Sydney. Die Australierin Lisa Kournelis fährt seit zwei Wochen mit einem gefährlichen Tier im Auto herum. Immerhin trägt sie Schutzkleidung.

Dies ist wohl eine der Nachrichten, die das Etikett verdient: „Nur in Australien“. Die Australierin Lisa Kournelis aus Newcastle, einer Stadt zwei Autostunden nördlich von Sydney, fährt seit Wochen mit einer Rotbäuchigen Schwarzotter im Auto umher. Vier Versuche, das Reptil aus dem Fahrzeug zu entfernen, sind bereits fehlgeschlagen. Keiner der gerufenen Schlangenfänger konnte die Schlange aus dem Auto locken.

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„Ein Schlangenfänger hatte sie am Schwanz, ließ sie aber leider los“, sagte Kournelis gegenüber der Network-Ten-Sendung „The Project“. Er habe nicht an der Schlange ziehen wollen – aus Angst, sie zu verletzen. Die anderen hätten Teile des Innenraums ausgebaut und selbst Kameras zum Einsatz gebracht, um das Reptil im Auto zu lokalisieren, jedoch ohne Erfolg. Jeden Tag, wenn sie selbst zu ihrem zurückkehre, liege die Schlange dann jedoch wieder auf dem Rücksitz.

Gefährlicher Passagier verhält sich bisher friedlich

Kournelis, die im Hoch- und Tiefbau arbeitet, vermutet, dass die Schlange in ihren Wagen gelangte, als sie vor einigen Wochen auf einer Baustelle westlich von Newcastle die Autotür offen ließ. Schon damals habe sie den Verdacht gehegt, dass eine Schlange im Wagen sein könnte, berichtete sie dem Sender ABC. Sie habe das Fahrzeug aber nicht auf der Baustelle stehen lassen wollen, für den Fall, dass es dort beschädigt werden könnte. Außerdem wäre es schwierig gewesen, von dort mit öffentlichen Verkehrsmitteln nach Hause zu kommen.

Die Rotbäuchige Schwarzotter kann bis zu drei Meter lang werden.
Die Rotbäuchige Schwarzotter kann bis zu drei Meter lang werden. © iStock | Ken Griffiths

Kournelis nimmt die verfahrene Situation mit deutlich mehr Humor, als dies viele andere tun würden. Seit den gescheiterten Entfernungsversuchen hat sie die giftige Schlange auf den Namen „Fluffy“ getauft. Zudem lässt sie sich – trotz ihres durchaus gefährlichen blinden Passagiers – nicht vom Autofahren abhalten. „Ich habe eigentlich keine andere Wahl“, meinte die Australierin. Bisher sei sie nicht zu Schaden gekommen, sie wisse aber natürlich, dass dies durchaus eines Tages passieren könne.

Schutzkleidung: Australierin trägt beim Fahren dicke Wollhose

Um einen Schlangenbiss zu vermeiden, trägt sie beim Fahren auf Anraten eines der Schlangenfänger nun dicke Wollhosen. Sie hoffe, dass vor allem die Wollhose im Falle eines Bisses verhindern würde, dass die Schlange allzu viel Gift injizieren könnte, meinte sie gegenüber der ABC. Die Schlange selbst hat sich bisher nicht aggressiv verhalten, sie löst aber doch regelmäßig Autosensoren und damit den Alarm im Auto aus. Meistens gehe die Alarmanlage in ihrem Auto ab ungefähr 11 Uhr morgens an, so die Australierin.

Der Schlangenfänger Matt Stopford bestätigte dem australischen Sender, dass es ausgesprochen selten vorkomme, dass Schlangen sich in Autos einnisten würden. „Schlangen gelangen im Allgemeinen nicht einfach von selbst in Autos, es sei denn, die Leute haben die Fenster offen gelassen“, sagte er. Laut Stopford muss das Reptil jedoch dringend entfernt werden, bevor es in die sogenannte Winterruhe übergeht. Da Australien auf der Südhalbkugel liegt, beginnen die Wintermonate hier im Juni. Dann werde die Schlange langsamer und sie werde im Auto bleiben wollen, „weil es ein schönes Versteck zum Aufwärmen ist“. Futter brauche sie über die kalten Monate ebenfalls nicht – das heißt, sie würde sich wahrscheinlich langfristig einnisten.

Rotbäuchige Schwarzotter: Biss kann tödlich sein

Australien ist bekannt für seine Schlangenvielfalt, darunter einige ausgesprochen giftige Exemplare. Dazu gehören neben der giftigsten Schlange der Welt, dem Inlandtaipan, auch die Braunschlange, der Östliche Taipan oder die Tigerotter. Die Rotbäuchige Schwarzotter ist dabei eine der wenigen Giftschlangen, die durchaus auch mal in die Vororte der großen Städte eindringt. „Sie sind scheue Schlangen und beißen im Normalfall nur bei starker Belästigung ernsthaft zu“, wie es auf der Website des Australian Museum heißt. Sie gilt als beißfaul, der Biss kann für den Menschen aber tödlich sein.

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Kournelis’ Fall hat in Australien inzwischen so viel mediale Aufmerksamkeit erhalten, dass sich der Australian Reptile Park eingeschaltet hat, wo etliche Tierpflegerinnen und -pfleger auf Schlangen spezialisiert sind. Einer der Mitarbeiter will sich Fluffy in den kommenden Tagen nun vornehmen und versuchen, das hartnäckige Tier in die freie Natur umzusiedeln.