Kaltenkirchen. Streit um ÖPNV in Kiel: SPD kritisiert die Ausdünnung der AKN-Linie A2 zwischen Norderstedt und Kaltenkirchen. Das sei „aberwitzig“.

Die Pendlerinnen und Pendler der AKN sind Kummer gewohnt. Denn ständige Zugausfälle durch Personalmangel, Baustellen und Krankheit der Fahrzeugführer gehören zu ihrem ÖPNV-Alltag. Die nun von der Landesregierung angekündigten Kürzungen bei den Takten auf der Linie A2 zwischen Kaltenkirchen und Norderstedt-Mitte sorgen nun für weitere Entrüstung.

Zu Randzeiten sollen ab dem Dezember-Fahrplan Taktungen reduziert bleiben oder die Züge seltener als derzeit fahren, eine Verbindung wird sogar komplett gestrichen.

AKN: „Landesregierung muss Kürzungen zurückdrehen“

Niclas Dürbrook, verkehrspolitischer Sprecher der SPD-Landtagsfraktion, warnt die Landesregierung nun in einem Antrag für die kommende Landtagssitzung am 22. Mai davor, die Mobilitätswende auszubremsen. „Die Landesregierung muss ihre Kürzungen beim Angebot zurückdrehen. Es ist aberwitzig, ständig über die Mobilitätswende zu sprechen und gleichzeitig Verbindungen im Hamburger Rand zu streichen. Die Verlässlichkeit des ÖPNV ist und bleibt ein extrem großes Thema. Und Verlässlichkeit zeigt sich grade auch durch gute Verbindungen in den Randzeiten.“

Die Einsparmaßnahmen wurden Dürbrook vom Verkehrsministerium als Antwort auf eine Kleine Anfrage bestätigt. Betroffen ist im Kreis Segeberg die Linie A2 zwischen Kaltenkirchen und Norderstedt-Mitte. Diese soll ab Dezember sonnabends weiterhin nur alle 30 Minuten fahren. Das ist schon seit Ende März der Fall (zuvor alle 20 Minuten), allerdings aus personellen Gründen, eigentlich sollte dies zum Jahresende wieder zurückgenommen werden.

AKN: Taktungen werden im neuen Fahrplan reduziert

Der gleiche verringerte Takt ist von Montag bis Freitag, jeweils ab 22 Uhr, vorgesehen (bisher: bis 23.40 Uhr alle 20 Minuten). Ebenso immer am Sonnabend sollen sämtliche Fahrten, die an der Haltestelle Dodenhof in Kaltenkirchen beginnen und enden, entfallen. Schon jetzt wird diese nur im stündlichen Grundtakt angefahren, begründet in Personalmangel.

Betroffen ist weiterhin auch die S3 zwischen Pinneberg und Hamburg. Diese soll unter anderem an Wochenenden sowie von Montag bis Freitag zeitweise nur noch in einem 20-Minuten-Takt fahren (bisher: zehn Minuten).

Laut Ministerium habe die Nah.SH, also die Verkehrsgesellschaft, die dem Land sowie den Kreisen und kreisfreien Städten gehört, besagte Änderungen für die AKN bereits festgelegt. Demnach können die vertraglich festgelegten Leistungen so reduziert werden, dass noch 85 oder 90 Prozent des vereinbarten Betriebsumfangs geleistet werden können. Von einem auf das nächste Jahr dürfe eine Veränderung maximal fünf Prozent betragen.

Die A1 könnte auch betroffen sein

Ob das alles sein wird, steht noch nicht fest. Auch die A1 könnte noch betroffen sein. „Veränderungen im Verkehrsangebot auf der Linie A1 Hamburg-Eidelstedt – Ulzburg-Süd sind Teil von gerade laufenden Abstimmungen zwischen den Ländern Schleswig-Holstein und Hamburg und der AKN.“ Entsprechende Fahrplanänderungen müssten dann geprüft werden.

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„Des Weiteren ist eine Abstimmung mit der Freien und Hansestadt Hamburg sowie den betroffenen Kreisen und kreisfreien Städten notwendig. Diese würden im Idealfall vor den Sommerferien in Schleswig-Holstein abgeschlossen sein“, heißt es. Tobias von der Heide (CDU), Verkehrs-Staatssekretär in Kiel, hatte hinsichtlich der Maßnahmen auf ausbleibende Mittel des Bundes für den Schienenpersonen-Nahverkehr verwiesen.

ÖPNV: SPD fordert im Landtag, Kürzungen rückgängig zu machen

„Wir stehen erstmals vor der Situation, dass der Bund seiner grundgesetzlichen SPNV-Finanzierungspflicht nicht nachkommt und sich stattdessen zunehmend aus der Finanzierung zurückzieht. Das ist schmerzhaft und das genaue Gegenteil der von der Ampel-Koalition ausgerufenen Mobilitätswende. Wir hoffen stark, dass es hier noch zu einem Einlenken in Berlin kommt“, sagte er auf Abendblatt-Anfrage kürzlich. „Da wir aber zeitlich an enge Fristen gebunden sind und als finanziell stark belastetes Flächenland die Fehlbeträge des Bundes nicht aus eigener Kraft ausgleichen können, sind wir gezwungen, schon jetzt zu reagieren.“

Die Landesregierung versuche den schwarzen Peter nach Berlin zu schieben, kritisiert Dürbrook. „Das ist für mich nicht nachvollziehbar. Denn die rechtliche Situation ist klar. Die Landesregierung ist verantwortlich für den ÖPNV im Land. Der Bund leistet dazu einen finanziellen Beitrag. Eine Vollfinanzierung aus Berlin, wie man sie sich in der schleswig-holsteinischen Landesregierung offenbar wünschen würde, ist nirgendwo vorgesehen.“