Bergedorf. Das Starterfeld war so groß wie nie zuvor. Die Zuschauer drängten sich in Massen an der Strecke und bejubelten einen besonderen Rekord.

Der 11. Bergedorfer Citylauf hat am Sonntag eine riesige Begeisterung ausgelöst. Mit 1500 Aktiven war das Teilnehmerfeld so groß wie nie zuvor, und am Ende stand ein ganz besonderer Rekord. Lennart Jordan vom Hamburger SV gewann das Zehn-Kilometer-Rennen in 32:45 Minuten und war damit so schnell wie noch nie ein Läufer zuvor. Für Erstaunen sorgte auch die schnellste Frau. Justyna Kwiatkowska von der TSG Bergedorf startete sowohl über fünf als auch über zehn Kilometer und brachte das Kunststück fertig, beide Strecken zu gewinnen. Auch das hatte es vorher noch nie gegeben.

Bergedorfer Citylauf 2024: Ein Rekord nach dem anderen

Hunderte Zuschauer drängten sich entlang der Strecke. Vor allem beim Kinderlauf, an dem mit über 600 Jungen und Mädchen so viele wie nie zuvor teilnahmen, standen die Massen dicht an dicht. Der Bergedorfer Citylauf wird gemeinsam von der TSG Bergedorf und der Bergedorfer Zeitung ausgerichtet. Boris Schmidt, 1. Vorsitzender der TSG Bergedorf, gab hinterher das Versprechen ab: Auch im nächsten Jahr wird es den Bergedorfer Citylauf wieder geben.

Da geht noch was! Marit Deharde von der Rhönrad-Abteilung der TSG Bergedorf legt auf der Zielgeraden des Kinderlaufs einen fulminanten Schlussspurt hin.
Da geht noch was! Marit Deharde von der Rhönrad-Abteilung der TSG Bergedorf legt auf der Zielgeraden des Kinderlaufs einen fulminanten Schlussspurt hin. © BGZ/Hanno Bode | Bode

So einen Hype um den Bergedorfer Citylauf hatte es noch nie gegeben. Bis wenige Minuten vor Beginn hatten Interessenten versucht, einen Startplatz zu erhaschen. Vergeblich. Bereits vier Tage vor der Veranstaltung war das Startkontingent von 1500 Plätzen erschöpft gewesen. Das sind schon doppelt so viele Teilnehmer wie im Jahr zuvor. Da stand der neue Teilnehmerrekord bereits fest. „Wir freuen uns natürlich über das große Interesse“, betonte Leo Goretzki, Marketingleiter der TSG Bergedorf, „aber die Veranstaltung soll organisch und nachhaltig wachsen, nicht explosionsartig. Im nächsten Jahr wollen wir die Kapazitäten weiter ausweiten.“

Bergedorfer Citylauf 2024: Warum der Kinderlauf ein gutes Omen für die Fußball-Europameisterschaft ist

Spektakulär verlief schon der Auftakt am Sonntag. Der Kinderlauf war mit über 600 Mädchen und Jungen der größte aller Zeiten. Das hatte kuriose Folgen. Bei den zwei flotten Runden um den Bergedorfer Schloßgarten waren die schnellsten Kinder so flink unterwegs, dass sie die langsamsten einholten und schließlich mit ihnen gemeinsam durch das Ziel liefen.

Der Schnellste war Henri Gröbner, der die 2,5-Kilometer-Strecke in 9:01 Minuten bewältigte. Auch im vergangenen Jahr hatte er schon gewonnen, damals gemeinsam mit zwei anderen Jungen. „Dabei mache ich gar kein Lauftraining“, verriet er. „Ich spiele bei der TSG Bergedorf in der 1. D-Jugend Fußball. Mein Lieblingsspieler ist Florian Wirtz.“ Wenn der Star von Bayer Leverkusen mit der Nationalmannschaft auch nur annähernd so erfolgreich ist wie Henri beim Laufen, dann braucht uns um die Europameisterschaft nicht bange zu sein. Schnellstes Mädchen war Luise Beckert (SG Bille) in 9:38 Minuten.

Ein Lauf-Vater verrät: Wie man seinen Nachwuchs in Bewegung kriegt

Hunderte Eltern, Großeltern, Geschwister, Onkel und Tanten fieberten am Streckenrand mit dem Nachwuchs mit. Einer von ihnen war Philipp Woydt, der mit Elba (5), Casper (6) und Pawlina (8) gleich drei heiße Eisen im Feuer hatte. „Man muss bei Kindern schon ein bisschen da hinterher sein, dass sie sich regelmäßig bewegen“, betont Woydt. „Den Rest entscheiden sie dann selbst.“

Das Victory-Zeichen zeigt der Hamburger Sebo Wirth völlig zu recht: Er gewann beim Urban 10 die Altersklasse M65.
Das Victory-Zeichen zeigt der Hamburger Sebo Wirth völlig zu recht: Er gewann beim Urban 10 die Altersklasse M65. © BGZ/Hanno Bode | Bode

Vor allem Casper, der Tennis und Hockey spielt, legte am Sonntag ein beeindruckendes Rennen hin. In der Altersklasse M8 wurde der Sechsjährige unter 150 Kindern seiner Altersgruppe Fünfter. Mit seiner Zeit von 11:09 Minuten hängte er dabei auch Hunderte Kinder ab, die deutlich älter sind als er. „Casper liebt es, von anderen Kindern herausgefordert zu werden“, weiß sein Vater.

Bergedorfer Citylauf 2024: Neuer Streckenrekord auf der Zehn-Kilometer-Distanz

Beim anschließenden Zehn-Kilometer-Lauf ging es dann für die Erwachsenen und Jugendlichen gleich viermal den Berg hinauf ins Villengebiet bis zum Wendepunkt am Hansa-Gymnasium. Trotz angenehmer Temperaturen war das eine enorme Plackerei, für die sich Lennart Jordan vom Hamburger SV etwas ganz Besonderes vorgenommen hatte. „Ich wollte unbedingt Streckenrekord laufen“, verrät er. Das gelang: In 32:45 Minuten rannte Jordan den Urban 10, wie das Rennen jetzt heißt, so schnell wie kein Läufer vor ihm und unterbot den bisherigen Streckenrekord von 33:11 Minuten aus dem Jahr 2013 deutlich.

Der HSV-Athlet ist ehemaliger Hamburger Landesmeister über 1500 Meter und Norddeutscher Vize-Meister über 5000 Meter. Erfolge aus seiner Studentenzeit. „Aber seitdem ich jetzt mit 33 Jahren zu den Älteren gehöre, bin ich auf die längeren Strecken gewechselt“, betont Jordan, der Vollzeit im Laufladen Lunge arbeitet und so die ganze Woche über auch beruflich mit dem Laufen zu tun hat.

Die doppelte Justyna Kwiatkowska: Sieg über fünf und zehn Kilometer

Beste Frau beim Urban 10 war Vorjahressiegerin Justyna Kwiatkowska (TSG Bergedorf), die sich in glatten 39:00 Minuten vom Publikum ins Ziel tragen ließ. „Der Bergedorfer Citylauf ist sehr familiär und beeindruckend. Das ist Inspiration und Motivation pur“, schwärmt sie. Unmittelbar nach der Siegerehrung schnürte sie ihre Schuhe erneut, ging beim Urban 5 über fünf Kilometer an den Start und war auch in diesem Lauf die schnellste Frau. Ein Novum in der Citylauf-Geschichte.

Daumen hoch für eine Top-Leistung: Justyna Kwiatkowska (TSG Bergedorf) startete sowohl über fünf als auch über zehn Kilometer und war in beiden Rennen die schnellste Frau.
Daumen hoch für eine Top-Leistung: Justyna Kwiatkowska (TSG Bergedorf) startete sowohl über fünf als auch über zehn Kilometer und war in beiden Rennen die schnellste Frau. © BGZ/Hanno Bode | Bode

Bei den Männern war Hatim Pietsch von der TSG Bergedorf erwartungsgemäß der Schnellste. Der 19-Jährige war die Sache mutig angegangen, lag nach der ersten von zwei Runden auf einem Endzeit-Kurs von 16:40 Minuten. Aber noch ging es ja ein zweites Mal hinauf ins Villenviertel. „Wird er meine Bestzeit von 16:45 Minuten aus dem Jahr 2017 knacken“, fragte sich Moderator Miguel Daberkow auf der Bühne. Doch Pietsch brach ein wenig ein, kam schließlich in 17:16 Minuten ins Ziel. Daberkow durfte „seine“ Bestzeit behalten.

Bergedorfer Citylauf 2024: Bewundernde Blicke für die Staffeln der Feuerwehr

Für reichlich Stimmung sorgten auch die vielen Staffeln. Insgesamt 69 Teams nahmen die 4x25-Kilometer-Strecke unter die Füße. Dabei war ein Quartett namens „The Runtastic Four“ eine Klasse für sich. In 38:57 Minuten hatten sie im Ziel mehr als fünf Minuten Vorsprung vor dem Rest des Feldes.

Bewunderung ernteten wie schon in den vergangenen Jahren die Feuerwehrleute, die das Unternehmen in Schutzkleidung angingen. Christopher von Bronewski, Christian Siemers, Jonas Wolff und Jette Hansen bildeten das Quartett der Freiwilligen Feuerwehr Bille, die schon seit 2018 regelmäßig mitmischt. „Damals hatten wir eine Sportgruppe und haben uns gedacht: 2,5 Kilometer für jeden, das muss doch machbar sein“, schildert der stellvertretende Wehrführer von Bronewski die Anfänge.

Hamburg Swans mit vier Staffeln am Start: „2,5 Kilometer laufen wir sonst in einem ganzen Spiel“

Erstmals hingegen waren auch vier Staffeln der American Footballer von den Hamburg Swans mit dabei, die nicht allein mit der Strecke zu kämpfen hatten. „Ich bin an einem Sonntag früh aufgestanden und war vor dem Rennen sogar schon wählen“, schildert Linebacker Julian Kaden seinen persönlichen Einsatz. Gemeinsam mit Marvin Sonnenbeck, Till Nowaczyk und Tjark Fischer bildete er ein Quartett, das schnell seine Grenzen kennenlernte. „2,5 Kilometer“, betont Kaden, „das laufen wir sonst in einem ganzen Spiel.“