Berlin. Auf der Noto-Halbinsel bebt seit Jahren ungewöhnlich häufig die Erde. Forscher haben untersucht, ob das am starken Schneefall liegt.

Gibt es einen Zusammenhang zwischen Wetter bzw. Klima und der Häufigkeit von Erdbeben? Zumindest erste Hinweise darauf liefert eine neue Studie in der Fachpublikation „Science Advances“, die dieser Frage nachgeht.

Die Forscher haben Tausende Erdbeben auf der Noto-Halbinsel in Japan untersucht. In der Region gibt es seit Jahren eine sehr starke Erdbebenaktivität, Fachleute sprechen von einem „anhaltenden seismischen Schwarm“. Das Forscherteam untersuchte für einen Zeitraum von mehr als zehn Jahren die seismischen Wellengeschwindigkeiten unter der Erdoberfläche in der Region. Ihren Blick richteten sie vor allem auf die sogenannten Poren in der Bodenstruktur, die in wechselnden Anteilen mit Luft oder Wasser gefüllt sind.

Erdbeben: Studie untersucht, ob Schneefall die Gefahr erhöht

Mit einem „hydromechanischem Modell“, heißt es in der Zusammenfassung der Studie, habe man die umweltbedingten Schwankungen des Porenüberdrucks gemessen. Und: Veränderungen, die durch ungewöhnlich starke Schneefälle hervorgerufen werden, tragen zu Störungen des Porendrucks und zur Auslösung des seismischen Schwarms bei.

Das besage nicht, dass Veränderungen des Wetters wie starker Schneefall Erdbeben direkt verursachen, also eine Kausalität besteht, betonen die Forscher. Es könnte aber zumindest einen Zusammenhang zwischen Umweltfaktoren wie Schneefall und der seismischen Aktivität geben.

„Diese großen Schneefälle scheinen gut mit dem Beginn dieser großen Erdbebenschwärme zu korrelieren“, sagte William Frank, Autor der Studie und Assistenzprofessor für Erd-, Atmosphären- und Planetenwissenschaften am Massachusetts Institute of Technology (MIT). „Wir sollten nicht vergessen, dass das Klima selbst auch eine Rolle bei der Veränderung des Spannungszustands in der Tiefe spielen kann, wo Erdbeben auftreten.“

David Shelly, Geophysiker bei der renommierten Amerikanischen Geologischen Gesellschaft (GSA), sagte NBC News in einer ersten Bewertung, die Studie werfe interessante Fragen auf, es seien aber noch weitere Untersuchungen erforderlich.