Berlin. Eltern sind in Bezug auf Drogen- und Alkoholkonsum ihrer Kinder nicht machtlos. Eine US-Studie kommt zu überraschenden Ergebnissen.

Eltern sind in Bezug auf den Konsum von Alkohol, Tabak und Drogen ihrer Kinder nicht machtlos. Das ist Ergebnis einer neuen Studie, die im „Journal of Studies on Alcohol and Drugs“ erschienen ist. Das Trinken, Rauchen oder Kiffen zu bestrafen, spielte dabei nicht die entscheidende Rolle.

„Manche Eltern denken, dass Kinder einfach trinken oder Drogen nehmen, egal was passiert und wie sie sich verhalten. Aber das ist nicht wahr. Eltern können einen Unterschied machen“, sagt William Pelham, Professor für Psychiatrie an der University of California in San Diego (USA) und Hauptautor der Studie.

Eltern haben durchaus Einfluss darauf, wie viel und wie oft ihre Kinder Alkohol trinken, so das Ergebnis einer US-Studie.
Eltern haben durchaus Einfluss darauf, wie viel und wie oft ihre Kinder Alkohol trinken, so das Ergebnis einer US-Studie. © picture alliance / photothek | Ute Grabowsky

Für die Untersuchung werteten Pelham und sein Team insgesamt 4503 Fragebögen von Jugendlichen im Alter von elf bis 15 Jahren aus 21 US-Städten aus. Die Umfrage thematisierte die Überwachung beziehungsweise das Wissen der Eltern von Alkohol-, Drogen- und Tabakkonsum sowie das dadurch beeinflusste Verhalten der Kinder und Jugendlichen.

„Um den Eltern genauere Ratschläge geben zu können, was sie tun sollten, ist es wichtig zu verstehen, was funktioniert“, so Pelham. Die Ergebnisse deuteten darauf hin, dass es womöglich nicht notwendig sei, Kinder auf frischer Tat zu ertappen, wenn sie Drogen konsumieren: „Wenn diese wissen, dass ihre Eltern sie im Auge behalten, könnte das schon ausreichen.“

Alkohol und Drogen: Landläufige Annahme ist falsch

Ein Ergebnis der Studie ist, so Pelham, dass Kinder und Jugendliche seltener trinken, rauchen oder Drogen konsumieren, wenn ihre Eltern deren Verhalten beobachten und überwachen. „Man geht landläufig davon aus, dass die Überwachung funktioniert, weil die Eltern den Substanzkonsum eher erkennen und dafür sorgen, dass es Konsequenzen gibt, etwa dass sie ihren Kindern Stubenarrest geben oder ihnen das Smartphone wegnehmen“, so Pelham weiter. Diese Annahme werde durch die Studie widerlegt.

Den Angaben zufolge ist es eher die Befürchtung, erwischt zu werden, als die drohende Strafe, die Kinder und Jugendliche vom Konsum abhält. Wenn Kinder wüssten, dass ihre Eltern das Verhalten beobachteten, versuchten sie oft gar nicht erst, Alkohol oder Drogen zu konsumieren. Verhalten beobachten meint hier, über die Aktivitäten der Kinder Bescheid zu wissen, ihre Freunde zu kennen und zu wissen, wo sie sich aufhalten, wenn sie nicht zu Hause sind.

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Pelham deutet die Ergebnisse der Untersuchung so: Eine klare Haltung gegenüber Alkohol und Drogen, gepaart mit Interesse und Aufsicht rege Kinder und Jugendliche zum Nachdenken an, unabhängig davon, ob die Eltern ihre Kinder beim Trinken, Rauchen oder beim Konsum von Drogen erwischten.

Forscher erklärt: Studie hat eine Einschränkung

Insgesamt 3,6 Prozent der befragten Kinder und Jugendlichen gaben an, im letzten Monat Alkohol oder Drogen konsumiert zu haben. Einige Kinder erklärten, dass sie zwar geplant oder die Möglichkeit gehabt hätten, zu trinken oder Drogen zu nehmen, sich aber aus Angst, ihre Eltern könnten es herausfinden, dann doch dagegen entschieden hätten.

Pelham betont allerdings auch die Einschränkungen der Studie. „Diese konzentrierte sich auf jüngere Jugendliche, die keine schweren Drogen- oder Alkoholkonsumenten gewesen sind. Wenn Kinder ernsthaftere Probleme mit dem Drogenkonsum haben, könnten negative Konsequenzen durchaus ein wichtigeres Instrument sein, um gegenzusteuern.“