Hamburg. 2030 soll das erste emissionsfreie Passagierschiff der Welt auf Reise gehen. Kann ein solches Schiff als Vorbild für die Zukunft dienen? Ein Experte ordnet ein.

Nicht zuletzt steht die Kreuzfahrt-Branche immer wieder aufgrund ihrer Klimaschädlichkeit wie zum Beispiel wegen des Ausstoßes an Treibhausgasen sowie der Umwelt- und Luftverschmutzung in der Kritik. Die norwegische Reederei „Hurtigruten“ gilt als Vorreiter in Sachen klimafreundliche Schifffahrtsinnovation, wie Sönke Driesener, Referent für Verkehrspolitik des NABU, einordnet. Bereits im Jahr 2030 soll die „Sea Zero“, das erste emissionsfreie Post- und Passagierschiff der Welt, in Betrieb genommen werden. „Wir werden innerhalb weniger Jahre ein Schiff haben, das alles bisher Dagewesene in Bezug auf Energieeffizienz und Nachhaltigkeit übertreffen wird,“ so Hedda Felin, CEO bei Hurtigruten.

„Sea Zero“: Hurtigruten arbeitet an weltweit erstem emissionsfreien Passagierschiff

Derzeit befindet sich die „Sea Zero“ laut Angaben seitens der Reederei noch in der Forschungs- und Entwicklungsphase, die noch bis 2025 dauern wird. Für die Umsetzung sind dann weitere fünf Jahre angedacht, bis das Schiff 2030 die Route zwischen Nord- und Südnorwegen fahren wird. Es soll sich insgesamt über eine Länge von 135 Metern erstrecken und sich demnach in einem ähnlichen Rahmen befinden, wie die bisherigen Schiffe der Hurtigruten-Flotte. Die „Sea Zero“ wird zudem 270 Kabinen zählen, in denen 500 Gäste und 99 Crew-Mitglieder Platz finden. Auch einen Auto-Transport wird das Schiff ermöglichen. Sodann soll die „Sea Zero“ die 34 Häfen zwischen Bergen und Kirkenes anfahren und so eine Verbindung zwischen dem norwegischen Norden und Süden schaffen. In den Häfen wird das Schiff dann auch seine Batterien für die Weiterfahrt laden.

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Emissionsfreies Schiff: Innovationen mit Batterie- und Solarbetrieb

Für den nötigen Antrieb setzt Hurtigruten auf klimafreundliche Alternativen zum Motor, wonach die „Sea Zero“ mit 60-Megawatt-Batterien, Wind- und Solarenergie fahren wird. Laut Angaben der Reederei sollen die Batterien aus kobaltfreien Chemikalien bestehen und einen minimalen Nickelgehalt aufweisen. „Der Batterie- und Solarbetrieb ist sehr klimafreundlich und übrigens auch für die Umwelt und die Gesundheit sehr gut, da es keine giftigen Abgase mehr gibt. In Norwegen ist der Strom zudem 100 Prozent Grün,“ so Driesener. Auch die geografische Lage mit relativ kurzen Distanzen zwischen den Häfen ermögliche den Umstieg auf den batteriebetriebenen Antrieb des Schiffes, erklärt der Experte.

Die „Sea Zero“ verfügt zudem über drei Segel, die mit Solarzellen bestückt sind.
Die „Sea Zero“ verfügt zudem über drei Segel, die mit Solarzellen bestückt sind. © Hurtigruten/VARD Design

Das Schiff verfügt zudem über drei einziehbare, autonom arbeitende Segel, die mit Solarzellen bestückt sind. Laut Angaben seitens Hurtigruten wird das Schiff in den Sommermonaten ganztägig von der Mitternachtssonne angetrieben. Insgesamt bieten die Segel eine Fläche von 1.500 Quadratmetern. Sie lassen sich jedoch auf zwei Arten nutzen: Neben der Speicherung der Sonnenenergie können die Segel zudem Luftströmungen von bis zu 50 Metern Höhe für zusätzlichen Antrieb nutzen und so ganzjährig von der Wetterlage profitieren. Zudem verbessern sie die Aerodynamik des Schiffes.

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„Sea Zero“: KI-Technologien im Einsatz

Um die Klimabilanz des Schiffes bei Null zu halten, arbeitet Hurtigruten zudem mit KI-Technologien. Die Steuerung der Brücke übernimmt eine KI. Zudem soll die KI den Kapitän bei der Steuerung unterstützen. Die Brücke ist kleiner als bei anderen Postschiffen und kann darüber hinaus weiter verkleinert werden, sodass sie dem Aufbau eines Flugzeugcockpits ähnelt. In Verbindung mit der Stromlinien-Form der „Sea Zero“ wird der Luftwiderstand gering gehalten, was im Umkehrschluss den Energieverbrauch senkt. Durch die KI-gesteuerte Brücke soll den Gästen zudem ein größerer Aufenthalts- und Aussichtsbereich auf den Oberdecks zur Verfügung stehen. In Kombination mit den geplanten großen Fensterflächen soll hier eine einzigartige Aussicht auf die beeindruckende Kulisse Norwegens geboten werden.

Emissionsfreie Schifffahrt: Können sich klimafreundliche Innovationen durchsetzen?

Ein Schiff, das komplett klimaneutral betrieben ist: Natürlich stellt sich da auch die Frage, wann andere Unternehmen nachziehen. Auf die Nachfrage, ob Innovationen wie die „Sea Zero“ sich künftig durchsetzen werden, antwortet Nabu-Experte Driesener wie folgt: „Diese Technologien werden sich durchsetzen, die direkte Nutzung von Strom bietet die höchste Effizienz. Auf fast jedem Schiff wird sich in Zukunft eine große Batterie finden lassen. Dort, wo große Distanzen überwunden werden, sind aber auch Treibstoffe weiter nötig, die dann in einem klassischen Verbrennungsmotor oder einer Brennstoffzelle zusätzliche Energie bereitstellen können. Hier kommt zum Beispiel grünes e-Methanol ins Spiel. Das wäre auch klimaneutral, aber leider nicht abgasfrei. Viel sauberer als Schweröl oder Diesel ist es aber auf jeden Fall.“

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