig. Gerate das aus dem Takt, drohe der Zusammenbruch dieser Systeme. Als Beispiel wird ein Zwischenfall in Estland angeführt, wo offenbar eine russische Störung des GPS-Signals dazu führte, dass auf einzelnen Routern der Flugverkehr zeitweise gestoppt werden musste.

Militärexperte fordert Absicherung von Systemen, falls Satelliten ausfallen

Zwar gebe es internationale Abkommen, die Angriffe auf Satelliten unterbinden sollen – fraglich sei aber, so heißt es in dem Bericht, ob sich China und Russland im Konfliktfall daran halten würden. Schon jetzt zeige sich Russland in der UNO ablehnend gegenüber internationalen Abkommen zur Abrüstung im All.

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Der Militärexperte fordert: Das US-Militär und die Politik müssten angesichts dessen und der möglichen Gefahren dringend ein Backup-Programm erarbeiten, wie wichtige zivile und militärische Digital-Funktionen aufrechterhalten werden können, falls Satelliten ausfallen. Das sei auch der beste Weg, einen solchen möglichen Angriff aussichtslos zu machen.