Liverpool. Jürgen Klopp verlässt den FC Liverpool. In seinem letzten Spiel an der Anfield Road wird es sehr emotional. Er geht mit einem Sieg.

  • Jürgen Klopp gewinnt sein letztes Spiel nach neun erfolgreichen Jahren mit dem FC Liverpool. Davor und danach wird er von den Fans gebührend gefeiert.
  • Klopp geht nach dem Spiel in Anfield durch ein Spalier, den seine Spieler gebildet hatten. Schon während des Spiels wird er mit Ovationen gehuldigt.
  • Der 57-Jährige richtet unter großem Applaus einige Worte an die LFC-Fans: „Ich bin so glücklich, ich kann es nicht glauben“, sagt er ins Stadionmikrofon.

Ein letztes „You“ll Never Walk Alone„, ein gelungenes Abschiedsgeschenk auf dem Rasen - und Huldigungen von allen Seiten: Mit einem sportlich unbedeutenden Sieg, aber ganz großen Emotionen hat sich Teammanager Jürgen Klopp nach neun Jahren und etlichen Erfolgen vom FC Liverpool verabschiedet. Im letzten Spiel unter der Leitung des deutschen Trainers setzten sich die Reds an der Anfield Road mit 2:0 (2:0) gegen die Wolverhampton Wanderers durch. Die englische Meisterschaft sicherte sich Manchester City mit einem 3:1-Sieg gegen West Ham United.

Liverpool-Fans zeigen eine Choreographie mit dem Schriftzug „Jürgen“ für den scheidenden Trainer Jürgen Klopp.
Liverpool-Fans zeigen eine Choreographie mit dem Schriftzug „Jürgen“ für den scheidenden Trainer Jürgen Klopp. © dpa | Jon Super

Als die Hymne „You‘ll never walk alone“ in der Anfield Road ertönte, bekam Klopp feuchte Augen. Er kämpfte sichtlich dagegen an, seinen großen Emotionen schon vor dem allerletzten Pflichtspiel in Liverpool an diesem Sonntag freien Lauf zu lassen.

FC Liverpool: Jürgen Klopp spricht zu den Fans

Nach dem Spiel schritt Klopp durch ein Spalier, den seine Spieler gebildet hatten. Dabei klopfte er sich mit der Hand aufs Herz, er zog seine schwarze Kappe, umarmte Kapitän Virgil van Dijk - und lief noch ein zweites Mal durch das Spalier.

Große Emotionen: Liverpools Trainer Jürgen Klopp begrüßt die Fans vor dem Spiel.
Große Emotionen: Liverpools Trainer Jürgen Klopp begrüßt die Fans vor dem Spiel. © dpa | Jon Super

„Ich bin so glücklich, ich kann es nicht glauben. Ich bin so glücklich über die Atmosphäre, über das Spiel, darüber, Teil dieser Familie zu sein, und über uns, wie wir diesen Tag feiern“, sagte Klopp ins Stadionmikrofon. Dabei trug er einen roten Kapuzenpulli mit der Aufschrift „I‘ll never walk alone again“ in Anlehnung an die Clubhymne „You‘ll never walk alone“. „Es fühlt sich nicht wie das Ende an, sondern wie ein Start“, ergänzte Klopp, der in seiner Rede immer wieder von Fangesängen unterbrochen wurde.

Der Klopp-Abschied heute im Live-Ticker: So lief sein letztes Spiel

Premier League live im Ticker: Liverpool - Wolverhampton 2:0

Die Menschen um ihn herum machten es Klopp nicht unbedingt leicht, die Professionalität am letzten Spieltag der Premier League zu wahren. Auf der einen Tribünen-Seite wurde sein Vorname mit Bannern in großen Buchstaben präsentiert, auf der anderen war ein riesiges Herz in den Farben Schwarz-Rot-Gold zu sehen. Gesänge wie „I‘m so glad that Jürgen is a Red“ hallten durch die Arena. Auch im offiziellen Stadionheft wird die Club-Ikone gewürdigt - und das auf der Titelseite sogar in deutscher Sprache: „Danke Jürgen.“

Letztes Spiel in Anfield: Jürgen Klopp fiel der Abschied in Liverpool schwer.
Letztes Spiel in Anfield: Jürgen Klopp fiel der Abschied in Liverpool schwer. © AFP | PAUL ELLIS

Familie, Freunde, Wegbegleiter - auch sie waren gekommen und wollten alle eine Umarmung mit Klopp. Dem war die ganze Aufmerksamkeit gar nicht recht. „Ich denke nicht, dass ich irgendjemanden diese Situation wünsche. Es ist sehr schwierig, das als Mensch zu verarbeiten. Jeder singt meinen Namen - ich bin nicht sicher, dass wir dafür gemacht sind“, sagte der 56-Jährige: „Ich versuche, so viel Distanz aufzubringen, wie ich kann.“ Doch das fiel ihm schwer. Als noch keine Zuschauer im Stadion waren, stand Klopp in einem fast schon spirituellen Moment ganz alleine am Mittelpunkt auf dem Rasen.

Der Mannschaftsbus des FC Liverpool wird vor dem Spiel von den Fans in Empfang genommen.
Der Mannschaftsbus des FC Liverpool wird vor dem Spiel von den Fans in Empfang genommen. © dpa | Peter Byrne

Jürgen Klopp geht nach neun Jahren

Einen Tag vor seinem Abschiedsspiel hatte sich Klopp bereits in den sozialen Medien mit emotionalen Worten an die Fans gerichtet. „Am 8. Oktober 2015 haben wir uns das erste Mal richtig getroffen. Ich würde es eine Liebesbeziehung nennen“, sagte der Coach in einem rund zweiminütigen Video auf seinem neuen Instagram-Account mit dem Namen „Kloppo“ - Jürgen Klopp, The Normal One. „Vom ersten Tag an war es eine absolut unglaubliche Zeit. Ich habe es so sehr genossen und ich möchte euch so sehr für all die Unterstützung und Kraft danken, die ihr uns über die Jahre gegeben habt.“

In dem Video, das zudem die emotionalsten Momente seiner über achteinhalb Jahre als Coach bei den Reds zeigt, sitzt Klopp in seinem Büro. Ein letztes Mal. Es falle ihm sehr schwer, diesen „unglaublichen Ort zu verlassen“, sagte er. Auch deswegen wolle er mit den Fans „in Kontakt bleiben. Und auch, wenn ich bin kein Social-Media-Typ bin, die Leute haben mir gesagt, dass Social Media dabei hilft. Also, auf geht‘s. Wir sehen uns.“ Einen Tag später hatte das Video bereits mehr als 26 Millionen Likes, 1,6 Millionen Personen folgten schon dem Account von Klopp.

Überlebensgroß: Ein Wandgemälde in der Nähe des Stadions des FC Liverpool zeigt Jürgen Klopp.
Überlebensgroß: Ein Wandgemälde in der Nähe des Stadions des FC Liverpool zeigt Jürgen Klopp. © dpa | Thomas Bremser

Aber nicht nur die Fans wollen Klopp nicht so schnell vergessen. „Wir werden für immer im Kontakt bleiben, ein Leben lang. Es ist nicht nur eine Arbeitsbeziehung“, sagte Liverpools Offensiv-Star Mohamed Salah bei Sky. Der Ägypter gehörte in der Klopp-Ära zu den prägenden Spielern, vor drei Wochen hatten sich beide an der Seitenlinie aber ein Wortgefecht geliefert. Der Zwist ist längst beigelegt. „Wir haben uns gegenseitig sehr geholfen und wir haben alles für den Verein gegeben, um Trophäen zu gewinnen, das kann jeder sehen.“

Der frühere Mainzer und Dortmunder Bundesliga-Trainer führte Liverpool unter anderem zur Meisterschaft in England und zum Triumph in der Champions League. Doch zu seinem Wirken an der Anfield Road gehören auch dramatische Niederlagen. „Ich weiß, dass wir mehr hätten gewinnen können“, gab Klopp zu, „aber das ist okay für mich.“ Er habe seine „beste Zeit“ beim „besten Club, den ich mir hätte vorstellen können“, verbracht.

FC Liverpool: Arne Slot beerbt Jürgen Klopp

Sein Nachfolger in Liverpool, der Niederländer Arne Slot, tritt in riesengroße Fußstapfen. Ob Klopp nochmal auf die Trainerbank zurückkehrt, ist offen. „Ich kann anderen Menschen Energie geben, aber dafür muss ich sie selbst haben, und das ist nicht mehr ganz so wie früher“, sagte er: „Vielleicht wird das in ein, zwei oder drei Jahren anders sein, ich weiß es nicht, und dann werden wir sehen, was passiert.“