Hamburg. 2014 retteten Hamburgs Handballer in letzter Instanz noch die Bundesligalizenz. Was ist heute anders? Was ist ähnlich?

Der HSV Hamburg erhält doch noch die Lizenz für die kommende Saison in der Handball-Bundesliga (HBL). Das Schiedsgericht gab in dritter und letzter Instanz dem Einspruch des HSV Handball gegen den Lizenzentzug statt. Allerdings erhalten die Hamburger ihre Spielberechtigung nur unter Bedingungen und müssen bis zum 1. Juli um 17 Uhr eine Bankgarantie von knapp fünf Millionen Euro hinterlegen. Die Summe setzt sich aus 2,75 Millionen Euro Verbindlichkeiten aus der laufenden Saison sowie zwei Millionen Euro für die nächste Spielzeit zusammen. „Wir hatten einen Berg von Arbeit vor uns, und nun ist da der nächste Berg Arbeit“, klagte HSV-Geschäftsführer Holger Liekefett sichtlich angespannt.

So berichtete das Abendblatt am 25. Juni 2014 über das Lizenzdrama der Hamburger Handballer. Zehn Jahre später scheint sich die Geschichte in vielen Facetten zu wiederholen, ungewiss bleibt indes, ob sie ähnlich endet. Die bisherigen Parallelen sind traurige: Wie vor zehn Jahren hatten zwei Instanzen der Handball-Bundesliga, die Lizenzierungskommission und das Liga-Präsidium, dem Verein die Spielberechtigung für die nächste Saison verweigert.

2014 hing bei Hamburgs Handballern alles an Andreas Rudolph

Damals hing alles am Ahrensburger Medizintechnik-Unternehmer Andreas Rudolph, dem ehemaligen Vereinspräsidenten, Sponsor und Mäzen, jetzt an jenen 65 Minuten, die am 3. Mai nach der gesetzten Frist um 12 Uhr verstrichen waren. Erst um 13.05 Uhr trafen auf dem Konto der heutigen Spielbetriebsgesellschaft die von der HBL geforderten und am Vortag um 8.30 Uhr überwiesenen 4,1 Millionen Euro ein – zu spät, wie die Bundesliga in nun zwei Bescheiden befand.

Gut endete die Episode nicht. Rudolph hatte die Lust an seinem Engagement verloren, allein der Gewinn der Champions League 2013 verzögerte das Ertönen der Schlusssirene. Ohne dessen großzügige Alimente konnten die finanziellen Problemen in den nächsten anderthalb Jahren aber nicht mehr gelöst werden. Im Januar 2016 war die Spielbetriebs GmbH des HSV Handball insolvent. Kein Schiedsgericht konnte den Verein mehr retten, die Mannschaft wurde mitten in der Saison aufgelöst. Dem Verein blieb das Team in der viertklassigen Oberliga Hamburg/Schleswig-Holstein, das in den nächsten fünf Jahren bis in die Bundesliga aufsteigen sollte. Das klang lange nach einer beeindruckenden Erfolgsgeschichte.

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2014 klagte sich Absteiger Balingen-Weilstetten vor dem Landgericht Dortmund in die Bundesliga zurück, die auf 19 Vereine aufgestockt wurde, diesmal könnte der Tabellenvorletzte Bergischer HC diesen Weg suchen. Die damalige Geschichte hängt dem HSV Hamburg indes bis heute nach. „Die schon wieder“ heißt es in der Bundesliga, und das zuletzt riskante Finanzgebaren wirft den alten Kritikern neue Argumente in die Hände.

Während der Verein 2014 „nur“ eine Bankgarantie bei der HBL hinterlegen musste, forderte die Liga – auch deshalb – jetzt die sofortige Einzahlung auf das Konto der Spielbetriebsgesellschaft, eine unter großem Zeitdruck zu erbringende weit härtere Bedingung. Die strukturellen Herausforderungen, eine sportlich wettbewerbsfähige Bundesligamannschaft unabhängig von einzelnen Personen zu finanzieren, hat der HSV Hamburg zudem bis heute nicht nachhaltig gelöst.

Verantwortliche vom HSVH hoffen auf weitere Chance

In der Vergangenheit waren es Rudolphs Millionen, die das künstliche Konstrukt beatmeten, eine toxische Abhängigkeit, wie sich am Ende herausstellte. Diesen Fehler will die neue Vereinsführung nicht wiederholen, sofern noch eine Chance dafür besteht.