Hamburg. Der Österreicher Michael Körper prägte über ein Jahrzehnt neben Tobias Hauke den Harvestehuder HTC. Er bleibt dem Club erhalten.

So ganz angekommen ist das noch nicht bei ihm. Im Kopf ja, er hat sich ja schon vor längerer Zeit dazu entschlossen, aber so richtig verinnerlicht ist es eben noch nicht: Karriereende.

„Es ist schon noch komisch, dass es jetzt vorbei ist“, sagt Michael Körper am Dienstag, drei Tage nach seinem letzten Hockeyspiel, im Viertelfinal-Play-off um die Deutsche Meisterschaft, „vom Körper her ist noch alles okay, ich habe aber gemerkt, dass meine Motivation und Gier auf das Spiel weniger wurden.“

Hockey: Körper kam 2010 zum HTHC

Der 37 Jahre alte Österreicher ist eine der prägendsten Figuren im Hamburger Hockey in den vergangenen Jahren. 2010 kam er vom Zeitligisten RW München zum Harvestehuder THC und war als Strafeckenspezialist und Mittelstürmer neben Spielern wie Tobias Hauke, Torwart Tobias Walter oder seinem österreichischem Landsmann Benjamin Stanzl einer der herausragenden Spieler einer großen HTHC-Generation, deren bedeutendster Erfolg 2014 der Sieg im EHL-Finale war, der „Champions League“ im Hockey.

Körper schoss den entscheidenden Treffer im Finale in Eindhoven gegen die Gastgeber von Oranje Zwart im Penaltyschießen. „Das war natürlich das prägendste Erlebnis“, sagt Körper, „von so etwas hat man ja als Spieler immer geträumt.“

Bechmann: „Michi ist eine Maschiene“

Trainer dieser Mannschaft, die vor zehn Jahren auch den Hallen-Europapokal und die deutsche Meisterschaft gewonnen hatte, war Christoph Bechmann (52), der seit dieser Saison beim Hamburger Polo Club als Sportdirektor arbeitet. „Michi ist eine absolute Maschine“, sagt der Weltmeister von 2006, „er hat nicht nur einen Torriecher, sondern auch den absoluten Willen, den Ball ins Tor zu schießen.“

Das mag dann manchmal egoistisch gewirkt haben, aber genau das war er laut Bechmann nicht: „Michi hat das Herz am richtigen Fleck. Er ist ein absoluter Mannschaftsspieler, der sich immer Gedanken darüber gemacht hat, wie das Team insgesamt noch besser und erfolgreicher spielen kann.“ Der aktuelle HTHC-Coach Tomasz Laskowski sieht es ähnlich: „Kaum jemand ist effizienter im Kreis und gleichzeitig so stark als Eckenschütze. Er ist ein absoluter Torgarant, auf den Du Dich immer verlassen kannst, als Spieler und als Mensch.“

In Österreich hat der Torjäger Legendenstatus

Neben den Triumphen 2014 gewann Körper mit dem HTHC auch die Deutsche Hallenmeisterschaft 2013, 2015 und 2023 gegen den Club an der Alster. Letzter Triumph war der Hallen-Europacup in diesem Jahr. Dass die Karriere nun im Viertelfinal-Play-off um die Deutsche Meisterschaft mit einer 3:10-Pleite beim Hallenmeister Mannheimer HC endete, war sehr bitter. Vor allem die Höhe der Niederlage.

„Aber so etwas gehört zum Sport dazu“, sagt er. Ebenso die Triumphe, die er auch mit Österreichs Nationalmannschaft vor allem in der Halle reichlich eingefahren hat. 273 Länderspiele mit über 300 Toren stehen da in den Rekordbüchern.

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Mit zwölf Medaillen bei Welt- und Europameisterschaften (5x Gold, 4x Silber und 3x Bronze) ist Körper der erfolgreichste Hallenhockeyspieler der Welt, der Wiener hat in seinem Heimatland Legendenstatus.

Und nun? Sein Lebensmittelpunkt bleibt Hamburg. Körper arbeitet als „Head of Operations“ bei einer Agentur für Marketing-Kooperationen. Im Sommer soll es am Vossberg eine große Abschiedsfeier geben, dabei ist es gar kein Abschied. Körper wechselt nur die Seiten. „Ich werde den Club mit diversen Trainertätigkeiten unterstützen“, sagt er. Da können einige bestimmt noch viel lernen.