Reinbek. Der Reinbeker Schützenverein wird 150 Jahre alt, lädt zur Schießwoche ein. Außerdem werden Fotos gesucht, denn Feuer hat viel zerstört.

In 150 Jahren hat sich im Reinbeker Schützenverein von 1874 viel verändert. Während er in der Anfangszeit eine große Rolle für das gesellschaftliche Leben der Stadt gespielt hat, steht jetzt vor allem der Schießsport im Vordergrund. Traditionelle Feiern wie das Schützenfrühstück, der Schützenball, der Festumzug am Tag des Schützenfestes sind in den Hintergrund getreten. Nun wollen die Ehrenamtlichen vom 7. bis 9. Juni mit einem Schützenfest auf dem Platz am Einkaufszentrum in Schönningstedt aber wieder kräftig feiern.

Unvorstellbar für die Vereinsgründer Ende des 19. Jahrhunderts wäre wohl die heutige Entwicklung ihres Sports gewesen. „Das sportliche Schießen steht heute eindeutig im Vordergrund und dabei spielt die Digitalisierung der Anlage eine große Rolle“, stellt Rainer Borkenhagen, Archivar des Vereins, fest. „Wir schießen zwar noch auf eine Scheibe, aber der Schuss wird sofort bis auf 1/100 Millimeter genau digital ausgewertet und auf einem Bildschirm angezeigt.“

Schützen-Jubiläum: Vom Traditionsverein zum digitalen Präzisionssport

Zum Jubiläum bitten die Schützen um historische Fotos und Objekte von ihrem Vereinsleben, besonders aus der Zeit vor den beiden Weltkriegen – gern auch aus Leihgabe. „Denn leider haben zwei Brände in den Jahren 1923 und 1992 sowohl unser Vereinsheim als auch unser Archiv vollständig vernichtet“, erzählt Rainer Borkenhagen. „Deshalb haben wir aus dieser Zeit nur wenige Original-Dokumente und Fotos.“

1885, elf Jahre nach Vereinsgründung, posierten die Schützenbrüder mit König Ludwig Hoffmann am Waldesrand an der Loddenallee.
1885, elf Jahre nach Vereinsgründung, posierten die Schützenbrüder mit König Ludwig Hoffmann am Waldesrand an der Loddenallee. © Reinbeker Schützenverein (RSV) von 1874 | Unbekannt

„Vielleicht findet ja noch jemand bei einer Haushaltsauflösung oder beim Ausmisten im Keller oder Dachboden der Eltern oder Großeltern Fotos oder Alben mit einem Bezug zum Schützenverein“, sagt der 81-Jährige. Die Ehrenamtlichen würde dies freuen, Kontakt unter Telefon 0171/9270475 oder per E-Mail an arne.kleinert@gmx.de.

1992 ist das alte Archiv verbrannt

Borkenhagen erzählt: „Die Vereinsunterlagen waren zu meiner Zeit bis etwa 1968 immer privat bei Schützenbrüdern untergebracht. Dann geriet das Archiv in Vergessenheit. Ich hatte lange recherchiert, als Hans Fischer vom gleichnamigen Fahrradhaus irgendwann von Kartons aus seinem Keller berichtete.“ Rainer Borkenhagen konnte acht Umzugskartons vor dem Müll retten. Dazu gehörten ein 16-Millimeter-Tonfilm vom Schützenfest des 80-jährigen Jubiläums sowie 400 alte Glasdias.

Doch diese historischen Schätze sind alle 1992 verbrannt, vieles ist unwiederbringlich verloren. Rainer Borkenhagen musste wieder bei null anfangen. Ursache der Verwüstung war eine „fahrlässige Brandstiftung von unbekannt“ im Waldhaus. Die tatsächliche Ursache wurde nie gefunden.

Das ursprüngliche Waldhaus gehörte den Schützen

Das Gasthaus war ursprünglich im Besitz des Schützenvereins. Gastwirt Dieter Schunke hatte es 1964 zuerst vom Verein gepachtet, bis er es schließlich kaufte und zum Hotel mit Restaurant von Renommee entwickelte. Als er es nach dem Brand neu aufbauen und zum Fünf-Sterne-Haus erweitern wollte, fehlten ihm 500 Quadratmeter. Der Schützenverein trat sie ihm unter der Bedingung ab, dass er seinen Sitz im Untergeschoss behalten durfte – so lange der Verein existiert.

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Um dessen Zukunft ist es nicht schlecht bestellt: Zum Ende des Jahres will der Verein auch seinen Kleinkaliberstand komplett umbauen und digitalisieren. Die Stammschützen zählen aktuell 150 Mitglieder, in der Jugendabteilung sind es 27. Der Schützenverein lädt zur Reinbeker Schießwoche auf der Anlage unter dem Waldhaus (Loddenallee 4) in Reinbek ein. Jeder kann von Montag bis Freitag, 13. bis 17. Mai, in der Zeit von 18 bis 21.30 Uhr mitmachen. Es gibt verschiedene Einzel- und Mannschaftswettbewerbe für Nichtschützen und erfahrene Schützen.

Wer wird Bürgerkönigin oder Bürgerkönig?

Eine Mannschaft besteht aus drei Menschen. Die Teams können aus Firmen, Vereinen oder auch Freunden, Bekannten oder Familien gebildet werden. Und es auch darum, wer zum 150-jährigen Vereinsjubiläum Bürgerkönigin oder Bürgerkönig wird. Der Spaß ist die Hauptsache.

Kinder im Alter von acht bis elf Jahren können als Nichtschützen am Kinderpreisschießen und jugendliche Nichtschützen im Alter von zwölf bis 15 Jahren am Jugendpreisschießen teilnehmen. Die Erwachsenen und Jugendlichen ab 16 Jahren schießen mit dem Kleinkalibergewehr, Kinder bis elf Jahre mit einem Lichtgewehr und die Jugendlichen bis 15 Jahre mit einem Luftgewehr. Der Schützenverein stellt die Gewehre bereit, erfahrene Schützinnen und Schützen unterstützen. Interessierte können an den genannten Tagen einfach vorbeikommen. Mehr Informationen sind auf der Homepage www.reinbeker-schützenverein.de zu finden