Berlin. Ein Traum-Paar, das vergeblich auf Kinder hofft. Ein Alptraum-Pärchen, das ein Baby erwartet. Ein französischer Thriller zeigt, wie Menschen aus Verzweiflung Selbstjustiz an ihrem Schicksal üben.

Rebecca (Clotilde Hesme) und Romain (Jérémie Renier) wären vermutlich die perfekten Eltern. Doch trotz aller krampfhaften Versuche schaffen es die einfühlsame Allgemeinärztin und der freundliche Autohändler seit zwei Jahren nicht, ein Kind zu zeugen. Rebecca ist traurig und verzweifelt. Sie fühlt sich von ihrem Mann als Gebärmaschine benutzt, weil er nur an ihren fruchtbaren Tagen die ewigen Dienstreisen unterbricht und mit ihr ins Bett geht. Das schreit sie ihm auch ins Gesicht.

Die Stimmung ist also nicht gerade die beste, als das Ehepaar Romains jüngeren Bruder Mickaël (Finnegan Oldfield) zum Abendessen auf der anderen Straßenseite besucht. Mickaël prahlt ihnen ins Gesicht, dass er Vater wird. Er ist Schauspieler, Junkie, Tagedieb. Seine schwangere Freundin Emilie (Majda Abdelmalek) kippt sich Rotwein rein und raucht Kette. Könnte die Demütigung für Rebecca größer sein? Sie reißt sich zusammen, schweigt.

Im dreiteiligen Thriller „Obwohl ich Dich liebe“ - am Donnerstag (30.5.) um 21.40 Uhr auf Arte - kommt es schnell noch schlimmer. Der widerliche Schwager schlägt seine Freundin vor den Augen des Besuchs. Die beschimpft ihren Freund lautstark als Versager und Zuhälter. Das Abendessen endet im Fiasko.

Mitten in der Nacht dann eine gespenstische Szene: Rebecca und Romain beobachten vom Schlafzimmerfenster aus, wie Mickaël einen zusammengerollten Riesen-Teppich in den Geländewagen seiner Freundin zwängt und wegfährt. Am nächsten Morgen ist Emilie fort.

Rebecca befürchtet das Schlimmste, wie sie sagt. Der Schwager könne Emilie etwas angetan haben. Doch Mickaël weicht allen Fragen der Familie und der Polizei aus. Nach dem Besuch der Ermittler kommt es zu einem handgreiflichen Streit zwischen den Brüdern, der für einen von ihnen tödlich endet. Auch Rebecca gerät in den Kampf um Leben und Tod. Doch damit geht diese zutiefst abgründige Geschichte gerade erst los.

Regisseur Mathias Gokalp hat das Drehbuch zu der Mini-Serie aus dem Jahr 2019 gemeinsam mit Florent Meyer („In der Haut des Anderen“) und der Romanautorin Ingrid Desjours geschrieben. In der Hauptrolle ist Clotilde Hesme zu sehen, die 2012 den César als beste Nachwuchsdarstellerin für den Film „Angèle und Tony“ bekam und dem Fernsehpublikum unter anderem durch ihre Rolle in der TV-Serie „The Returned“ bekannt ist. An ihrer Seite spielt der belgische Schauspieler Jérémie Renier, der unter anderem in François Ozons Film „Der andere Liebhaber“ (2017) im Kino zu sehen war.

„Obwohl ich Dich liebe“ verlangt einem mit körperlicher und seelischer Brutalität durchaus einiges ab. Dafür belohnt der Dreiteiler das Publikum mit sehr präzisen Beobachtungen von Paarbeziehungen und mit einer verwinkelten Story, die immer abgründiger wird. Denn nach und nach wird klar, dass nicht nur die zwei Brüder Leichen im Keller haben. Sehenswert.