Themen: Unfalldrama in der Innenstadt +++ Orbán schlägt Selenskyj Feuerpause vor +++ Nach Frankreichwahl: Macron verspielt Europa

Mit zweierlei Maß gemessen?

3. Juli: „Tödliches Unfalldrama in der Innenstadt. 18-Jähriger verliert Kontrolle über 600 PS starken AMG-Mercedes. 39-Jähriger stirbt. Auto hinterlässt Schneise der Verwüstung“

Wenn ein Rentner beim Parken einen Poller umfährt, beginnt im Abendblatt eine heftige Diskussion über die Abgabe des Führerscheins bei 80-Jährigen. Wenn ein 18-Jähriger mit einer Auto-Rakete Menschen totfährt, entbrennt keine öffentliche Diskussion darüber, dass solche Autos nicht in die Hände von Fahranfängern gehören. Sind solche Probleme auch schon ideologisch besetzt?

Dietrich Ksoll

Ungeklärte Fragen zum Unfall

Dieser tragische Unfall wirft vor allem eine Frage auf: Was hat ein 18-jähriger Fahranfänger am Steuer eines 600 PS starken Fahrzeuges zu suchen? Die Polizei wird auch im Sinne der Angehörigen des Opfers und der anderen Verletzten zu klären haben, ob die Behauptung des Vaters, sein Sohn habe vor dem Unfall kurzzeitig das Bewusstsein verloren, der Wahrheit entspricht. Die Tatsache, dass Zeugen das Fahrzeug schon einige Zeit vor dem Unfall mit überhöhter Geschwindigkeit aufgefallen ist, lässt eher darauf schließen, dass der Fahranfänger die Kontrolle über das Fahrzeug bei hoher Geschwindigkeit verloren hat und der Vater nun seinen Sohn schützen will.

Martin Wucherpfennig

Wer trägt die Verantwortung?

Es soll ja Leute geben, die definieren sich über die PS-Zahl ihrer Karossen. Dass sich ein Junior mit 18 Jahren einfach ein Auto mit 600 PS mieten kann, ist unwahrscheinlich, der Wagen gehörte doch eventuell einer „Kumpel-Leasing-AG“, aber doch sicher nicht dem Papa auf dem Beifahrersitz? Die Frage nach der Verantwortlichkeit für Dramen dieser Art wird unsere Gerichtsbarkeit auch in höheren Instanzen beschäftigen müssen, um ein PS-Barometer zum Führen eines Pkw in den ersten Jahren nach der Führerscheinprüfung einzurichten. Vielleicht mindert so etwas das Risiko ein wenig. Ich möchte jedenfalls ganz normal sterben und nicht von pubertierenden Jugendlichen mit ihren PS-Boliden auf der Straße abgeschossen werden!

Eckehard Thiele

Eine erste Friedensinitiative

3. Juli: „Orbán schlägt Selenskyj Feuerpause vor“

Ein mutiger Schritt des viel gescholtenen ungarischen Ministerpräsidenten Viktor Orbán ist es auf jeden Fall, wenn er dem ukrainischen Präsidenten eine Feuerpause in diesem unseligen Krieg zweier Brudervölker vorschlägt. Wenn die diplomatischen Kanäle zugeschüttet sind, könnte vielleicht die Reihenfolge der Friedensbemühungen einmal umgekehrt werden. Warum sollte nicht einmal vom überstrapazierten Militär eine Feuerpause vorgeschlagen und dann auch vollzogen werden? Über den zukünftigen Grenzverlauf würde damit ja keineswegs entschieden werden. Beide Seiten müssen bekanntlich hohe Verluste verkraften, dazu kommt das Leid der Zivilbevölkerung und die Zerstörungen im Land. Der nun schon über zwei Jahre andauernde Krieg hat bereits genug Opfer auf beiden Seiten gefordert – vielleicht wäre er sogar durch eine geschicktere Verhandlungsführung in Minsk vermeidbar gewesen! Auch Putin, der sich den Verlauf seiner militärischen Spezialoperation sicherlich anders vorgestellt hat, dürfte einer solchen bescheidenen ersten Friedensinitiative gegenüber vermutlich nicht abgeneigt sein.

Hans Losse

Ich würde wegziehen …

3. Juli: „Wir sind die Neuen: Hamburg oder Berlin? Für mich keine Frage ... Unsere Volontärinnen und Volontäre stellen sich vor und schreiben über die Hansestadt“

Als gebürtiger Hamburger kann ich nach über 40 Jahren Hamburg der Mentalität der hier lebenden Menschen nichts Positives mehr abgewinnen. Die meisten Hamburger sind abgehoben, arrogant und unfreundlich, mitunter auch richtig aggressiv, was sich nicht nur im Straßenverkehr bemerkbar macht. Herausgeputzte Innenstadt? Übersieht die Autorin die massenhaft vorhandene Verwahrlosung in Form von Drogensüchtigen und Bettlern? Da hilft auch keine Verwöhnung durch Rotklinkerbauten. Mich reizt an dieser Stadt gar nichts mehr. Wenn ich könnte, würde ich ohne mit der Wimper zu zucken sofort woanders hinziehen.

Mark Müller, Hamburg-Altona

Den Wählerwillen respektieren

2. Juli: Leitartikel: „Macron verspielt Europa. Nach der Frankreich-Wahl droht der EU die Lähmung, sogar der Zerfall“

Selten war ein Leitartikel für mich so befremdlich. Egal, wo man politisch steht, es ist wohl unbestritten, dass das französische Volk bei der Europawahl eine demokratische Wahlentscheidung getroffen hat. Dazu maßt sich der Autor noch an zu behaupten, dass Macron sich verzockt habe, weil er – im Gegensatz zu unseren führenden Politikern – den Wählerwillen in seinem Land respektiert. Das ist gelebte Demokratie und zollt mir Respekt ab. Die Mehrheit der Wähler in Europa, die ihr Kreuz nicht bei linken Parteien gemacht haben, dann auch zu beschimpfen, indem man ihnen vorwirft, sie würden Putin huldigen, setzt dem Ganzen noch die Krone auf. Dass die Franzosen in Mehrheit jetzt in demokratischen Wahlen die Partei von Frau Le Pen gewählt haben, soll nun gleich in einer Katastrophe für Europa enden? Der für Europa angeblich so wichtige deutsch-französische Motor wird doch bereits seit der Amtsübernahme von Olaf Scholz mit kleiner Drehzahl gefahren und nicht erst seit den Wahlen in Frankreich. Wenn man dazu noch die aktuellen Umfragen zur Regierungspolitik in Deutschland in Betracht zieht, wird es auch hier eine Abkehr von der rot-grünen Politik bei den nächsten Wahlen geben. Wird Ihr Politik-Korrespondent dann wieder die Mehrheit des Volkes verunglimpfen, weil er nicht deren Meinung teilt? Mir kam der Artikel fast so vor, als habe die Obrigkeit zu bestimmen, was das Volk zu wählen hat. Und wenn das Volk aus Sicht der Politik falsch gewählt hat, soll man das wohl ignorieren? Im anderen Fall nennt man das dann verzockt?
Wenn jetzt auch noch in einem weiteren Artikel beschrieben wird, dass die französischen Beamten sich gegen das Wahlergebnis stellen wollen, beschleicht mich die Frage: Ist nun das Volk für den Staat da oder der Staat für das Volk?

Klaus Schulze

Vermietung mit hohem Risiko

1. Juli: Leserbrief: „Reines Profitinteresse“ und 27. Juni: „Trotz Wohnungsnot: Tausendfacher Leerstand. Neue Zahlen zeigen, in welchen Bezirken Wohnraum brachliegt, wie oft an Touristen vermietet wird“

In einer Studie des Wirtschaftsforschungsinstituts IW Köln ist zu lesen: „Die 3,9 Millionen Kleinvermieter haben laut Immobilienverband GdW rund fünfmal so viele Wohnungen. Und diese Amateure werden damit nicht reich.“ Bis ein säumiger Mieter seine Wohnung räumen muss, vergehen ca. zwei Jahre. Hier sind wohl die Gerichte vollkommen überlastet. In der Regel ist nach einer erfolgten Räumung bei dem säumigen Mieter nichts zu holen (Pfändungsgrenze). Hier kann sich der Vermieter glücklich schätzen, wenn der Mieter die Wohnung dann unbeschädigt zurückgibt. Somit bleibt der Vermieter dann „nur“ auf dem Mietausfall incl. der Nebenkosten, Anwalts- und Gerichtskosten sitzen. Aber die finanziellen Verpflichtungen gegenüber der Bank laufen weiter. Daher kann ich es nachvollziehen, wenn einige Vermieter die Wohnung leer stehen lassen, an Touristen vermieten oder aber an Investoren verkaufen.

Manfred Lempka

Schreiben Sie uns gerne an briefe@abendblatt.de oder per Post an das Hamburger Abendblatt, 20445 Hamburg. Von den vielen Leserbriefen, die uns erreichen, können wir nur einen kleinen Teil veröffentlichen. Teilweise müssen wir kürzen, um möglichst viele Meinungen zu veröffentlichen. Mit Ihrer Einsendung erlauben Sie uns, alle Inhalte und Ihre Kontaktdaten an die zuständigen Redakteurinnen/Redakteure und/oder an externe Autorinnen/Autoren weiterzuleiten. Sollte eine Weiterleitung Ihrer Kontaktdaten und ein Dialog mit uns nicht gewünscht sein, bitten wir um Mitteilung. Einsendungen werden sowohl in der gedruckten Ausgabe sowie den digitalen Medien vom Abendblatt veröffentlicht und geben ausschließlich die Meinung der Einsender wieder. Veröffentlichte Leserbriefe finden Sie auch auf abendblatt.de/leserbriefe.