Hamburg. In wenigen Tagen startet Laura Bielenberg ihre Abenteuer-Tour durch Nord und Mittelamerika – für den guten Zweck. Die Hintergründe.

An ihr allererstes Fahrrad kann sich Laura Bielenberg noch ganz genau erinnern. „Das war ein Dreirad. Es war hellblau und hatte wunderschöne Marienkäfer drauf. Ich war drei, vier Jahre alt und fand es ganz toll, das erste Mal mit meinem Vater eine Tour zu machen“, blickt die heute 31-jährige Hamburgerin zurück.

Ihre Liebe zum Zweirad ist bis heute ungebrochen. Als Teenagerin jobbte sie für Apotheken in Iserbrook und den anderen Elbvororten als Fahrradkurier, um sich ihr Taschengeld aufzubessern. Da überrascht es nicht, dass sie das größte Abenteuer ihres Lebens auch auf einem Drahtesel bewältigen will.

Spendenaktion: Hamburgerin radelt 11.000 Kilometer durch Nord- und Mittelamerika

Die Hamburgerin fährt ab dem 23. Mai 11.000 Kilometer durch Nord- und Mittelamerika – vom kanadischen Edmonton bis an die Grenze Guatemalas. Bis Weihnachten will sie die Marathon-Tour bewältigt haben. Das Ziel: Über Spenden sollen 14.700 Euro für 100 Fahrräder für die „World Bicycle Relief“ zusammenkommen. Die US-amerikanische Organisation kümmert sich darum, dass Menschen in strukturschwachen Regionen Fahrräder erhalten. Projekte gibt es unter anderem in Kolumbien und in Afrika. Bei ihrer Spendenaktion sind bisher 1275 Euro zusammengekommen (Stand 10. Mai).

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Die Idee für die XXL-Fahrradtour ist im vergangenen Sommer entstanden. Damals fuhr Bielenberg von Peru aus nach Santiago de Chile. Auf ihrer Tour lernte sie andere Fahrradfahrer kennen, die von den Offroad-Strecken in Kanada und USA schwärmten. „Ich kam von dieser Reise zurück und hatte irgendwie das Gefühl, dass ich noch nicht genug Fahrrad gefahren bin“, sagt die junge Frau, die anschließend einen Plan schmiedete.

Hamburgerin engagiert sich für den „World Bicycle Relief“

Zeit genug dafür hatte sie. Ihr Vertrag bei der Europäischen Luft- und Raumfahrtagentur (ESA), wo sie als Robotik-Ingenieurin arbeitete, war ausgelaufen. „Ich dachte mir: Jetzt oder nie. Nach dem Abitur bin ich auf einem Containerschiff von Antwerpen nach Singapur gereist. Jetzt wollte ich mal wieder eine große Reise machen. Diesmal nicht auf dem Wasser, sondern auf dem Rad“, sagt Bielenberg.

Zur Auswahl stand die Route Hamburg–Teheran oder die Nord- und Mittelamerika-Route. „Ich wollte aber nicht nur wegen des Fahrradfahrens noch mal eine größere Tour machen, sondern auch, um etwas Gutes zu tun. Es ist toll, dass die Organisation da Räder spendet, wo es wirklich nötig ist. Wo es eben keinen Nahverkehr gibt. Durch das Fahrrad bekommen die Menschen dort jene Unabhängigkeit, die ich auch so genieße.“

Also schloss sich die passionierte Radfahrerin eine Woche lang in ihrem Zimmer ein, plante alles im Detail, bastelte eine Internetseite und schrieb Sponsoren an. Mit überschaubarem Erfolg. „Ich habe zwei Unternehmen, die vielleicht als Sponsor bereitstehen. Ich versuche, einen Teil der Reise über Sponsorengelder zu finanzieren. Vor allem geht es um Dinge für mein Mountainbike, mit dem ich die Tour machen werde“, so Bielenberg, die sich – wie sollte es anders sein – derzeit als Fahrradlieferantin bei Lieferando ein wenig Geld dazuverdient.

Hamburgerin Laura Bielenberg finanziert sich ihr Fahrrad-Abenteuer selbst

Die Hoffnung, noch einen Geldgeber für die Flüge über den Großen Teich zu finden, schwinden von Tag zu Tag. Allein die Flüge kosten pro Strecke 750 Euro. Pro Tag hat sie zudem 30 Euro für Verpflegung, Fahrrad-Reparaturen und sonstige Ausgaben einkalkuliert. Übernachtungsmöglichkeiten braucht sie nicht. Sie wird in einem Zelt schlafen.

„Rund 1000 Euro pro Monat habe ich an Kosten eingeplant. Ich bin es gewohnt, mich spartanisch zu ernähren. Es wäre aber nett gewesen, wenn ein paar Kosten übernommen werden könnten. Die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt. Ich freue mich trotzdem sehr auf die Tour und ziehe es auf jeden Fall durch“, sagt sie

Radtour der Hamburgerin führt über den Jasper-Nationalpark im Bundesstaat Alberta

Von Edmonton geht es über den Jasper-Nationalpark im Bundesstaat Alberta am „Icefields Parkway“ entlang nach Banff. Den ersten Teil der XXL-Radtour wird sie gemeinsam mit ihrem Freund absolvieren. „Ihn setze ich dann in Calgary ab. Wir lassen uns zwei, drei Wochen Zeit, um Kanada zu erkunden, weil ich möglichst spät in die USA möchte. In den Bundesstaaten Idaho, Wyoming und Montana kann nämlich noch Schnee liegen im Mai“, erklärt Bielenberg.

Über den US-Bundesstaat Colorado und die „Great Divide Mountain Bike Route“ geht es dann in Richtung Utah und Nevada. „Wenn es schon zu heiß ist, werde ich Nevada aber überspringen. Bei 45 Grad ohne Schatten zu fahren ergibt keinen Sinn. Dann würde ich einen Teil der Strecke mit der Bahn überbrücken.“ Auch weil sie für die USA ursprünglich nur ein 90 Tage gültiges Visum hatte.

5500 Kilometer durch die USA in der kurzen Zeit bezeichnet die Hamburgerin als „ambitioniert“. „Ich habe mich aber um ein sechs Monate gültiges Visum bemüht. Es war ein großer Bürokratieaufwand, aber es hat Gott sei Dank geklappt“, sagt Bielenberg.

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Am legendären Highway 101 an der kalifornischen Westküste geht es anschließend runter nach Mexiko. „Ende September, Anfang Oktober will ich dann in der Baja California sein. Vorher ist an der Pazifikküste Hauptsaison für Hurricanes“, sagt sie. Diese möchte sie nicht miterleben. Ihr Endziel an der mexikanisch-guatemaltekischen Grenze erreicht sie dann über die „Trans-Mexico Bikepacking Route“. Als Navigation nutzt die Frau aus Iserbrook einen speziellen GPS-Fahrradtracker.

Große Angst vor den Herausforderungen – egal ob Naturgewalten, Bandenkriminalität in Mexiko oder sonstigen Widrigkeiten – verspürt die junge Frau nicht. „Vor den Grizzlybären, die es gerade im ersten Teil der Reise von Kanada bis Colorado gibt, habe ich aber schon Respekt. Auch wenn ich eine Hamburger Frostbeule bin, kann ich mit Wärme und Kälte gut umgehen, aber Gewitter machen mir schon Angst“, sagt Bielenberg, die aber ganz pragmatisch an die Herausforderung herangeht. „Ich mache mir nicht zu viele Gedanken darüber, was passieren könnte. Vielleicht frisst ein Grizzly mein Bike oder ich breche mir bei einem Sturz etwas. Es kommt doch eh immer anders als geplant.“