Themen: Entsetzen nach antisemitischem Angriff +++ Neue Radboxen „klauen“ Parkplätze +++ Hamburgs Beamte verdienen zu wenig
Statt Taten nur Worte
Jetzt gibt man sich also entsetzt und überrascht, dass so etwas passieren konnte. Dabei wurde aufgrund der Wanderungsbewegungen nach dem türkisch/kurdischen Konflikt schon seit Langem auch der islamisch-jüdische Konflikt importiert. Wenn man auch nur ein bisschen die Medien verfolgt hat, hätte einen auch diese Eskalation nicht überraschen dürfen. Es ist nun einmal leider so, dass der Großteil der Muslime erhebliche Vorbehalte gegen Juden hat – und etliche lassen dem nun Taten folgen. Um dies zu verhindern, hilft, wie in diesem Fall zu sehen ist, auch eine höhere Bildung nicht. Es zeigt sich dann auch, wie weit es her ist mit den Ansagen der deutschen Politiker, dass man Juden schützen wolle. Das tut man nur mit Worten – mit Taten ist es dann schnell vorbei, wenn eine andere laute Minderheit auf den Plan tritt, denn man möchte ja nicht antimuslimisch sein. Deswegen ist auch der Protest gegen „Muslim Interaktiv“ nur verbal. Zu einer „Demo gegen Islamismus“ ruft der Senat natürlich nicht auf – man möchte ja nicht stigmatisieren.
Christoph Beckmann
Ein Fall von Amnesie?
11./12. Mai: Hamburger KRITIken: „Angela Merkel fehlt der Politik? Wie bitte? Der Vorstoß von Daniel Günther zeigt zweierlei: Die Union ist gespalten. Und die Krise noch nicht verstanden“
Der schleswig-holsteinische Ministerpräsident Daniel Günther wünscht sich die Ex-Kanzlerin Merkel zurück? Darauf muss man erst einmal kommen! Ein nicht selten vorkommender Fall von vorübergehender Amnesie bei Politikern? Hat Günther völlig vergessen, dass ein erheblicher Teil des heutigen Problemgebirges seinen Ursprung in den 16 verlorenen Merkel-Jahren hat? Eine Aufzählung aller Fehlentscheidungen und Unterlassungen sollten wir uns an dieser Stelle schenken, aber was wir jetzt mit Sicherheit nicht benötigen, ist eine Kanzlerin, deren Regierungsprogramm aus drei Wörtern bestand („Sie kennen mich“). Bleibt die Frage nach dem Grund für diese groteske Fehleinschätzung Günthers. Meines Erachtens ist es kein Indiz für eine vorhandene oder beabsichtigte Spaltung der Unionsparteien, vor allem nach dem gerade zu Ende gegangenen CDU-Parteitag. Ein Verständnisproblem mit der gegenwärtigen Krise würde ich auch nicht unterstellen. Es ist vielmehr der Versuch, ein bisschen von „Muttis“ vergangener Wohlfühlatmosphäre herüberzubringen, gewissermaßen als Alternative zum gestrengen Friedrich. Eine schnelle Kanzlernominierung würde diesem plumpen Spuk ein Ende bereiten, und Günther könnte sich wieder seinen Aufgaben als Landesfürst widmen.
Michael Deil, Bargteheide
Spaltung wird angeheizt
Diese bösen Diebe! Diese furchtbare Verkehrspolitik in Hamburg! Bald soll es wohl gar keine Parkplätze mehr geben! Diese oder eine ähnliche Empörung stellt sich sicher bei vielen Autofahrenden ein, die diese Überschrift lesen. Ist das Schüren von Empörung gewollt? Das Anheizen der Spaltung zwischen Auto- und Fahrradfahrenden? Würde es einer Zeitung, die tatsächlich auch Nichtautofahrende lesen, nicht besser anstehen, sachlich zu berichten? Auch mit der Überschrift? Sie haben die frühere Seite „Auto und Verkehr“ zwar vor einiger Zeit in „Mobilität“ umbenannt, berichten aber nach wie vor auf dieser Seite überwiegend nur über Autos (so auch in dieser Ausgabe) und befeuern den Konflikt zwischen dem knappen Raum für Mobilität in Hamburg in meinen Augen unnötig und überwiegend aus Sicht der Autofahrenden. Was machen denn ein paar Radboxen aus im Vergleich zu den zig Tausenden von Autoparkplätzen? Und Ihr Foto zeigt sehr schön: Auf der Fläche eines Parkplatzes können hier gut drei bis vier Fahrräder stehen. Davon gerne mehr.
Anneli Albertsen, Hamburg
Chance vertan
Das Problem hätte bei der letzten Tarifverhandlung der Länder mit einer starken Gewerkschaft im Rücken leicht gelöst werden können. Den Stand der Landesbesoldung dem Stand der Bundesbesoldung anpassen, und man hätte diverse Ungerechtigkeiten aus der Welt geschafft. Das wäre auch eine gewisse Wertschätzung den Beamten der Stadt Hamburg gegenüber gewesen. Da hat die Gewerkschaft Ver.di und der Arbeitgeber, die Stadt Hamburg, eine große Chance vertan. Auf diesem Wege hätte es u. U. vielleicht auch die ganzen teuren Gerichtsverfahren erspart.
Raimo Guhl
Ungerechte Verteilung
„Flüchtlingspolitik ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Jeder muss seinen Beitrag leisten.“ Solche Leitsätze hören wir seit Jahren. Doch wer deren Realitätsgehalt überprüft, muss insbesondere beim Thema ‚Flüchtlingsunterkünfte‘ enttäuschungsfest sein. So gibt es etwa in den überdurchschnittlich wohlhabenden Hamburger Stadtteilen Blankenese, Nienstedten, Groß Flottbek und Rotherbaum keine einzige, jedoch in Billstedt alleine sechs. Ein Schelm, der Böses dabei denkt. Doch statt einfach zu sagen, wir wollen ‚unter uns bleiben‘ und werden das Dank unserer Ressourcen auch mit großer Wahrscheinlichkeit durchsetzen, geriert man sich – wie jetzt die ‚Initiative‘ in Flottbek – als vollkommen selbstlos. Natürlich würde man Geflüchtete liebend gerne aufnehmen, doch deren Lebensqualität und Integrationschancen seien an anderen Standorten nun mal deutlich besser. Mir fällt dazu nur folgendes Zitat ein: „Das einzig Echte an manchen Menschen ist ihre Falschheit“ (Werner Mitsch).
Horst Schmitt
Zu wenig Toleranz und Respekt
„Wir Lehrer sehen wahrscheinlich nur die Spitze des Eisberges“, heißt es zum Schluss des Artikels. Meine Konfirmanden haben in einem Gottesdienst ihr Leben in der Schule mit einem dunklen, bedrohlichen Ozean verglichen. Nicht wegen offener Gewalt oder des Leistungsdrucks, sondern wegen mangelnder Toleranz, fehlenden Respekts, Mobbings und des Zwangs, sich permanent verstellen zu müssen. Ein Ort, der für sie schrecklich ist und an dem sie nicht sein mögen, weil er Tag für Tag über ihre Kräfte geht. Die Kirchengemeinde war ihnen in diesem Bild ein kleiner Swimmingpool, der mitten in diesem finsteren Ozean schwimmt. Der einzige Ort, an dem sie sein können, wie sie sind, ohne Angst und ohne Maske, anerkannt und gesehen. „Passt bitte auf diesen Ort auf“, haben sie den Erwachsenen mitgegeben, „wir brauchen ihn!“ So sehr ich mich freue, dass es noch Menschen gibt, die mit ihren Kirchensteuern solche Orte schützen: Es kann uns nicht kaltlassen, wenn unsere Jugendlichen so ungeborgen aufwachsen müssen. Die Gewalt beginnt weit vor den Messern im Schulranzen. Höchste Zeit für eine breite gesellschaftliche Diskussion darüber, wie wir eigentlich zusammenleben wollen. Wir müssen die Hilferufe unserer Jugendlichen ernst nehmen!
Pastor Johannes Kühn, Hamburg-Hamm
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