Göttingen/Münster. Rund 212 Jahre blieb ein uralter Papyrus in einem Göttinger Institut unentdeckt. Nun wissen Forscher, was sie da in Händen halten.

Entdeckung mit Seltenheitswert: Wissenschaftler aus Göttingen haben ein uraltes Stück Papyrus einem über Tausend Jahre alten Dokument von Papst Stefan V. zugeordnet. Der Fetzen aus dem Jahr 891 gehört demnach zu einer Urkunde, deren Hauptteil im Landesarchiv in Münster aufbewahrt wird, wie die Niedersächsische Akademie der Wissenschaften am Dienstag in Göttingen mitteilte.

Das nun identifizierte Fragment wurde bisher in einer Sammlung der Universität Göttingen aufbewahrt und nun von Forschern der Akademie untersucht. „Obwohl es sich dabei um eine routinierte Amtshandlung von Päpsten handelte, kommt der Urkunde als einzig erhaltener Papsturkunde auf Papyrus nördlich der Alpen eine herausragende Bedeutung zu“, heißt es in einer Pressemitteilung des Landesarchivs in Münster.

Papyrus vom Papst: Urkunde war schon im 18. Jahrhundert Touristenattraktion

Wegen des besonderen Beschreibstoffs, so die Mittelung weiter, sei die Urkunde bereits im 18. Jahrhundert zur Touristenattraktion für die Kurgäste aus dem nahen Bad Driburg geworden, und das, obwohl vermutlich schon zu dieser Zeit ihr Anfang fehlte. Der war zuvor unter nicht geklärten Umständen verloren gegangen.

Zwischen 1812 und 1816 sei auch der Schluss – nachweislich in Göttingen – abgetrennt worden. Im Diplomatischen Apparat, einer wissenschaftlichen Einrichtung der Göttinger Universität, sei dieser Schluss erst im Jahr 2023, also mehr als zweihundert Jahre später, durch einen Zufall wieder aufgefunden worden.

Auch die Akademie in Göttingen sprach von einem herausragenden Fund. Überhaupt seien nur weniger als 30 dieser Dokumente aus Papyrus erhalten. In etwa ab dem Jahr 1000 nutzten Päpste für ihre Urkunden Pergament, das haltbarer ist. Auf dem Göttinger Abriss seien zudem griechische Schriftzüge erkennbar. Das sei einzigartig.

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Inhaltlich ging es in dem Papier gewissermaßen um einen Verwaltungsschritt aus Rom: Das Schriftstück, das an das Kanonissenstift Neuenheerse bei Paderborn gerichtet war, bestätigte die Gründung des Klosters dort und sicherte ihm die wirtschaftliche Eigenständigkeit zu. Im Herbst soll der Göttinger Teil in der Ausstellung „Corvey und das Erbe der Antike“ in Paderborn zu sehen sein. Ob auch der Münsteraner Teil ausgestellt wird, sei noch nicht klar. (les/dpa)