Hamburg. Die Tiere sollen wieder von der Elbe bis in die obere Bille gelangen können. Bislang versperren zwei mächtige Bauwerke ihren Weg.

Bisher war am Tatenberger Deichsiel für die meisten Fische Endstation, schafften es nur wenige Tiere, durch die benachbarte Schleuse in die Dove-Elbe zu gelangen. Deshalb war mit der Schleusung von Fischen durch das Tatenberger Deichsiel im Spätsommer vergangenen Jahres testweise begonnen worden. Die Probephase sei positiv verlaufen, teilte Dr. Michaela Meyns von der Hamburger Umweltbehörde nun den Politikern im Regionalausschuss Vier- und Marschlande mit.

Ziel der Schleusung der Fische sei eine Stabilisierung der Population: „Wir wollen Wanderungen von der Elbe bis in die obere Bille und zurück ermöglichen“, sagte Michaela Meyns. Klar sei, dass das Projekt keine negativen Auswirkungen auf Biotope und geschützte Arten haben dürfe, ebenso wenig auf den Schiffsverkehr. Der Hochwasserschutz dürfe schon gar nicht eingeschränkt werden.

Elbe: Fische sollen durch Tatenberger Deichsiel geschleust werden

In der Probephase sei es vor allem darum gegangen, zu schauen, ob die technischen Abläufe wie geplant funktionieren würden, ob die hydraulische Simulation auch in der Realität funktioniert. Dies sei der Fall gewesen, betonte die Mitarbeiterin der Umweltbehörde.

Im Regelfall würden künftig Fische wie Meerforelle, Neunauge und Aale durch einen der drei vorhandenen Sielzüge geschleust, „ansonsten geht allerdings die Entwässerung vor“. Die Schützen (Schieber zur Regelung des Wasserdurchflusses) des Sielzuges sollen dafür etwa alle zehn Minuten auf- und abgelassen werden, sodass sowohl strömungsliebende als auch bodenwandernde und mit der Tide driftende Fische und Larven durch die entstandenen Bewegungen des Wassers durch das Bauwerk „geschleust“ werden.

Die bisherigen Fischschleusungen hätten den Wasserstand in der Dove-Elbe kaum beeinflusst: „Bei Schleusungen in beide Richtungen ist er in etwa ausgleichend“, sagt Michaela Meyns. Auch seien keine umwelttechnischen Verschlechterungen festgestellt worden: „Die Messwerte waren etwa die, wie ein Jahr zuvor.“

Probebetrieb 2021 hatte bei Anrainern Sorgen hervorgerufen

Noch in diesem Jahr sollen Störelemente im Sohlenbereich des Sielzuges eingebaut werden, dann werde mit der Schleusung „parallel zur Entwässerung“ begonnen. Die Schleusung werde automatisch von Hamburg Port Authority, dem Betreiber des Deichsiels, gesteuert.

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Ende 2021 hatte es an dem Deichsiel schon einmal einen Probelauf in Sachen Fischschleuse gegeben, worauf sich viele besorgte Anrainer, die sich über das plötzlich eingeleitete Wasser wunderten, bei Lokalpolitik und Bezirksamt gemeldet hatten. Am Vorgehen der Umweltbehörde wurde danach vielerorts Kritik laut, denn die Maßnahme, die im Auftrag der Umweltbehörde durchgeführt wurde, war zuvor in keinem politischen Ausschuss vorgestellt worden. Selbst die Bergedorfer Bezirksverwaltung hatte man im Vorfeld nicht informiert.