Hamburg. Deutscher Wetterdienst erwartet neuen Starkregen in Hamburg. Feuerwehr in Bereitschaft. Was wird aus dem Public Viewing zur EM?

Die Keller in Winterhude, Bergedorf und Harburg sind gerade wieder leer gepumpt und die letzten Bäume von den überfluteten Straßen geholt, da droht in Hamburg, Schleswig-Holstein und Niedersachsen schon das nächste Unwetter mit Gewitter und sintflutartigen Regenfällen. Für Sonntagfrüh warnt der Deutsche Wetterdienst (DWD) erneut vor heftigem Starkregen, bei dem punktuell bis zu 70 Liter pro Quadratmeter vom Himmel kommen können.

Dazu gibt es möglicherweise noch schwere Sturmböen bis zur Stärke 9 und Hagel mit Körnern bis zu zwei Zentimetern. „Von den Regenmengen her könnte das neue Unwetter in Hamburg und im Kreis Herzogtum Lauenburg sogar noch heftiger als das letzte ausfallen“, sagt DWD-Meteorologin Annett Püschel dem Abendblatt am Sonnabend.

Unwetter in Hamburg: Der DWD erwartet schon die nächste Sintflut

Die Feuerwehr Hamburg stellt sich nach aktuellem Stand bereits ebenfalls auf massive, neue Regenfälle am Sonntagmorgen ein. „Wir beobachten die Lage sehr genau und sind in Absprache mit den Meteorologen in Bereitschaft“, sagte ein Sprecher des Lagedienstes. Am Donnerstag hatten die Einsatzkräfte insgesamt mehr als 900-mal ausrücken müssen. Hamburg Wasser hatte angesichts der gewaltigen Regenmengen und der statistischen Seltenheit sogar von einem „Jahrtausendregen“ gesprochen.

Starkregen und Gewitter: Eindrucksvolle Bilder vom Unwetter

Mehrere Autos standen in einer überfluteten Straße der Unterführung Alte Wöhr in Barmbek-Nord. Am Stadtpark fielen am Donnerstag binnen 20 Minuten 47 Liter Regen pro Quadratmeter.
Mehrere Autos standen in einer überfluteten Straße der Unterführung Alte Wöhr in Barmbek-Nord. Am Stadtpark fielen am Donnerstag binnen 20 Minuten 47 Liter Regen pro Quadratmeter. © DPA Images | Steven Hutchings
Starkregen hat die Gleise am Bahnhof Tostedt überflutet. Der Zugverkehr zwischen Hamburg und Bremen ist auch am Freitag noch betroffen.
Starkregen hat die Gleise am Bahnhof Tostedt überflutet. Der Zugverkehr zwischen Hamburg und Bremen ist auch am Freitag noch betroffen. © HA | Joto
An der Straße Auf der Bojewiese in Hamburg-Lohbrügge stürzte durch das Unwetter ein Baum auf einen parkenden Mercedes-Transporter. Die Straße wurde für den Verkehr gesperrt.
An der Straße Auf der Bojewiese in Hamburg-Lohbrügge stürzte durch das Unwetter ein Baum auf einen parkenden Mercedes-Transporter. Die Straße wurde für den Verkehr gesperrt. © Christoph Leimig | Christoph Leimig
Auch in Lohbrügge standen viele Straßen unter Wasser.
Auch in Lohbrügge standen viele Straßen unter Wasser. © Leimig, Christoph | Leimig, Christoph
Polizei und Feuerwehr waren, wie hier in Lohbrügge, im Dauereinsatz.
Polizei und Feuerwehr waren, wie hier in Lohbrügge, im Dauereinsatz. © Leimig, Christoph | Leimig, Christoph
Durch das Unwetter stand auch der Mühlenkamp in Winterhude komplett unter Wasser. Ein Fahrradfahrer kämpft sich durch die Fluten.
Durch das Unwetter stand auch der Mühlenkamp in Winterhude komplett unter Wasser. Ein Fahrradfahrer kämpft sich durch die Fluten. © MARCELO HERNANDEZ / FUNKE Foto Services | Marcelo Hernandez
Eine Unterführung an der Veddel wurde komplett geflutet, Busse konnten nicht mehr fahren.
Eine Unterführung an der Veddel wurde komplett geflutet, Busse konnten nicht mehr fahren. © Marvin Merten | Marvin Mertens
Regenfluten ergießen sich am Donnerstag um 17 Uhr wie ein reißender Sturzbach die Straße Bult aus dem Villengebiet hinunter in Richtung Bergedorfer Innenstadt.
Regenfluten ergießen sich am Donnerstag um 17 Uhr wie ein reißender Sturzbach die Straße Bult aus dem Villengebiet hinunter in Richtung Bergedorfer Innenstadt. © bgz | Ulf-Peter Busse
Busse und Pkw kamen nur schwer durch die Wassermassen voran.
Busse und Pkw kamen nur schwer durch die Wassermassen voran. © Leimig, Christoph | Leimig Christoph
Die Feuerwehr musste bei den Starkregenfällen mehr als 700-mal ausrücken.
Die Feuerwehr musste bei den Starkregenfällen mehr als 700-mal ausrücken. © Bergedorfer Zeitung | Julian Willuhn
 Binnen kurzer Zeit gingen enorme Regenmengen nieder.
Binnen kurzer Zeit gingen enorme Regenmengen nieder. © FUNKE Foto Services | Marcelo Hernandez
In Barmbek-Süd, in der Von-Axen-Straße, deckte der Sturm das Dach eines Hauses in großen Teilen ab. Hier musste die Feuerwehr ein neuartiges Teleskopfahrzeug zum Einsatz bringen, das erstmals verwendet wurde.
In Barmbek-Süd, in der Von-Axen-Straße, deckte der Sturm das Dach eines Hauses in großen Teilen ab. Hier musste die Feuerwehr ein neuartiges Teleskopfahrzeug zum Einsatz bringen, das erstmals verwendet wurde. © Arning | Arning
 Passanten flüchteten sich in Winterhude in die Hauseingänge.
Passanten flüchteten sich in Winterhude in die Hauseingänge. © FUNKE Foto Services | Marcelo Hernandez
Ein Anwohner steht am Mühlenkamp in Winterhude knietief im Wasser und versucht mit einem Eimer, der Fluten Herr zu werden. 
Ein Anwohner steht am Mühlenkamp in Winterhude knietief im Wasser und versucht mit einem Eimer, der Fluten Herr zu werden.  © FUNKE Foto Services | Marcelo Hernandez
Der Mühlenkamp stand zeitweise komplett unter Wasser.
Der Mühlenkamp stand zeitweise komplett unter Wasser. © FUNKE Foto Services | Marcelo Hernandez
Auf der Mozartstraße in Barmbek-Süd begrub ein Baumgigant gegen 17.45 Uhr mindestens fünf am Straßenrand geparkte Fahrzeuge, weitere wurden beschädigt.
Auf der Mozartstraße in Barmbek-Süd begrub ein Baumgigant gegen 17.45 Uhr mindestens fünf am Straßenrand geparkte Fahrzeuge, weitere wurden beschädigt. © Lenthe Fotografie | Lenthe-Medien/Schmid
Unwetter mit Starkregen in Hamburg. Der Mühlenkamp steht unter Wasser.
Unwetter mit Starkregen in Hamburg. Der Mühlenkamp steht unter Wasser. © MARCELO HERNANDEZ / FUNKE Foto Services | Marcelo Hernandez
Passanten waten, zum Teil barfuß, durch Wasser auf den Straßen in Tostedt.
Passanten waten, zum Teil barfuß, durch Wasser auf den Straßen in Tostedt. © HA | Joto
Die Chrysanderstraße in Bergedorf unter Wasser.
Die Chrysanderstraße in Bergedorf unter Wasser. © Bergedorfer Zeitung | Julian Willuhn
In Kakenstorf vor den Toren Hamburgs mussten Teile eines Baumes nach einem Blitzschlag entfernt werden. Dafür war auch eine Drehleiter im Einsatz.
In Kakenstorf vor den Toren Hamburgs mussten Teile eines Baumes nach einem Blitzschlag entfernt werden. Dafür war auch eine Drehleiter im Einsatz. © JOTO | Joto
In Quickborn brach durch die Wassermassen des Unwetters am Donnerstagnachmittag das Dach eines Sonnenstudios ein.
In Quickborn brach durch die Wassermassen des Unwetters am Donnerstagnachmittag das Dach eines Sonnenstudios ein. © Westküsten-News/Florian Sprenger | Westküsten-News/Florian Sprenger
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Zunächst dürfte sich das heraufziehende Unwetter allerdings am späten Sonnabend im Süden Deutschlands austoben. In einem breiten Streifen vom Südwesten bis in die Mitte der Republik könnte es laut DWD überaus ungemütlich werden. Möglich sind hier sogar schwere Gewitter mit teils extrem heftigem Starkregen mit bis zu 80 Litern pro Quadratmeter innerhalb weniger Stunden, großer Hagel und Orkanböen.

Unwetter in Hamburg: Public Viewing für EM dürfte noch glimpflich ablaufen

Im Süden Deutschlands dürften auch viele Tausend Fans, die von 21 Uhr an das Achtelfinalspiel Deutschland-Dänemark auf Public-Viewing-Leinwänden verfolgen wollen, von den Wassermassen getroffen werden. Hamburg und den übrigen Teil Norddeutschlands dürfte das Unwetter nach jetzigem Stand allerdings erst nach dem Abpfiff des EM-Spiels erreichen.

„Für das Public Viewing auf dem Heiligengeistfeld oder an anderen Stellen in der Stadt besteht laut unseren Prognosen derzeit keine Gefahr“, sagt DWD-Meteorologin Püschel. „Es kann zwar etwas regnen, aber ansonsten sollte der Fußball-Begeisterung nichts im Wege stehen. Die Hamburger sind ja nicht aus Zucker.“

Zigtausend Fans wollen das EM-Achtelfinalspiel Deutschland-Dänemark auf dem Heiligengeistfeld verfolgen. Sie dürften dabei nass werden.
Zigtausend Fans wollen das EM-Achtelfinalspiel Deutschland-Dänemark auf dem Heiligengeistfeld verfolgen. Sie dürften dabei nass werden. © IMAGO/Markus Matzel | IMAGO stock

Im Laufe der Nacht zum Sonntag sieht die Lage für Hamburg und Schleswig-Holstein dann aber anders aus: Das Unwetter aus dem Süden wird den Norden in einer leicht abgeschwächten Form erreichen, was in diesem Fall aber lediglich bedeutet, dass es „nur“ Starkregen mit bis zu 70 Litern pro Quadratmeter und Sturm- statt Orkanböen geben kann – allerdings immerhin mit Stärke 9.

Unwetter Hamburg: Südosten der Stadt und Lauenburg könnte es besonders treffen

Wann und wo genau die Wassermassen Hamburg treffen, ist noch nicht absehbar. „Vermutlich werden der Südosten der Stadt und der Kreis Herzogtum Lauenburg und besonders auch die Stadt Lauenburg am Sonntagmorgen betroffen sein“, sagt Püschel. Im Verlauf des Vormittags soll das Unwetter dann nach Osten über Fehmarn und die Ostsee abziehen.

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In der kommenden Woche geht es dann deutlich kühler als bisher weiter, die Temperaturen dürften bis zur Wochenmitte kaum noch über die 20-Grad-Marke kommen. Dazu gibt es weiter Regen, der aber deutlich weniger heftig ausfällt. „In der zweiten Wochenhälfte dürfte dann eine Wetterberuhigung mit etwas höheren Temperaturen eintreten“, prognostiziert die Meteorologin.

Zeit also, um dann doch endlich mal den Sommer in Ruhe zu genießen – mit Wasser, das darin hoffentlich nur als leckeres Eis oder kühle Apfelsaftschorle vorkommt.