Eva-Maria Greve ist Ansprechpartnerin für 700 Ungarn in Hamburg. Schon ihr Vater vertrat das Land in der Hansestadt als Konsul.

Manchmal liegt es einfach in der Familie. Seit 1992 war Hamburgs Ehrenbürger Helmut Greve, 90, Honorargeneralkonsul von Ungarn. In den vergangenen Jahren hat er sich in diesem Amt immer wieder von seiner jüngsten Tochter Eva-Maria Greve, 61, unterstützen lassen. Nun wurde sie vom ungarischen Außenministerium als Nachfolgerin ihres Vaters ausgewählt.

Das Konsulat residiert am feinen Alsterufer, eine Tür nebenan im selben Haus ist das Konsulat von Estland zu Hause. "Das leitet mein Schwager", sagt die frisch gebackene Konsulin. Was verbindet die Greves mit Ungarn? "Die tiefe Dankbarkeit für die Rolle, die Ungarn beim Fall des Eisernen Vorhangs und bei der Wiedervereinigung Deutschlands gespielt hat." Im Juni 1989 zerschnitten Ungarns Außenminister Gyula Horn und sein österreichischer Amtskollege den Stacheldraht des Grenzzauns; Tausende DDR-Bürger nutzen das zur Flucht in den Westen.

Als Horn später Hamburg besucht, kommt er mit Helmut Greve ins Gespräch, und man wird sich bald einig darüber, dass der Unternehmer Ungarns Vertreter in Hamburg sein soll. Die Neu-Konsulin, zuständig für Hamburg und Schleswig-Holstein, kennt das Land von einer ausgedehnten Reise mit den Eltern. Und 2008 war sie in Budapest zur Konferenz der ungarischen Konsuln, als Begleiterin ihres Vaters.

Hamburgs Verbindungen zu Ungarn sind über lange Zeit gewachsen, auch wenn das Konsulat erst seit 1992 besteht. Nach der vergeblichen Revolution von 1848/49 sind viele Ungarn über Hamburg in die neue Welt ausgewandert, 1956, nach dem erfolglosen Aufstand gegen die Kommunisten, kam ebenfalls eine Fluchtwelle. Für etwa 700 Staatsbürger Ungarns in der Hansestadt ist Eva-Maria-Greve heute zuständig, in Schleswig-Holstein sind es noch mal 600. Etwa 60 Ungarn studieren in Hamburg. "Hamburg ist der größte Überseehafen Ungarns", sagt die Konsulin. Exportiert wird weitaus mehr als Paprika, Wein und Salami. Ganz weit vorn liegen Autos. In Györ produziert ein hochmodernes Werk von Audi etwa den Audi TT. Das Unternehmen ist der größte Exporteur Ungarns. Auch Mercedes-Benz, Opel und Suzuki lassen im Land arbeiten. Deutschland ist der wichtigste Exportpartner.

Ein weites Feld, das die Unternehmerin aus Hamburg künftig betreuen und fördern wird. Den Grundstein legte ein Verzicht: "Bevor ich Betriebswirtschaftslehre studierte, wollte ich Kunst studieren und Porträtmalerin werden."

Eva-Maria Greve studierte in Hamburg Betriebswirtschaftslehre, arbeitete als Diplom-Kauffrau bei einer auf Reedereien spezialisierten Steuerberatungs-Sozietät. Seit 1989 betreibt sie mit einer ihrer Schwestern zwei noble Seniorenresidenzen im Alstertal und in Rahlstedt.

1988 hat sie geheiratet, ihr Ehemann Wolfgang Peter Greve, der ihren Nachnamen annahm, war Kapitän auf großer Fahrt, später Hafenkapitän für die Container-Reederei Evergreen. Für die beiden heute erwachsenen Töchter trat die Mutter geschäftlich etwas kürzer. Seit 2011 ist sie Vorstandsvorsitzende der "Dr. Helmut Greve Bau und Boden AG". Und jetzt auch noch das konsularische Amt. "Es ist spannend, in diese Männerdomäne einzubrechen", sagt Eva-Maria Greve. "Ich habe ja nur zwei Kolleginnen, Lettland und Mali unter den Honorarkonsuln, während bei den Berufsdiplomaten ein Drittel weiblich ist." Mit einem Empfang zum ungarischen Nationalfeiertag am 15. März will sie sich ihren Kollegen vom Konsularkorps vorstellen.