Wedel. Seit einem halben Jahr gibt es die Containerschule auf dem Möller-Areal. Ob sie mit den Plänen des Investors vereinbar ist, ist unklar.

Frisch eröffnet - und schon wieder Umzugsstress: Das ist wohl das Schicksal, das der neuen Waldorfschule in Wedel droht. Weil das Areal der ehemaligen Möller-Werke am Rosengarten in den kommenden Jahren überbaut werden soll, muss die Elbschule an der B431 in wenigen Jahren ihren Standort wechseln. Zumindest aller Voraussicht nach. Der Mietvertrag zwischen der Schule und dem Grundstücksbesitzer, der Inatec Wedel GmbH läuft seit 2023 – und noch bis 2027.

Den Verantwortlichen der Schule war bei der Standortwahl stets bewusst, dass es für die Zukunft konkrete Pläne der wohlhabenden Schweizer Besitzerfamilie Inäbnit gibt, an gleicher Stelle einen Mix aus Wohnungen, Büros und Kultureinrichtungen zu bauen.

Waldorfschule Wedel: Areal am Rosengarten an B431 soll Baufläche werden

Für die beiden im September des Vorjahres eingeschulten Elbschulklassen der Stufen eins und fünf steht ein innen gemütlich gestaltetes Container-Dorf zur Verfügung. Unterrichtet wird an der freien Schule nach der Waldorf-Pädagogik.

Die Elbschule Wedel ist auf dem Gelände der Möller-Werke an der B431 am Rosengarten in Containern untergebracht.
Die Elbschule Wedel ist auf dem Gelände der Möller-Werke an der B431 am Rosengarten in Containern untergebracht. © Frederik Büll | Frederik Büll

„Wir haben schon den Wunsch, hier auf dem Gelände zu bleiben“, sagte Vorstandsmitglied Melanie Drescher noch im Dezember 2023. Doch schon damals habe sich das Organisationsteam nach Alternativen umgesehen, um für den Fall der Fälle vorbereitet zu sein.

Dieser könnte in drei Jahren eintreten. Ende April hatte der Investor laut Abendblatt-Informationen das Gespräch mit dem Vorstand der Elbschule gesucht. Dabei ging es auch um den laufenden Mietvertrag. Die Firma Inatec Wedel vertritt vor Ort die Interessen der Familie Inäbnit.

Wohnprojekt Möller-Werke: Termin für Baubeginn steht noch nicht fest

„Ob der Mietvertrag verlängert wird, steht aktuell noch nicht fest, weil niemand momentan genau abschätzen kann, wann tatsächlich Baubeginn sein wird. Es ist bisher eine grobe zeitliche Planung der Architekten“, sagt Inatec-Geschäftsführer Gunnar Wenker.

Das ist der Blick vom Turm der ehemaligen Möller Werke in Wedel. Auf dem Areal sollen Neubauten entstehen.
Das ist der Blick vom Turm der ehemaligen Möller Werke in Wedel. Auf dem Areal sollen Neubauten entstehen. © Frederik Büll | Frederik Büll

Und er stellt klar: „Solange wir die Fläche absehbar nicht benötigen, möchten wir gern, dass die Elbschule bleibt.“ Mit den steigenden Schülerzahlen der Elbschule erhöhe sich dann der Raumbedarf, weil neben den Schulräumen ein größerer Schulhof, ausreichend Radstellplätze oder auch beispielsweise der Neubau einer Sporthalle benötigt werde, so der Geschäftsführer.

Grundsätzlich sei das 2,2 Hektar große Areal laut Wenker groß genug, um einer einzügigen Elbschule Platz einzuräumen. Dies bedeutet, dass es jeweils nur eine Klasse pro Stufe geben soll. Doch: „Damit die Überplanung des Gesamtkomplexes wirtschaftlich tragbar ist, muss aber das Flächenkonzept neu überdacht werden.“

Elbschule in Wedel: Keine Wasserstandsmeldungen bei der Standortsuche

Zum Stand der Standortsuche für die Elbschule möchte sich Elbschulen-Vorstand „Mella“ Drescher aktuell öffentlich nicht äußern. „Wir haben von Anfang an andere Optionen geprüft und unsere Fühler ausgestreckt. Wir wussten ja, dass der Vertrag 2027 ausläuft“, sagt sie. Das endgültige Ende der Elbschule am Standort Rosengarten nach Ende des Vertrags stünde noch nicht fest.

Elbschule Wedel auf dem Gelände der Möller-Werke am Rosengarten. 
Elbschule Wedel auf dem Gelände der Möller-Werke am Rosengarten.  © Frederik Büll | Frederik Büll

Wedeler Elbschule: 40 Kinder und sieben Lehrer im ersten Schuljahr

Insgesamt 40 Schüler der beiden Klassen und die sieben Lehrkräfte haben ihr erstes Schuljahr bald überstanden. Sukzessive sollen zu Beginn eines Schuljahres in der Zukunft jeweils eine neue erste und fünfte Klasse hinzukommen.

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„In diesem Sommer sind pro Klasse 25 Schüler eingeplant. Es gibt noch freie Plätze“, sagt Elbschulen-Vorstand Melanie Drescher. Auch Quereinsteigern, beispielsweise aus Hamburg, sei der Elbschulen-Besuch möglich. Der Wechsel in die zweite oder sechste Klasse zum Schuljahr 2024/25 ist ebenfalls möglich.

Schleswig-Holsten zahlt freien Schulen zwei Jahre keine Fördergelder

Eine freie Schule in Schleswig-Holstein erhält in den ersten beiden Jahren ihres Bestehens keine öffentlichen Fördergelder und ist daher in dieser Phase komplett vom Schulgeld der Eltern für ihre Kinder und Spenden abhängig. Das Schulgeld beträgt pro Monat 210 Euro für das erste Kind einer Familie. Wird ein weiteres eingeschult, verringert sich der Satz dann auf 130 Euro für den neuen Erstklässler.

Elbschule: Der Klassenraum der 1. Klasse im Dezember.
Elbschule: Der Klassenraum der 1. Klasse im Dezember. © Elbschule Wedel | Elbschule Wedel

„Es sieht finanziell ganz gut aus. Wir haben bisher über 200.000 Euro an Spenden eingenommen und müssen nun noch ein gutes weiteres Jahr ohne Fördermittel auskommen“, meint Drescher. Diese sollen dann zum Schuljahr 2025/26 in die Schulkasse fließen.

Elbschule aus Wedeler Schullandschaft „nicht mehr wegzudenken“

Kürzlich habe es ein schönes Frühlingsfest der Elbschule gegeben, mit viel positiver Resonanz. „Wir sind guter Dinge, dass alles gut weiterläuft. Die Klassengemeinschaft hat sich jetzt ein Jahr eingrooven können“, zieht sie ein positives Fazit. Die Elbschule sei aus der hiesigen Schullandschaft nicht mehr wegzudenken.

Aus dem Elbschulen-Vorstand in Wedel: Mella Drescher (l.) und Olivia Robioneck.
Aus dem Elbschulen-Vorstand in Wedel: Mella Drescher (l.) und Olivia Robioneck. © Frederik Büll | Frederik Büll

Möglicherweise von 2027 an anderer Stelle, wenn das Grundstück neben der Gebrüder-Humboldt-Schule in den kommenden Jahren überplant und umgebaut wird. Es bleiben einige historische Gebäude des einstigen Industriegeländes der Möller Werke erhalten, die von Neubauten ergänzt werden.

Ex-Möller Werke: Firmen am Wedeler Rosengarten – und das Industriemuseum

Auf dem Industriegelände sind aktuell einige Firmen wie zum Beispiel die Haag-Streit-Gruppe, ein Schweizer Medizintechnik-Hersteller, die Elektronik-Sparte des Rüstungsbetriebs Rheinmetall oder auch die Firma Möller Wedel Optical, ein Anbieter von optischen Messgeräten, mit Büroräumen vertreten.

Das Wedeler Industriemuseum, das Möller Technicon, hat am Rosengarten ebenfalls sein Zuhause. Die ehrenamtlichen Mitarbeiter bringen Schulkindern Wedeler Erfindungen näher, die weltweit für Furore sorgten.

Weitere Informationen: www.elbschule-wedel.de