Berlin. Seit einigen Jahren attackieren Orcas Boote vor den Küsten des Mittelmeers. Diesmal musste die Besatzung einer Jacht gerettet werden.

Sie haben es schon wieder getan – und langsam wird es unheimlich: Orcas haben spanischen Medienberichten zufolge erneut eine Segeljacht in der Nähe von Gibraltar versenkt. Die zwei Besatzungsmitglieder der 15 Meter-Jacht „Alborán Cognac“ hätten am Sonntagmorgen etwa 26 Kilometer vor Kap Spartel in Marokko am südlichen Eingang zur Straße von Gibraltar zunächst dumpfe Schläge gegen den Rumpf wahrgenommen, berichteten die spanische Zeitung „El País“ und andere Medien unter Berufung auf den spanischen Seenotrettungsdienst. Dabei sei das Ruderblatt beschädigt worden. Als dann Wasser in das Boot eingedrungen sei, hätten die Segler einen Notruf abgesetzt.

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Orca attackiert Segeljacht – Tanker nimmt die Havaristen an Bord

Von Spanien aus sei ein Hubschrauber gestartet und der in der Nähe fahrende Tanker „MT Lascaux“ gebeten worden, dem Havaristen zu Hilfe zu kommen, schrieb die Zeitung weiter unter Berufung auf das Verkehrsministerium in Madrid. Eine Stunde nach dem Notruf seien die Schiffbrüchigen von dem Tanker wohlbehalten an Bord genommen worden. Die Jacht habe man jedoch nicht bergen können, sie sei kurz darauf gesunken. Es war bereits der siebte derartige Vorfall seit 2020.

Experten, die das Verhalten der intelligenten Tiere studieren, gingen davon aus, dass Orcas die Jacht gerammt hätten, die zu einer Gruppe von 37 der Meeressäuger gehören, die zwischen dem Norden der Iberischen Halbinsel und der Straße von Gibraltar im Süden leben.

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Schon seit mehreren Jahren kommt es im südeuropäischen Atlantik vor der Küste Spaniens, Portugals und Frankreichs immer wieder zu rätselhaften Angriffen von Schwertwalen auf Segelboote. Vor allem im Frühjahr und Sommer, wenn Thunfischschwärme an der Küste entlangziehen.

Angriffe der Killerwale – Training für den Nachwuchs?

Warum die Orcas es seit 2020 immer wieder auf die Boote abgesehen haben, ist nicht hinlänglich geklärt. Obwohl stets von „Attacken“ die Rede ist, sprechen Forscher lieber von „Interaktionen“, da der Grund für dieses nur in diesem Seegebiet beobachtete Verhalten der Schwertwale nicht bekannt sei. So sei es möglich, dass die Tiere nur spielen wollten. Es könne sich aber auch um die Reaktion auf ein negatives Erlebnis mit einem Schiff handeln.

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Die internationale Forschergruppe „Orca iberica“ untersucht systematisch alle Vorfälle mit Schwertwalen. HunderteAttacken wurden bereits dokumentiert. Meistens wurden dabei die Ruderanlagen der Segelschiffe mit Bissen und Rammstößen zerstört. Inzwischen haben die Wissenschaftler, eine Erklärung, die ihnen am plausibelsten erscheint..

Es könnte sein, dass die Elterntiere mit ihren Jungen die Thunfischjagd trainieren. Das sich am Heck bewegende Ruderblatt der Segelschiffe diene möglicherweise als „Lernwerkzeug“, das die Schwertwale an die Schwanzflosse der Thunfische erinnere. (ftg/dpa)