Hamburg. Die Partystimmung in Hamburg wird vermiest von einer bitteren Niederlage der deutschen Männer, die sich stark präsentieren.

Aus der Makroperspektive betrachtet, war das ganz stark, was die deutsche Rugby-Nationalmannschaft der Männer bei der EM in Hamburg am Sonnabendabend, eigentlich am ganzen Tag, vollbrachte. Doch als Leistungssportler tut die Mikroansicht unheimlich weh, wenn der Blick auf das Resultat ein 19:21 im Viertelfinale gegen die Rugbynation Großbritannien offenbart.

Vor allem auf die Art und Weise, wie das Ergebnis zustande gekommen war. Mit 19:0 führte Deutschland bereits, verlor anschließend nicht nur völlig den Faden, sondern auch die Partie.

Bundestrainer: "Habe keine Erklärung"

„Ich habe dafür jetzt auch noch keine Erklärung“, sagte Nationaltrainer Clemens von Grumbkow. „Eine Verletzungspause hat uns völlig das Momentum genommen, und danach haben wir nicht mehr ins Spiel gefunden und es den Briten auch zu leicht gemacht."

Mit etwas Abstand dürfte die Mannschaft stolz darauf sein, wie sie sich vor rund 2500 Zuschauern im Stadion am Steinwiesenweg in Eidelstedt präsentiert hat. Es fehlte nicht viel, überhaupt nicht viel, und die Party der Fans wäre ausgeufert.

Publikum feiert deutsche Teams

Doch anstatt vor dem phasenweise auf Mallorca-Flatrate-Niveau feiernden Heimpublikum um den Finaleinzug zu spielen, geht es nun lediglich noch um die Platzierungen fünf bis acht. Auftakt dafür ist am Sonntag um 11.22 Uhr das Match gegen Italien, in das Deutschland als Favorit geht.

"Das ist gerade wirklich hart und schwer zu verarbeiten. Aber morgen geht es noch um was, also dürfen wir die Köpfen nicht in den Sand stecken, und schnell den Fokus auf morgen richten“, sagte von Grumbkow.

Deutsche Männer dominieren Irland

Obwohl der ursprünglich avisierte fünfte Platz angesichts der Vorleistungen absolut erreichbar ist, dürfte bei den deutschen Männern viel Frust mitschwingen. Zu stark hatten sie nach dem ernüchternden 26:28-Auftakt gegen Spanien am Freitag ihre Gruppenphase am Sonnabend beendet.

Irland, das vor drei Wochen den ersten Teil der EM in Portugal gewonnen hatte, wurde spektakulär mit 24:0 abfertigt. Zwar waren die Insulaner nicht topbesetzt nach Hamburg gereist, eine Demontage dieser Art war jedoch nicht ansatzweise zu erwarten. Deutschland dominierte, aufbauend auf einer erstickenden Verteidigung, gegen die die Iren kaum in die deutsche Hälfte gelangten, in allen Facetten.

Auch Frauen scheitern im Viertelfinale

"Wir wollten sie uns direkt packen und von da an das Momentum nutzen. Am Freitag war unser Angriff gut, aber die Verteidigung sehr schlecht, das haben wir geändert", sagte Nationalspieler Carlos Soteros Merz. Die Defensive war auch Trumpf beim 34:0 zum Abschluss der Gruppenphase gegen hoffnungslos unterlegene Tschechen gewesen.

Für die deutschen Frauen ist das Ziel Platz sieben - gleichbedeutend mit der Qualifikation für den Challenger-Cup - noch erreichbar. Zwar kam im Viertelfinale erwartungsgemäß deutlich mit 0:52 das Aus gegen die in einer anderen Welt spielenden Französinnen, die Deutschland bereits in der Gruppenphase mit 48:0 besiegt hatten, doch in den Platzierungsspielen ist die Perspektive rosiger.

Hoher Druck gegen Rumänien

Sicher nicht gegen Großbritannien - Zweiter beim ersten EM-Teil -, das am Sonntag um 9.44 Uhr Gegner ist. Aber schon eher im Duell um den siebten Rang, das gegen den Verlierer der Begegnung zwischen den favorisierten Irinnen und Tschechien ausgetragen wird.

Dabei hatte Deutschland dem Aus in der Gruppenphase nach zunächst zwei Niederlagen bereits tief ins Auge gesehen. Dementsprechend war dem Team im abschließenden Vorrundenspiel gegen Rumänien am Sonnabendmorgen, das mit mindestens 13 Punkten gewonnen werden musste, die Furcht ins Gesicht geschrieben.

Zimmat: "Unsere Skills haben sich durchgesetzt"

„Ich gebe zu, dass ich sehr nervös war. Aber andererseits wusste ich auch, dass wir die bessere Mannschaft sind und alle Kämpferherzen haben“, sagte die in Hamburg geborene Kapitänin Mette Zimmat.

Dennoch: Einfache Passfehler und das Nichtausnutzen einer zweiminütigen Überzahl unterstrichen die deutsche Anspannung. Fast sechs Minuten warteten die Gastgeberinnen auf den ersten Versuch, doch danach schien der Knoten geplatzt. Deutschland überrollte Rumänien mit 19:0 und sicherte sich sein Viertelfinalticket. „Letztlich haben sich unsere Skills und die Fitness durchgesetzt“, sagte Zimmat.

Viertelfinale Männer: Deutschland - Großbritannien 19:21, Italien - Frankreich 7:33, Portugal - Irland 12:19, Belgien - Spanien 0:19.

Viertelfinale Frauen: Frankreich - Deutschland 52:0, Großbritannien - Polen 10:17, Spanien - Tschechien 12:10, Irland - Belgien 19:22.