Hamburg. Während andere Blumenläden geschlossen werden, führt Margret Burmester ihren Laden in Zollenspieker noch immer. Was ihr Geheimis ist.

Laufkundschaft hat Margret Burmester, Betreiberin des gleichnamigen Blumengeschäfts am Süderquerweg 38, so gut wie keine: Wer ihren Betrieb nicht kennt, übersieht ihn, denn es gibt kein Schaufenster und auch kein großes Hinweisschild. Lediglich viele Blumen, die den Weg entlang des Wohnhauses säumen und von der Straße hinter das Gebäude zum Laden führen, sowie ein kleines Schild mit den Öffnungszeiten, das an der Pforte hängt, weisen auf die Existenz des Familienbetriebes auf einem Hinterhof hin.

Margret Burmester braucht keine großen Hinweisschilder, keine Werbeoffensiven und auf nicht viel Platz, betont die 69-Jährige, deren Reich – Ladengeschäft, Kühlraum, Binderaum – sich über nur etwa 50 Quadratmeter erstreckt. Damit ist die gelernte Floristin ein halbes Jahrhundert lang gut gefahren: Am Sonnabend, 6. Juli, feiert sie den 50. Geburtstag ihres kleinen Unternehmens.

Blumen Burmester in Zollenspieker feiert 50. Geburtstag

Im Sommer 1974 gründete Margret Burmester ihren Betrieb in Moorfleet. 1980 zog sie mit ihrem Mann Werner Burmester (69) und den beiden gemeinsamen Kindern nach Kirchwerder, an den heutigen Standort, in ihr Elternhaus, verlagerte auch das Blumengeschäft dorthin. „Meine Eltern waren damals aus dem Haus ausgezogen“, sagt die Seniorin. „Damals waren die Öffnungszeiten eingeschränkter, weil ich mich um die Kinder und auch um meinen Großvater, der mit in dem Haus lebte, kümmern musste.“ In dem Haus wohnt sie mit ihrem Mann noch heute – in unmittelbarer Nähe etlicher prachtvoller Blumen.

Unterstützt wird Margret Burmester von einem Großteil ihrer Familie: Ihr Mann, der vor seinem Renteneintritt hauptberuflich als Industriekaufmann, Bilanzbuchhalter und Prokurist in verschiedenen Firmen tätig und auch stellvertretender Landesbereichsführer der Freiwilligen Feuerwehr Hamburg war, hilft heute im Ruhestand noch mehr aus als in den Jahrzehnten zuvor. Werner Burmester kümmert sich vor allem um die Arbeit im Büro, etwa die Steuererklärung, kann aber auch kassieren und Blumen einwickeln. „Ich binde allerdings keine Sträuße. Das überlasse ich lieber den Profis.“

In einem kleinen Kühlraum lagern prachtvolle Blumen.
In einem kleinen Kühlraum lagern prachtvolle Blumen. © Thomas Heyen | Thomas Heyen

Der 69-Jährige liefert die Blumen – gegen einen kleinen Aufpreis – auch aus, kauft neue direkt bei Gärtner aus dem Landgebiet ein. Das Floristikfachgeschäft seiner Frau ist in den Vier- und Marschlanden bestens vernetzt – und die Chefin legt großen Wert auf Frische. „Ich kaufe, wann immer es möglich ist, stets Blumen aus den Vier- und Marschlanden“, sagt sie. Nur wenn die gewünschten Blumen in der Region nicht erhältlich sind, akzeptiere sie längere Transportwege.

Margret Burmester fährt selbst zum Blumengroßmarkt, will dort die Ware sehen

Tochter Doris Brockmüller (50) arbeitet als Angestellte in Teilzeit im Betrieb ihrer Mutter. Sie ist ebenfalls gelernte Floristin, seit 29 Jahren im Unternehmen. Ihre Kinder Anna (20) und Jan (17) halfen früher mit aus. Diese Aufgabe haben inzwischen Doris Brockmüllers Nichten Jasmin (14) und Nina (12) übernommen. „Wir beziehen die Enkelkinder gern in die Betriebsabläufe mit ein. So lernen sie, sich anderen Menschen gegenüber freundlich und hilfsbereit zu verhalten und den richtigen Umgang mit Kunden, aber auch den Umgang mit einer Registrierkasse. Sie machen wertvolle Erfahrungen für ihr weiteres Leben“, sagt die Chefin.

Margret Burmester legt höchsten Wert auf Qualität: „Wir fahren zwei- bis dreimal in der Woche gemeinsam zum Hamburger Blumengroßmarkt, weil meine Frau die Ware sehen möchte. Andere Floristen lassen sich die Blumen unbesehen liefern“, sagt Werner Burmester. Sie kaufe auch nur saisonale Ware ein, betont Margret Burmester: „Beispielsweise Tulpen verkaufen wir nur in ihrer Zeit, von Januar bis April. Sonnenblumen gibt es bei uns nur im Spätsommer und Herbst – und nicht, wie anderswo, zu Weihnachten.“ Sie achte darauf, was zu welcher Zeit in der Region angeboten wird. „Wir leben von den Gärtnern – und die Gärtner von uns“, sagt sie.

Berufung statt Beruf: Senioren-Ehepaar arbeitet weiter

Das Leistungsspektrum reiche von Trauerfloristik über Trocken- und Schnittblumen sowie Topfpflanzen bis zu Blumendekorationen für Feiern. Die Familie dekoriert auch vor Ort, etwa Säle für Hochzeitsfeiern oder Kirchen. Viele Jahre habe das kleine Fachgeschäft auch Blumen zur Dekoration von Kreuzfahrtschiffen verkauft. „Inzwischen wird vor allem mit künstlichen Blumen dekoriert“, weiß Margret Burmester.

Margret Burmester in ihrem kleinen, hinter ihrem Wohnhaus gelegenen Ladengeschäft am Süderquerweg 38.
Margret Burmester in ihrem kleinen, hinter ihrem Wohnhaus gelegenen Ladengeschäft am Süderquerweg 38. © Thomas Heyen | Thomas Heyen

Ob sie noch arbeiten müssen? „Nein“, sagt Margret Burmester: „Wir haben finanziell vorgesorgt, insofern keinen Zwang. Wir machen das, weil es uns Spaß bringt.“ Ihr Mann fügt hinzu, dass der Beruf für seine Frau eine Berufung sei. Nicht selten würden sich Kunden bedanken, wenn ein Blumenstrauß zwei Wochen frisch geblieben ist.

So bodenständig wie schon seit 50 Jahren

Warum sich Margret Burmester mit ihrem kleinen Geschäft seit 50 Jahren behauptet, während viele andere Blumengeschäfte und Hofverkäufe von Gärtnereien im Laufe der Jahrzehnte geschlossen worden sind? Es sei wohl der Mix aus Kompetenz, Frische und Kundennähe, antwortet die Chefin. „Wir tragen den Kunden die Blumen auch zu ihrem Auto – ohne dass sie uns erst darum bitten müssen.“

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Ihre Tochter fügt hinzu, dass die kleine Firma sehr flexibel reagieren könne: „Wir organisieren fast alle gewünschten Blumen innerhalb kürzester Zeit. Meine Mutter kennt nicht nur ihre Kunden, von denen etwa 95 Prozent Stammkunden sind, die hier auf dem Lande leben. Sie kennt meist auch die Menschen, die beschenkt werden sollen – und deren Geschmack.“ Zudem beherrscht die Familie Burmester die niederdeutsche Sprache – auf dem Lande gerade gegenüber älteren Kunden ein klarer Vorteil.

Sie habe nie den Drang gehabt, ihr Unternehmen deutlich zu vergrößern und personell zu erweitern, betont die 69-Jährige. „Wir waren und sind mit dem zufrieden, was wir haben. Und so bodenständig wie es jetzt und schon seit 50 Jahren ist, funktioniert es.“

Gratulanten sind am 6. Juli willkommen

Wer mit einem Glas Sekt auf 50 Jahre „Blumen Margret Burmester“ anstoßen möchte, der ist am 6. Juli ab 13 Uhr am Süderquerweg 38 willkommen.

Das Ladengeschäft ist dienstags, donnerstags und freitags von 9 bis 12 Uhr und von 14.30 bis 18 Uhr sowie sonnabends von 7.30 bis 12.30 Uhr geöffnet.