Hamburg. Seit einem Jahr ist es in zwei Bädern in Hamburg Frauen gestattet, ihr Bikinioberteil abzulegen. Was in Zukunft erlaubt ist.

Die Politik hatte sich etwas in den Kopf gesetzt und sich für mehr Gleichbehandlung der Geschlechter eingesetzt. Doch diejenigen, die das betrifft, wollen das anscheinend gar nicht: Die SPD-Bezirksfraktion Eimsbüttel hatte beschlossen, dass in den Schwimmbädern des Bezirks Frauen auch ohne Oberbekleidung schwimmen gehen dürfen.

Doch das „Oben ohne“-Schwimmen-Angebot von Bäderland Hamburg, das in ausgewählten Bädern an bestimmten Tagen gilt, hat kaum eine Frau angenommen.

„Oben ohne“-Schwimmen ist in Hamburg zweimal die Woche möglich

Seit einem Jahr läuft das Pilotprojekt von Bäderland Hamburg, das Frauen gestattet, ohne Bikinioberteil zu schwimmen – natürlich freiwillig. Zum einen ist das dienstags im Kaifubad in Eimsbüttel erlaubt, zum anderen donnerstags im Hallenbad in Wandsbek. Doch das Angebot ist ein Flop.

Bäderland-Sprecher Michael Dietel spricht von „einer Sichtung“ im Kaifubad, wo am Freitag Hamburgs Freibadsaison startet. Demnach soll im Kaifubad im Laufe eines Jahres wohl einmal eine Frau oben ohne geschwommen sein. Ob im Hallenbad Wandsbek eine Hamburgerin ohne Brustbedeckung im Wasser war, ist nicht bekannt. Dietel geht nicht davon aus.

Zuvor hatte Bäderland die Gäste per Online-Umfrage um ihrer Meinung gebeten. Ganz eindeutig waren die Ergebnisse nicht. Aber: Ein starker Wunsch nach einer neuen Kleiderordnung war von den Umfrageergebnissen nicht abzuleiten. Immerhin: 47 Prozent der Befragten standen der Frage des „Oben ohne“-Schwimmens zu ausgewählten Zeiten oder an bestimmten Standorten zumindest positiv gegenüber.

„Oben ohne“-Schwimmen in Hamburg – Angebot wurde nicht angenommen

Eine Mini-Umfrage des Abendblatts in der Umkleidekabine ergab vor einem Jahr: Alle würden prinzipiell auch gerne mal „oben ohne“ schwimmen – aber nicht, wenn sie die Einzigen seien.

„Das Angebot wurde nicht angenommen“, so die Bilanz von Michael Dietel. Dennoch wird das Projekt fortgesetzt, es darf weiterhin an bestimmten Tagen ohne Bikinioberteil geplantscht werden. Denn es gab auch keine Beschwerden – und so spricht nichts dagegen. „Es ist ja auch immer wetterabhängig. Vielleicht ist es in dieser Saison ganz anders“, so Dietel.

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Er vermutet, dass viele Frauen ihr Oberteil eher zum Sonnenbad ablegen, als ohne dieses ins Becken zu tauchen. Vor allem im Kaifubad in Eimsbüttel sei das Sonnenbaden oben ohne im Sommer durchaus üblich und stelle auch kein Problem dar. „Das zieht sich durch alle Altersklassen.“

„Oben ohne“-Schwimmen in Hamburg: Politikerin hatte mehr Zuspruch erwartet

Paulina Reineke-Rügge, wirtschaftspolitische Sprecherin der SPD-Fraktion Eimsbüttel, hatte sich damals für das Schwimmen oben ohne eingesetzt. Fast zehn Prozent der Betroffenen würde dieses Angebot nutzen wollen, sagte sie damals.

„Es ging nicht darum, möglichst viele Menschen dazu zu bewegen, sich oben ohne zu zeigen, sondern es im Sinne der Gleichberechtigung allen, die es wollen, zu ermöglichen – egal ob es am Ende drei oder 300 sind“, so Reineke-Rügge.