Berlin/Atlanta. Beim Duell mit Trump machte Joe Biden keinen fitten Eindruck. Nun versucht er, alle Zweifel zu zerstreuen. Das Blog zum Nachlesen.

  • Obama nimmt Biden in Schutz
  • Biden reagiert auf Kritik
  • Zweifel an Bidens Kandidatur
  • CNN hat das erste TV-Duell zwischen US-Präsident Joe Biden und Donald Trump übertragen
  • Erste Umfrage sieht Trump als deutlichen Sieger
  • Faktencheck zeigt: Trump verbreitete etliche Lügen
  • Demokraten nach Debatte in Panik: Muss Biden ausgetauscht werden?
  • Die Termine aller weiteren TV-Debatten vor der US-Wahl im Überblick

Joe Biden und Donald Trump haben das erste TV-Duell im Rennen um die US-Präsidentschaft hinter sich gebracht. Die Debatte wurde von CNN live aus Atlanta im Bundesstaat Georgia übertragen. Kurz zusammengefasst: Trump hat durchgängig Lügen und nicht belegte Behauptungen verbreitet. Seine Botschaft: Biden habe das Land kaputtgemacht und sei der schlechteste Präsident aller Zeiten. Wichtiger noch: Biden hat enttäuscht. Er hatte sich akribisch auf das Duell vorbereitet, geriet aber immer wieder ins Stottern und verhedderte sich. Die Zweifel, ob er noch fit fürs Amt ist, sind nun größer denn je. In den inneren Zirkeln der Demokraten soll bereits nach wenigen Minuten Panik ausgebrochen sein. Bis zu den US-Wahlen am 5. November 2024 sind es noch mehr als vier Monate. Doch nun wird öffentlich die brisante Frage gestellt: Muss Biden als Kandidat ausgetauscht werden?

TV-Duell zwischen Biden und Trump im Blog: Obama stellt sich hinter Biden

22.41 Uhr: US-Präsident Joe Biden hat nach seinem schwachen Auftritt beim ersten TV-Duell gegen seinen Herausforderer Donald Trump Schützenhilfe von Barack Obama bekommen. „Schlechte Duelle passieren. Glaubt mir, ich weiß das“, schrieb der ehemalige Präsident am Freitag auf der Online-Plattform X. „Aber diese Wahl ist immer noch eine Entscheidung zwischen jemandem, der sein ganzes Leben lang für die einfachen Leute gekämpft hat, und jemandem, der sich nur um sich selbst kümmert. Zwischen jemandem, der die Wahrheit sagt, der Recht von Unrecht unterscheiden kann und es dem amerikanischen Volk offen sagen wird – und jemandem, der zu seinem eigenen Vorteil schamlos lügt.“ 

„Ich weiß, ich bin kein junger Mann“

20.12 Uhr: US-Präsident Joe Biden hat sich nach seinem schwachen Auftritt beim ersten TV-Duell gegen seinen Herausforderer Donald Trump kämpferisch gezeigt und seine Leistung verteidigt. „Ich würde nicht wieder antreten, wenn ich nicht mit meinem ganzen Herzen und meiner Seele glauben würde, dass ich diesen Job machen kann“, sagte der 81 Jahre alte Demokrat am Freitag bei einem Wahlkampfauftritt in Raleigh im US-Bundesstaat North Carolina. „Ich weiß, ich bin kein junger Mann, um das Offensichtliche zu sagen.“ Er laufe, rede und debattiere zwar nicht mehr so gut wie früher, so der Demokrat weiter. „Aber ich weiß, wie man die Wahrheit sagt.“

Zweifel an Bidens Präsidentschaftskandidatur

18.24 Uhr: Nach dem schwachen Auftritt von Präsident Joe Biden im ersten TV-Duell des Wahljahres mit Donald Trump sind die US-Demokraten in höchstem Maße beunruhigt. Innerhalb der Partei werde nach dem Fernsehduell diskutiert, ob es vier Monate vor der Präsidentenwahl zu spät sei, den 81-jährigen Biden durch einen jüngeren Kandidaten oder eine Kandidatin zu ersetzen, berichtete die „New York Times“ am Freitag. Andere Medien berichteten von einer regelrechten „Panik“ bei den Demokraten.

Das Medienecho und in Teilen seines eigenen politischen Lagers war für Biden desaströs. „Die Demokraten werden von einem Albtraum geweckt“, titelte etwa das Portal „Politico“. Maria Shriver, die Ex-Frau des ehemaligen kalifornischen Gouverneurs Arnold Schwarzenegger und Nichte des ermordeten demokratischen Präsidenten John F. Kennedy, schrieb im Onlinedienst X, Bidens Auftritt sei „herzzerreißend“ gewesen. In der Demokratischen Partei herrsche „Panik“.

Lesen Sie auch: „Bitte! Jetzt!“ – Rufe nach Michelle Obama werden lauter

Donald Trump legt bei seinen Golfkünsten nach

12.21 Uhr: Um zu zeigen, wie fit er noch ist, hat Donald Trump in der TV-Debatte angegeben, wie gut er golfen kann. So behauptete er, schon mehrere Turniere gewonnen zu haben, während Biden einen Golfball ja noch nicht mal 50 Yards (ca. 45 Meter) weit schlagen könne. Um das zu untermauern, hat Trump nun auf seinem eigenen Netzwerk Truth Social noch zwei Videos veröffentlicht: Das eine zeigt heimlich aufgenommene Golf-Fails von Joe Biden, während ein anderes Trump zeigt, wie er mit heroischer Musik untermalt den Ball übers Feld schlägt. Ob jedoch Golfkünste allein über den Wahlausgang entscheiden, ist fraglich.

Highlights der Debatte – als die alten Männer über Golf reden, wird es grotesk

12.06 Uhr: Themen wie Wirtschaft, Migration und der Krieg in der Ukraine sollten eigentlich im Mittelpunkt des TV-Duells zwischen Biden und Trump stehen. Tatsächlich sind es viele bizarre Szenen, über die nach der TV-Debatte auf den sozialen Plattformen diskutiert wird. Wir haben die Highlights hier zusammengestellt:

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Faktencheck – wie oft Trump gelogen hat

09.55 Uhr: Insbesondere Donald Trump fiel im TV-Duell immer wieder mit zweifelhaften Aussagen und nicht belegten Behauptungen auf. Die „New York Times“ hat in einem Faktencheck nachgezählt, wie oft die beiden Kandidaten Aussagen machten, die entweder schlichtweg falsch sind oder zumindest übertrieben, irreführend sind oder mehr Kontext benötigen. Die Aufzählung hat noch keinen Anspruch auf Vollständigkeit, aber die ersten Ergebnisse sind eindeutig.

Trump kam demnach in den 90 Minuten auf mindestens 24 Falschaussagen. So behauptete er etwa, dass die Biden-Regierung Russland dazu angestiftet habe, die Ukraine zu überfallen. Dies ist schlichtweg falsch, vielmehr hatte Biden 2021 Russland mehrmals vor einem solchen Schritt gewarnt und mit Sanktionen gedroht, die dann nach dem Angriff auch verhängt wurden. Hinzu kommen bei Trump 16 Aussagen, die zwar nicht grundsätzlich falsch, aber dennoch übertrieben oder irreführend sind.

Von Joe Biden konnten die Factchecker keine klaren Falschaussagen feststellen. Nur in fünf Statements übertrieb der US-Präsident etwas. So etwa in der Behauptung, dass durch ein unterzeichnetes Gesetz in den vergangenen Monaten die Zahl der Migranten aus Mexiko um 40 Prozent gesunken sei. Was er dabei nicht sagt: Unter Trump war die Zahl der Migranten im Durchschnitt deutlich geringer als heute.

Ein Präsident als Sandsack – Biden hat wichtige Chance vertan

9.10 Uhr: Wie ist das TV-Duell zwischen Joe Biden und Donald Trump zu bewerten? Welchen Einfluss hat die Debatte auf den weiteren Verlauf des Wahlkampfs in den USA? Unser US-Korrespondent Dirk Hautkapp hat eine klare Haltung. Für ihn war das Duell furchtbar, chaotisch und unwürdig. „Niemand braucht zwei alte Männer, die sich auf dem Weg ins höchste Staatsamt gegenseitig in Grund und Boden verdammen, am Volk und dessen Nöten vorbeireden und sich am Ende nicht entblöden, über Intelligenztests und ihre Fähigkeiten als Golfspieler zu schwadronieren“, schreibt er. Joe Biden habe eine Chance vertan. Den kompletten Kommentar zum TV-Duell zwischen Trump und Biden lesen Sie hier.

Erkältungsausrede aus dem Biden-Team?

8.00 Uhr: Noch während die Debatte lief, waren die Spindoktoren am Werk. Die BBC schreibt in einer ersten Analyse: „Etwa in der Mitte der Debatte teilte das Biden-Team den Reportern mit, der Präsident habe mit einer Erkältung zu kämpfen – ein Versuch, seine krächzende Stimme zu erklären. Das mag stimmen, aber es klang auch wie eine Ausrede.“ Wir haben die ersten Reaktionen zum TV-Duell gesammelt.

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Biden setzt ersten Tweet nach Duell ab

7.01 Uhr: Nach politischen TV-Duellen beginnt häufig erst die heiße Phase: Dann geht es darum, dem Gesehenen den richtigen Spin zu verpassen. Nach den verheerenden Reaktionen zu seiner Performance lässt Präsident Biden auf Twitter von sich hören. „Donald Trump hat den Abend damit verbracht, über sich selbst zu reden, seine Lügen, seine rechtlichen Probleme, seine Affären mit einem Pornostar und seine Golfmeisterschaft in seinem Club. Was für ein Haufen Quatsch! Zusammen können wir ihn aus dem Weißen Haus raushalten.“ Zudem postete sein Team ein Video, das Biden bei einem Auftritt vor Anhängern kurz nach dem Duell zeigt. Darin kündigt er einen ausgiebigen Faktencheck an. „Mir fällt nicht eine Sache ein, die er gesagt hat, die wahr ist.“

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Trump deutlicher Sieger – Biden abgeschlagen

6.38 Uhr: Wer hat das TV-Duell gewonnen? Nach Meinung der CNN-Zuschauer ist die Sache eindeutig: 67 Prozent der vom Sender Befragten sehen Donald Trump als eindeutigen Sieger. 33 Prozent sagen, Joe Biden hat die Debatte für sich entschieden. Es bleibt abzuwarten, ob die Demokraten daraus nun Konsequenzen ziehen. 

Erste Umfrage nach TV-Duell niederschmetternd für Biden

06.26 Uhr: Bidens Auftritt hat nach Meinung vieler Zuschauerinnen und Zuschauer ihr Vertrauen in seine Führungskraft nicht gestärkt. Im Gegenteil, nach einer Umfrage, die CNN nach dem TV-Duell durchführen ließ, schnitt Biden im Vergleich zu Trump deutlich schlechter ab. Nur 14 Prozent der Befragten sagten, sie hätten „viel Vertrauen“ in Bidens Fähigkeit, das Land zu führen. Trump kam auf 36 Prozent. 57 Prozent sprachen Joe Biden ihr Misstrauen aus – so viele gaben an, sie hätten „überhaupt kein Vertrauen“ in seine Führungskompetenz. 

CNN-Experte fassungslos: „Die Demokraten sind jetzt in Panik“

04.43 Uhr: In der anschließenden Expertenrunde bei CNN ist zuerst John King an der Reihe, vielen bekannt als virtuoser Zahlenmeister vergangener Wahlnächte. Seine Botschaft ist eindeutig: „Das war ein Gamechanger.“ Bei den Demokraten herrsche jetzt eine „tiefe, breite und sehr aggressive Panik“. Er beruft sich auf Quellen aus dem Wahlkampfteam. Bereits wenige Minuten nach dem Beginn des Duells sei Panik ausgebrochen. Die Runde ist sich einig: Biden hat eine enttäuschende Performance abgeliefert. Es werden erste Stimmen laut, dass die Demokraten Biden austauschen müssen. „Es wird Diskussionen darüber geben, ob er weitermachen wird“, sagt David Axelrod, Chefstratege von Barack Obamas Präsidentschaftskampagnen. US-Kommentator Van Jones wirkt emotional angefasst. Er ergänzt: „Das war schmerzhaft. Ich liebe Joe Biden, aber er hat sich nicht gut geschlagen.“ Politikjournalistin Abby Phillip stimmt zu: „Bidens Antworten waren in vielen Fällen ohne Zusammenhang.“

Die Schlussstatements von Biden und Trump

04.38 Uhr: Zeit für die Schlussstatements: Der Präsident beginnt. Biden hat sich offenbar viel vorgenommen für seine abschließenden Worte, und wieder gerät er beim Runterrasseln seiner wichtigsten Punkte ins Stocken. Biden versucht darzulegen, was er sich alles für eine zweite Amtszeit vorgenommen hat. Dann kommt Trump. Man fragt sich: Hat er sich überhaupt irgendetwas zurechtgelegt vorher? Er plappert drauflos. Ukraine-Krieg? Hätte es mit ihm nicht gegeben. Der Hamas-Angriff auf Israel? Den Hätte er verhindert. Die USA seien ein „failing state“. Das Land liege am Boden. Und er wolle es nun wieder „great again“ machen. Das war’s! Ein wilder Ritt. Die ersten Umfragen werden zeigen, wie die Wähler die Aussagen der Kontrahenten aufgenommen haben.

Plötzlich geht es um Golf – Biden muss loslachen

04.22 Uhr: Jetzt wird es noch einmal ganz wichtig für Biden. Dana Bash weist darauf hin, dass der Präsident am Ende seiner zweiten Amtszeit 86 Jahre alt wäre. Wie will er die Zweifel ausräumen, dass er fit genug für das Amt ist? „Gucken Sie, was ich geschafft habe“, antwortet Biden und rattert seine Erfolge runter.

Trump spricht über seine Golffähigkeiten. Im Splitscreen ist der lachende Biden zu sehen.
Trump spricht über seine Golffähigkeiten. Im Splitscreen ist der lachende Biden zu sehen. © CNN/Internet | CNN/Internet

Trump bekommt die gleiche Frage. Seine Antwort: Er habe zwei kognitive Tests gemacht und diese mit Bravour bestanden. Er behauptet, Biden würde sich weigern, sich testen zu lassen. Der Wortwechsel, der sich dann entspinnt, ist an Absurdität nicht zu toppen. Trump fängt an, über seine Erfolge als Golfer zu sprechen – als Beleg dafür, dass er fit genug fürs Amt ist. Biden könne den Ball hingegen keine 50 Yards weit schlagen. Im Splitscreen sieht man Biden ungläubig lachen.

Biden lässt sich dann aber sogar auf das Spiel ein und sagt, er würde sich jederzeit auf einen „Driving Contest“ (Abschlag-Wettbewerb) einlassen, und spricht über sein eigenes Golf-Handicap. Dann sagt er, er würde sehr gern Golf mit Trump spielen, wenn der Republikaner seine eigene Tasche tragen würde. „Glauben Sie, das kriegen Sie hin?“, fragt der Präsident und kritisiert Trump dann noch für sein hohes Gewicht. Die beiden Kontrahenten vergessen offenbar kurz die Regeln, die sie vereinbart haben. Sie fangen an, direkt miteinander zu reden, obwohl Trumps Mikro abgedreht ist. Vielleicht sind die beiden der Meinung, derjenige mit dem besten Golfschwung sollte ins Weiße Haus einziehen.

Dauerlügner Trump bezeichnet Biden als Lügner

04.08 Uhr: „Ich habe noch nie jemanden gesehen, der so lügt wie dieser Typ“, sagt der notorische Lügner Trump. „Alles, was er tut, ist eine Lüge.“ Biden verbreite „Fehlinformationen und Desinformationen“, treibe die USA in den Abgrund, säe Zwietracht im Land. „Ich habe noch nie eine solche Wut in unserem Land gesehen.“ Und das von Trump. Mehr als 30.000 falsche oder irreführende Aussagen haben die Faktenchecker der „Washington Post“ während Trumps Amtszeit von 2017 bis 2021 nachgewiesen.

Biden schaut immer wieder entgeistert zu Trump rüber, wenn der seine Show abzieht. Da CNN die meiste Zeit im Splitscreen bleibt, können die Zuschauer alle Reaktionen mitverfolgen. Trump hält schließlich einen Monolog, in dem es darum geht, dass er immer wieder Menschen gefeuert habe, Biden habe das nie gemacht. Das gehört zum Markenkern Trumps. „You‘re fired“ war die Catchphrase Trumps, als er noch als Reality-TV-Star unterwegs war. Trumps neue Lieblingsphrase: „Biden ist der schlechteste Präsident, den die Welt je gesehen hat.“ Seine Taktik scheint zu sein, die Menschen mit diesem Satz zu hypnotisieren, so oft hat er das schon wiederholt.

Donald Trump im Angriffsmodus.
Donald Trump im Angriffsmodus. © DPA Images | Gerald Herbert

Moderatoren kriegen keine Antworten und gehen nicht dazwischen

04.01 Uhr: Dana Bash stellt eine Frage zum Klimawandel, und Trump fängt stattdessen an, über schwarze Wähler zu sprechen. Das Muster wiederholt sich immer wieder. Sie fasst nach der nicht zufriedenstellenden Antwort zwar nach, aber in der Regel greifen die Moderatoren nicht ein, wenn Falschaussagen gemacht werden, und suchen nicht die Konfrontation.

Biden gerät erneut ins Stottern

03.57 Uhr: Es gab eine kurze Werbeunterbrechung – Zeit zum Durchschnaufen. Das hat Biden nicht gutgetan. Der US-Präsident war nach schwachem Anfang warmgelaufen. Bei seiner ersten Antwort nach der Pause verzettelt er sich wieder mit Daten und Zahlen und gerät dabei an manchen Stellen kurz ins Stottern. Aber: Trumps Antwort treibt den Puls des Präsidenten in die Höhe. „Die Wirtschaft lag am Boden, als wir übernommen haben“, entgegnet Biden nachdrücklich.

Trump und Biden im Splitscreen. Keine Reaktion blieb den Zuschauern verborgen.
Trump und Biden im Splitscreen. Keine Reaktion blieb den Zuschauern verborgen. © CNN/Internet | Screenshot/CNN

„Ich hatte keinen Sex mit einem Pornostar“, behauptet Trump trotz Verurteilung

03.47 Uhr: Zu Beginn der Debatte konnte Trump noch damit punkten, dass er sich im Gegensatz zu Biden auf einfache Botschaften beschränkte. Mit fortschreitender Zeit wirft Trump jedoch mit so vielen Unwahrheiten um sich, dass man ihm nur noch schwer folgen kann. Statt über die Prozesse gegen sich zu sprechen, spricht er über den Sohn des Präsidenten, Hunter Biden. Biden führt schließlich all die Vorwürfe an, die gegen Trump im Raum stehen.

„Die einzige Person auf dieser Bühne, die ein verurteilter Verbrecher ist, ist der Mann, den ich gerade anschaue“, so Biden. Trump werde zudem noch vieler weiterer Verbrechen beschuldigt und müsse hohe Zivilstrafen zahlen, ergänzt er. „Milliarden Dollar dafür, eine Frau in der Öffentlichkeit belästigt zu haben, und für eine ganze Reihe anderer Dinge; dafür, Sex mit einem Pornostar gehabt zu haben, in der Nacht, in der deine Frau schwanger war“, sagt Biden. Dabei irrt er im Detail: Melania Trump hatte bereits vier Monate vor dem fragwürdigen Termin Sohn Barron zur Welt gebracht. Nichtsdestotrotz: „Du hast die Moral einer Straßenkatze“, schleudert der Präsident seinem Herausforderer entgegen.

Aber Trump entgegnet nur: „Ich hatte keinen Sex mit einem Pornostar.“ Er behauptet dafür ohne Belege, dass Biden möglicherweise bald ein verurteilter Verbrecher sein könne, „weil er viele Tote an der Grenze ausgelöst hat“. 

Die Frage wird am Ende auch sein, ob die Zuschauer wahrnehmen, wie Trump immer wieder den Fragen ausweicht, nur um sein Programm abzuspulen. Was Biden gelegen kommen könnte: Trump geriet in den letzten Minuten zunehmend in Rage und könnte die Kontrolle gänzlich verlieren, wenn das so weitergeht.

Donald Trump erhebt immer wieder schwere Vorwürfe gegen Biden.
Donald Trump erhebt immer wieder schwere Vorwürfe gegen Biden. © AFP | ANDREW CABALLERO-REYNOLDS

Trump weigert sich, Frage zu beantworten

03.40 Uhr: Nun geht es um den Sturm auf das US-Kapitol am 6. Januar 2021 und dessen Folgen. Moderator Jake Tapper will von Trump wissen, was er den Wählern sagen würde, die der Meinung sind, dass Trump seine konstitutionellen Pflichten verletzt habe. Trump antwortet darauf nicht. Er spult sein typisches Programm ab. Damals sei alles toll gewesen, aber dann sei „this guy“ gekommen und habe die Nation zu einer Lachnummer gemacht.

Auf die Frage, ob er den Ausgang der Wahl im November akzeptieren werde, will er sich nicht festlegen. Tapper und Bash haken mehrfach nach, doch der Republikaner windet sich heraus, antwortet erst beim dritten Anlauf auf die entsprechende Frage und auch da nur ausweichend: „Wenn es eine faire, legale und gute Wahl ist, dann auf jeden Fall“, gibt Trump zurück. „Es gibt nichts, was ich lieber tun würde“, schiebt er später nach.

Biden zweifelt daran, „weil Sie so ein Jammerlappen sind“. Der Demokrat wirft Trump entgegen: „Sie halten es nicht aus zu verlieren.“

Trump macht wilde Versprechungen

03.35 Uhr: Als die Moderatoren die Debatte auf den Krieg gegen die Ukraine lenken, packt Trump die nächste wahnwitzige Behauptung aus. Wenn er gewählt werden würde, wäre der Krieg beendet, noch bevor er im Januar ins Weiße Haus einziehen würde. Wie er das anstellen will? Das erklärt er nicht. Und es wird noch grotesker. Biden habe den Krieg überhaupt erst möglich gemacht: Wenn die USA einen „echten Präsidenten“ hätten, der von Kremlchef Wladimir Putin respektiert würde, wäre dieser nie in der Ukraine einmarschiert, sagt Trump. Biden habe Putin sogar ermutigt.

Biden versucht es erneut mit Fakten. Die USA würden der Ukraine Waffen liefern und nicht einfach Geld überweisen. Dadurch würden Milliarden in die US-Industrie fließen.

Die Fakten: Nach Pentagon-Angaben haben die USA der Ukraine seit Kriegsbeginn militärische Hilfe im Umfang von mehr als 51 Milliarden Dollar bereitgestellt. Zu Beginn des Jahres waren die Waffenlieferungen der Amerikaner durch eine innenpolitische Blockade in den USA allerdings über mehrere Monate zwischenzeitlich aufgehalten worden. Befeuert von Trump hatten sich Republikaner vom rechten Rand der Partei im US-Parlament gegen die Hilfen gestemmt. Trump hat für den Fall einer Wiederwahl signalisiert, die Unterstützung für Kiew dramatisch zurückzufahren oder ganz einzustellen – und Putin in dessen Nachbarschaft freie Hand zu lassen. 

US-Präsident Joe Biden im Duell mit Trump.
US-Präsident Joe Biden im Duell mit Trump. © AFP | ANDREW CABALLERO-REYNOLDS

Groteske Trump-Behauptungen – Biden kontert: „Sie sind ein Loser“

03.24 Uhr: Trump springt von Thema zu Thema in seinen Antworten. Er nennt keinerlei Fakten oder Belege für seine Behauptungen. Zahlen sind völlig aus der Luft gegriffen. Es wird schließlich grotesk: Biden habe aus den USA ein unzivilisiertes Land gemacht, Hunderttausende Menschen seien von Migranten getötet worden. Diese würden währenddessen in Luxushotels leben. Biden kontert: „Alles, was er sagt, ist eine Lüge.“ Biden wird jetzt emotionaler. Er wirkt deutlich energischer und greift wiederum Trump direkt an. Am Ende seines Redebeitrags wendet er sich direkt an Trump und sagt, fast in Trump-Manier: „You‘re the sucker. You‘re the loser.“

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Trump mit schweren Angriffen auf Biden

03.18 Uhr: Eigentlich sollte es jetzt um die Abtreibungsdebatte gehen, aber Trump lenkt das Gespräch auch auf das Streitthema Migration. Viele Frauen würden ermordet und vergewaltigt werden, weil Biden die Täter ins Land lasse. Biden widerspricht immer wieder: „Das ist einfach nicht wahr.“ Aber Trump macht weiter und redet sich weiter in Rage. Die Moderatoren kommen zum Teil nur noch schwer dazwischen, weil es direkt zwischen den Kandidaten hin und her geht.

Zur Abtreibungsdebatte: Biden verspricht eine Rückkehr zum landesweiten Recht auf Abtreibung. Sollte er die Wahl und eine zweite Amtszeit gewinnen, werde er die in den USA „Roe v. Wade“ genannten und vom Obersten Gerichtshof vor zwei Jahren abgeschafften Regeln wieder einführen. Es ist unklar, ob Biden nach der Wahl die nötige Mehrheit im US-Kongress hätte, um sein Versprechen einzulösen.

Trump hatte zuvor behauptet, dass es einen großen Wunsch danach gegeben habe, die Bundesstaaten individuell entscheiden zu lassen. Er befürwortet generell Ausnahmen bei Vergewaltigungen, Inzest und bei Gefahr für das Leben der Mutter. Außerdem behauptet er fälschlicherweise, dass Demokraten Abtreibungen nach der Geburt befürworten.

Biden antwortet mit Fakten – einfache Botschaften von Trump

03.11 Uhr: Jetzt zeigt sich, wie akribisch sich Biden vorbereitet hat. Er betet Fakten und Zahlen herunter, um Trump zu widerlegen. Am Ende verliert er selbst den Faden und braucht ein paar Sekunden, um seine Gedanken zu verbalisieren. Auf der anderen Seite steht Trump und hält sich gar nicht erst mit Fakten auf. Er setzt auf einfache Botschaften. Wie diese: „Was dieser Mann getan hat, ist absolut kriminell.“

Trump unterbricht Moderator

03.07 Uhr: Als Jake Tapper zur Frage ansetzt, fährt Trump erstmals an diesem Abend dazwischen. Er würde gern direkt auf Biden antworten. Aber er muss sich gedulden, bis Tapper seine Frage gestellt hat. Dann legt Trump los. Die Menschen in den USA hätten durch ihn die „größten Steuererleichterungen der Geschichte“ erhalten. Schon nach wenigen Minuten wird klar: Trump kann nur Superlative. „Die beste Economy, die die Welt je gesehen hat“ – „So etwas haben die Menschen noch nicht gesehen.“ Biden habe aus den USA ein „Dritte-Welt-Land“ gemacht. Der US-Präsident wird das anders sehen.

Kandidaten betreten die Bühne

03.03 Uhr: Kleiner Nachteil für Biden. Die Kandidaten stehen nicht bereits am Pult, sondern betreten die Bühne. Biden wirkt dabei wie auch bei anderen Auftritten etwas schwerfällig, Trump hingegen lockerer. Das erste Thema: die Wirtschaft. Biden beginnt. Der US-Präsident wirkt noch etwas nervös, muss sich mehrfach räuspern. Dann erklärt er, dass man darauf schauen müsse, was Trump ihm hinterlassen habe. Er spricht von „Chaos“. Trump auf der anderen Seite mit kräftigerer Stimme und erwartbaren Argumenten. Unter ihm sei die Wirtschaft so gut gelaufen wie noch nie. Biden habe das kaputtgemacht. Trump klagt: „Die Inflation bringt unser Land um. Sie bringt uns absolut um.“

Faktencheck: Die US-Wirtschaft steht eigentlich nicht schlecht da. Die Inflationsrate ist deutlich zurückgegangen, und auch die Lage auf dem Arbeitsmarkt ist gut. Trotz der rasanten Zinserhöhungen der US-Notenbank Fed im Kampf gegen die hohen Verbraucherpreise ist eine Rezession ausgeblieben. Doch bei den Menschen in den USA scheint das nicht anzukommen. Viele Bürgerinnen und Bürger sind über die weiterhin hohen Preise im Supermarkt oder die hohen Kosten für Kredite frustriert. 

3.01 Uhr: Die Moderatoren Jake Tapper und Dana Bash erklären noch einmal die Regeln. Und die erste Entscheidung ist gefallen. Trump steht rechts auf der Bühne, Trump links. Das hat ein Münzwurf entschieden.

02.57 Uhr: Die Moderatoren sind schon im Studio. In wenigen Minuten geht es los.

Biden macht sich kurz vor Duell über Doping-Vorwürfe lustig

02.45 Uhr: Joe Biden setzt kurz vor dem Duell noch eine Spitze gegen das Trump-Team. Nach Vorwürfen, Biden würde mit Medikamenten aufgeputscht werden, postete das Team um den Präsidenten ein Foto, das Biden mit einer Getränkedose zeigt, in der „nur Wasser“ sein soll. Dazu die Ansage: „Ich weiß nicht, was sie in diese Leistungssteigerer getan haben, aber ich bin ziemlich aufgeputscht.“

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Wo ist Melania? Trump reist solo an

02.40 Uhr: Wo ist eigentlich Melania? Von der früheren First Lady war bei Trumps Ankunft in Atlanta nichts zu sehen. In der Vergangenheit hatte sie ihren Mann zu den TV-Debatten begleitet.

Trump bei seiner Ankunft in Atlanta.
Trump bei seiner Ankunft in Atlanta. © Getty Images via AFP | Anna Moneymaker

Unentschiedene Wähler sind entscheidend

02.34 Uhr: CNN schaltet zu einer Gruppe von Wählern, die unentschieden sind, wen sie im November wählen sollen. Über ein Gerät sollen diese während der Debatte mitteilen, wenn sie mit einem der beiden Kandidaten übereinstimmen. Warum das so wichtig ist: Die Wahl wird letztlich in den Swing States entschieden, und zwar dort von den wenigen Wählern, die nicht klar festgelegt sind.

Biden braucht den „Will you shut up“-Moment

02.29 Uhr: Die Experten sind sich einig: Biden muss sich hellwach präsentieren, um keine Zweifel an seinen geistigen Fähigkeiten aufkommen zu lassen. Das Trump-Team versucht seit Monaten, ihn als senilen alten Mann dastehen zu lassen. Der Präsident braucht wieder so einen Moment wie bei einem der Duelle vor vier Jahren, als er Trump in die Schranken wies. Sein Ausspruch „Will you shut up, man?“ – zu Deutsch etwa: „Kannst du mal den Mund halten“ – wurde damals von vielen gefeiert.

First Lady Jill Biden macht klare Ansage

02.10 Uhr: Noch weniger als eine Stunde bis zum TV-Duell zwischen Trump und Biden. Willkommen zu unserem Liveblog. Beim übertragenden Sender CNN läuft bereits das Vorgeplänkel. Moderator Anderson Cooper spricht mit Experten über die bevorstehende Redeschlacht. Präsidentengattin Jill Biden hat sich vor dem Duell ebenfalls zu Wort gemeldet. Ihre Botschaft: „Joe is ready to go.“ – „Joe ist bereit, dass es losgeht.“

Knapp vier Jahre ist es her: Donald Trump (l.) und Joe Biden (r.), während der ersten TV-Präsidentschaftsdebatte im Wahlkampf 2020.
Knapp vier Jahre ist es her: Donald Trump (l.) und Joe Biden (r.), während der ersten TV-Präsidentschaftsdebatte im Wahlkampf 2020. © DPA Images | Patrick Semansky

Das sind die strengen Regeln – Münzwurf liefert erste Entscheidung des Abends

19.00 Uhr: Demokraten und Republikaner haben für das Duell strenge Regeln ausgehandelt. Wenn ein Kandidat spricht, ist das Mikrofon des Kontrahenten stumm geschaltet. So sollen gegenseitige Unterbrechungen und verbale Eskalationen, wie es sie bei den Duellen zwischen Biden und Trump 2020 gegeben hatte, verhindert werden. Zudem erhalten die beiden Widersacher nur Kugelschreiber und Notizzettel, vorbereitete Spickzettel sind tabu.

Während des kompletten 90-minütigen Duells ist zudem der Kontakt zu den Wahlkampfteams untersagt. Beide sind also auf sich allein gestellt. Ebenfalls ungewöhnlich: Es wird kein Studiopublikum geben. Die Fragen werden von den beiden Star-Moderatoren Jake Tapper und Dana Bash gestellt. Der erste spannende Moment des Abends: Ein Münzwurf entscheidet, wer auf welcher Seite der Bühne steht.

In den Umfragen führt Trump – Biden muss punkten

18.45 Uhr: Die Rollen sind vor dem ersten Aufeinandertreffen klar verteilt. Auf dem Papier ist Trump aufseiten der Republikaner zwar der Herausforderer, doch in den Umfragen führt er seit Monaten – trotz gerichtlicher Verurteilung. Der Demokrat Biden hat sich akribisch auf das Duell vorbereitet und will einen ersten Wirkungstreffer landen. Und er will jegliche Zweifel ausräumen, dass er dem Amt mit seinen 81 Jahren noch gewachsen ist.

Auslandsexperte Michael Backfisch hat die Ausgangspositionen der beiden Kontrahenten vor dem Aufeinandertreffen analysiert:

Die Vorbereitungen für das Duell laufen seit Wochen.
Die Vorbereitungen für das Duell laufen seit Wochen. © Getty Images via AFP | Kevin Dietsch

Politstratege van de Laar: Biden muss Trump provozieren

18.30 Uhr: Der Politstratege und Kommunikationsberater Julius van de Laar hat mehrere US-Wahlkämpfe aus nächster Nähe verfolgt. In den ausgehandelten Regeln fürs TV-Duell sieht er einen leichten Vorteil für Biden. Aber klar ist auch: Der US-Präsident darf auf keinen Fall „einfrieren“, keinen Moment der Schwäche zeigen. Und er gibt dem Amtsinhaber eine klare Strategie mit auf den Weg: Trump so lange sticheln, bis der aus der Haut fährt und unkontrolliert wird.

Die ganze Analyse von van de Laar lesen Sie hier: „Ein Fünf-Sekunden-Moment wird Trump reichen“