Themen: Die Versprechen der Kleinstparteien zur Europawahl +++ Schanze: Anwohner beklagen Lärm +++ Kann die AfD verboten werden?

Unsinniger Vergleich

15. Mai: „Wo Berufsanfänger in Hamburg am besten verdienen. Von Airbus bis Asklepios: 20 Unternehmen mit den höchsten Einstiegsgehältern auf einen Blick“

Schon wieder eine weitestgehende sinnfreie Statistik mit Gehaltsvergleichen in Hamburg, diesmal über Berufsanfänger. Gehälter sind sehr stark abhängig von der Qualifikation der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Jeglicher Vergleich von Durchschnittsgehältern, der das nicht berücksichtigt, ist sinnfrei und weckt höchstens falsche Erwartungen. Jede Statistik über Gehälter (egal ob Durchschnittsgehälter in Unternehmen, Gehälter für Berufsanfänger etc.) muss differenzieren nach der Qualifikation der Angestellten, zumindest grob nach: ungelernt, berufliche Ausbildung, Bachelor/Meister, Master. Nur so lässt sich wirklich sagen, ob eine Firma für vergleichbare Positionen besser bezahlt als eine andere.

Peter Neitzel

Erfrischende neue Impulse

15. Mai: „Die seltsamen Versprechen der Kleinstparteien. Zur Europawahl gibt es in Deutschland einen Wettlauf um ungewöhnliche bis verrückte Ideen“

Letztlich finde ich es erfrischend und bereichernd, wenn sich Menschen bzw. Parteien mit neuen Prioritäten und Ideen in den politischen Diskurs einbringen wollen (egal wie abwegig es sein mag). Viele Leute vertreten oft unverändert und standhaft seit Jahrzehnten bestimmte, nicht mehr wirklich reflektierte Positionen – eine Mischung aus alten Überzeugungen, Bequemlichkeit und Einförmigkeit. Sie reagieren bei neuen politischen Situationen gerne reflexartig nach ihren alten und ewigen Mustern (notfalls mit der Brechstange). Oft sind auch solche ehemaligen Fortschrittlichen, Hippies, Rechte und Linke wegen ihrer aus der Zeit gefallenen Erscheinung und Klischeepflege gut zu erkennen. Da tut sich nichts mehr. Das war’s. Schön, wenn da mal neue, wenn auch teils merkwürdige, seltsame Impulse und Versprechen kommen.

Reiner Schnettler

Je älter, desto ruhiger?

15. Mai: Schanze: „Anwohner beklagen zu viel Lärm. Laut Gutachten werden Grenzwerte ständig überschritten. Dennoch dürfen Wirte Parkbuchten weiterhin nutzen“

Ich kann es mir so richtig vorstellen: Da sind Leute vor vielleicht zehn oder 15 Jahren in dieses quirlige, niemals richtig ruhige, hippe Viertel gezogen. Und jetzt beschweren sie sich über zu viel Lärm …

Kai Rickertsen

Lärm durch Motorsportpark

10. Mai: „,Vertrag für Hamburgs Stadtgrün‘ ein Erfolg. Stadt und Nabu zogen positives Fazit bei der Zusammenarbeit. Qualität der Naturflächen in der Hansestadt steigt“

Nachdem das Bauprüfamt des Bezirks Hamburg-Harburg im Jahr 2021 auf einer in Eißendorf gelegenen 7000 qm großen privaten Grünfläche, welche ausschließlich von reinen Wohngebieten und einem Seniorenheim umgeben ist, den Bau eines großen Motorsportparks für Modellautos genehmigt hat, hege ich doch erhebliche Zweifel an den Äußerungen unseres Ersten Bürgermeisters und unseres Umweltsenators. Den Vertrag für Hamburgs Stadtgrün als Erfolg zu bezeichnen halte ich unter dem Eindruck meiner persönlichen Erfahrungen jedenfalls für maßlos übertrieben. In diesem Fall ist die Qualität der betreffenden Naturfläche nicht gesteigert, sondern zum Nachteil der umliegenden Wohnbevölkerung erheblich verschlechtert worden. Mitnichten hat man dies auch in dem Planungs- und Antragsverfahren zur Baugenehmigung mitgedacht. Sonst hätte man meines Erachtens ohne große Schwierigkeiten feststellen können, dass kein anderes Bundesland bisher auf die absurde Idee gekommen ist, eine derartige Anlage auf einer Grünfläche in unmittelbarer Nachbarschaft zu Wohnhäusern zu genehmigen. Da mein Widerspruch gegen die erteilte Baugenehmigung nur sehr zögerlich von der Bauprüfabteilung bearbeitet wurde, müssen meine Nachbarn und ich zwangsläufig seit nunmehr vier Jahren an den Wochenenden mit dem hochfrequenten Lärm, welche diese mit Elektromotoren ausgerüsteten Modellautos erzeugen, leben. Nun warte ich darauf, dass meine seit März 2023 beim Hamburger Verwaltungsgericht anhängige Klage endlich bearbeitet, und ein Termin anberaumt wird. Das wird aber sicherlich noch etwas dauern, denn dieses Gericht muss sich, wie ich dem Abendblatt entnehmen konnte, schließlich noch um 8000 Klagen von Hamburger Beamten kümmern, die mit ihrer Besoldung nicht zufrieden sind. Da muss ich mich als gemeiner Bürger dann wohl noch etwas in Geduld üben.

Dieter Buchholz

Mehr Empathie für Ältere

7. Mai: „City-Chaos: Autofahrer stecken in Parkhaus fest“ und Leserbriefe

Allen Leserbriefschreibern, die offensichtlich in Bahnhofsnähe leben und noch keine Erfahrungen mit Altersgebrechen haben, aber neunmalklug ältere Menschen dazu auffordern, einfach aufs Auto zu verzichten oder regelmäßig das – viel zu teure – Taxi zu nehmen, möchte ich einmal vorschlagen, mit einem mobil eingeschränkten älteren Menschen solche Wege ohne Auto selbst auszuprobieren. Wenn Arthrose und beginnende Inkontinenz es nicht mehr erlauben, auf eiskalten metallenen Bahnhofsbänken lange auf den verspäteten Zug zu warten, oder der Gang zur Station über Treppen mit Gepäck, Schirm, Stock oder Rollator zu mühselig wird, wird es schwierig. Es ist so einfach, andere zu belehren, wenn man selbst noch mobil und gesund ist. Die Alten haben nach Kriegsende unser Land aufgebaut und ihm zu Wohlstand verholfen. Wenn nun die Kräfte nachlassen, dann soll man ihnen auch selbst überlassen, wie sie am besten von A nach B kommen. Für manche noch einigermaßen fitte Rentner, die in S- oder U-Bahn-Nähe leben, könnte auch die kostenlose HVV-Nutzung interessant sein. Für alle anderen älteren Menschen ist die Autofahrt gegenüber einer Fahrradfahrt immer noch das sicherste Verkehrsmittel. Im Autoverkehr der Stadt kommt es selten bei einem Unfall zu schweren Verletzungen. Wird man aber von oftmals aggressiven und überschnellen Radfahrern umgefahren, sind immer schwere Knochen- und Gelenkbrüche zu erwarten. Von unserem Fahrradsenator Tjarks und von vielen Besserwissern würde ich mir bei allem Gerede um die Mobilitätswende mehr Empathie und Verständnis für ältere Verkehrsteilnehmer wünschen.

Annelie Kirchner

ABBA, please come back!

13. Mai: „Am Ende siegt die Musik. Proteste und antisemitische Vorfälle begleiten seit Wochen den ESC. Doch im Finale ist alles anders“

Ich habe die gesamte Veranstaltung aufmerksam verfolgt. Leider konnte ich nicht das entdecken, was gemeinhin unter dem Begriff „Musik“ verstanden wird – nur viel Lärm um nichts. Dargeboten von Interpretinnen und Interpreten, die ihre fehlende Persönlichkeit und Ausstrahlung mit Lasershows, Nebelwolken, Feuersbrünsten, halb nackten Tänzerinnen und Tänzern und einer übertriebenen Lautstärke zu überdecken versuchten. Und zu allem Überfluss noch die geschmacklosen Kostümierungen: Mit dem „Tutu“-Röckchen des Schweizer Sängers Nemo würde ich meine Tochter nicht einmal zum Kinderfasching schicken, mit der Verkleidung des irischen Duos traute ich mich nicht zur Halloween-Party meines Nachbarn. Dann fuhr mir der Schreck in die Glieder, als plötzlich fünf Männer mit Strumpfmasken auf die Bühne stürmten und mich einen Terroranschlag befürchten ließen. Aber es war Gott sei Dank nur ein Anschlag des portugiesischen Beitrags auf den guten Geschmack … Mein persönliches Fazit zum ESC: Alle Beiträge auf den letzten Platz setzen und – ABBA, please come back!

Peter Meyer

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