Bad Oldesloe. Warum diese beiden Zielgruppen in den Fokus der Tourismusmanager in Stormarn geraten sind. Und welche Rolle Dänen dabei spielen.

Mit dem eigenen Heim auf Rädern unterwegs zu sein, Neues zu entdecken und spontan Station zu machen, wo es einem gefällt, dieser Trend ist in Deutschland ungebrochen. Die Corona-Jahre haben ihn noch einmal verstärkt – und er hält an. Laut dem Portal Statista waren im Jahr 2023 bundesweit mehr als 838.000 Wohnmobile zugelassen, mehr als je zuvor. 2018, also fünf Jahre zuvor, waren es keine 487.000. Doch die Städte und Gemeinden in Stormarn wissen den Boom bislang kaum zu nutzen. Das ist das Ergebnis einer Online-Umfrage des Tourismusmanagements.

„Wir haben gefragt, welche Kommunen Stellplätze für Wohnmobile bereitstellen. Tatsächlich sind es offenbar nur die Städte Bad Oldesloe und Reinfeld, sowie die Gemeinden Großensee und Trittau, die ihre Plätze teilweise sogar noch aufwerten und komplett überplanen wollen“, sagt Tourismusmanagerin Rabea Stahl. Da sich knapp die Hälfte aller Kommunen zurückgemeldet habe, sei das Ergebnis durchaus repräsentativ.

Übernachtungszahlen von Wohnmobilreisenden steigen

Andererseits plane derzeit keine weitere Kommune Wohnmobilstellplätze einzurichten, obwohl eine Nachfrage danach in mehreren Fällen bekannt sei. „Das ist fast noch überraschender“, gesteht Stahl. Immerhin liege Stormarn an der auch touristisch überaus bedeutsamen A1-Achse. Wo bekanntermaßen nicht nur die Reisemobilisten aus Skandinavien und insbesondere aus Dänemark unterwegs sind, sondern auch viele aus dem Süden und Westen der Republik auf ihrem Weg an Nord- und Ostsee.

Die Einfahrt zum Campingplatz am Großensee.
Die Einfahrt zum Campingplatz am Großensee. © HA | Lutz Kastendieck

„Das ist ein gewaltiges Potenzial an Touristen, die Stormarn aber noch viel zu häufig rechts und links liegenlassen“, sagt Stahl. Laut dem Sparkassen-Tourismus-Barometer 2023 ist die Anzahl an Übernachtungen von Wohnmobilreisenden in Schleswig-Holstein im Jahr 2022 um 18,9 Prozent auf 1,28 Millionen gestiegen.

Reisemobilisten geben mehr als 50 Euro pro Tag aus

Noch viel spannender findet Stahl unterdessen, dass Reisemobilisten pro Kopf und Tag im Schnitt 55,50 Euro in den Kommunen lassen, in denen sie Station machen. Da gebe es für die Städte und Gemeinden in Stormarn und ihre Gewerbetreibenden also viel zu gewinnen. Stattdessen passieren die meisten Wohnmobile den Kreis oft nur, ohne zu verweilen.

Dabei habe Stormarn so viel zu bieten, was diese Reisenden normalerweise schätzen: Schöne Landschaften mit ursprünglicher Natur samt wunderbaren Ausblicken auf Seen, Wiesen, Wälder und Felder. „Und natürlich Städte mit attraktiven Sehenswürdigkeiten, kulturellen Einrichtungen und einer vielfältigen Gastronomie“, fügt Rabea Stahl noch an.

Warum Kommunen keine Wohnmobilstellplätze wollen

Abgefragt wurden zudem, was die Einrichtung von Wohnmobilstellplätzen bislang verhindert. Neben dem hohen Parkdruck, vor allem in den Städten, mangelnden und nicht geeigneten Flächenkapazitäten und zu hohen Kosten für den Bau solcher Plätze wurden vor allem fehlende Personalkapazitäten zur Umsetzung und Unterhaltung angeführt.

Die Gemeinde Trittau hat fünf reine Stellplätze für Wohnmobile am Schönaubad ausgewiesen.
Die Gemeinde Trittau hat fünf reine Stellplätze für Wohnmobile am Schönaubad ausgewiesen. © HA | Lutz Kastendieck

Auch eine unzureichende Infrastruktur wurde als Grund genannt. Während Campingplätze, wie etwa jener neben dem Freibad in Großensee, eine entsprechende Infrastruktur mit Stromanschlüssen, Frisch- und Abwasser bereitstellen können, ist so etwas in Städten tatsächlich schwierig zu realisieren. In Trittau etwa wurden auf dem Parkplatz des Schönaubads hinter Edeka lediglich fünf reine Stellplätze ausgewiesen.

Auch Landwirte könnten vom Boom profitieren

Wolfgang Gerstand, der dem Wirtschafts- und Planungsausschuss des Kreistags vorsteht, könnte sich indes vorstellen, dass Landwirte Teile von Koppeln oder Wiesen für Wohnmobilstellplätze freigeben und vielleicht sogar ein Frühstück anbieten. „Da gibt es anderenorts erfolgreiche Beispiele, die den Bauern einen einträglichen Nebenerwerb ermöglichen. Ich wüsste eigentlich keinen Grund, warum das in Stormarn nicht auch funktionieren sollte“, so der Christdemokrat.

Zehn Golfplätze in Stormarn bieten jetzt Greenfees für clubfremde Spieler an.
Zehn Golfplätze in Stormarn bieten jetzt Greenfees für clubfremde Spieler an. © picture alliance / dpa Themendienst | Christin Klose

Unterdessen haben die Tourismusmanager noch eine weitere attraktive Zielgruppe in den Fokus genommen: Golfspieler. Der Vorstoß ist nachvollziehbar, hat doch kein anderer Kreis in Schleswig-Holstein so viele Golfplätze wie Stormarn. Gleich vier finden sich auf der Linie zwischen Tangstedt und Hoisdorf, drei weitere in Südstormarn zwischen Oststeinbek und Reinbek/Wentorf.

Vor allem dänische Golfer sollen angezogen werden

Wie groß die Nachfrage nach Offerten für das, zumeist zahlungskräftige Klientel ist, zeigte Mitte Februar erst die bekannte Reisemesse „Ferie for alle“ im dänischen Herning. „Da gab es eine komplette Halle nur für Anbieter aus diesem Bereich – und die war ständig stark frequentiert“, berichtet Rabea Stahl.

Lange Zeit war es schwierig, Golfplätze in Stormarn auch Newcomern ohne Platzreife anzubieten. Die Situation hat sich inzwischen jedoch grundlegend verändert. „Zehn Golfplätze in Stormarn bieten jetzt Greenfees für clubfremde Gäste an“, so Stahl. Das eröffne neue Möglichkeiten für gemeinsame Marketingmaßnahmen, von der Betreiber und Besucher gleichermaßen profitieren könnten.

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„Stormarn als Golfregion zu profilieren, macht Sinn“, findet auch Wolfgang Gerstand. Der Wert des Tourismus für eine Region habe sich in den vergangenen zehn Jahren enorm entwickelt. Er sei längst zu einem weichen Standortfaktor geworden, der für Unternehmen immer interessanter werde. „Dabei kann Golf zu einer Facette reifen, die das Profil Stormarns als sportlicher Erlebniswelt bereichert und den Kreis noch attraktiver macht“, so Gerstand.

Erste Schritte sind bereits vollzogen worden. So produzierte das Tourismusmanagement Stormarn (TMS) schon für die Messe in Herning einen Flyer in dänischer Sprache. Den gibt es inzwischen auch auf Deutsch. Er stieß unter anderem beim Hamburger Hafengeburtstag am vergangenen Wochenende auf reges Interesse. Und parallel findet sich längst auch auf der TMS-Homepage www.tourismus-stormarn.de ein eigener Golf-Channel.