Berlin. Gibt es bei der Fußball-Europameisterschaft ein Sommermärchen 2.0? Bei Markus Lanz diskutieren Experten, was dafürspricht.

„Man wusste nicht, was man erwarten kann.” So fasste Ex-Profifußballer Dietmar Hamann treffsicher, die Stimmung kurz vor dem Start der Europameisterschaft am vergangenen Freitag zusammen. Verständlich. Immerhin war die deutsche Nationalmannschaft bei der WM 2022 in Katar bereits in der Vorrunde ausgeschieden und auch bei der Europameisterschaft 2021 lief nicht alles rund für das Team. Ganz anders sieht es (scheinbar) in diesem Jahr aus. Nach zwei Spielen und zwei Siegen steht das Team aktuell an der Spitze ihrer Gruppe.

Also: „Was ist anders?” Auf diese Frage versuchte auch Markus Lanz am Mittwochabend – nur wenige Stunden nach dem zweiten Sieg der deutschen Nationalmannschaft gegen Ungarn – seinen Gästen eine Antwort zu entlocken. Die Euphorie der letzten Spieltage übertrug sich dabei direkt ins Studio. Markus Söder, der sich in einem Video mit schwarz-rot-goldener Sonnenbrille und Blumenkette bereits dezent als Deutschlandfan geoutet hatte, lobte „den Teamgeist, die Ansprache, den Auftritt” der deutschen Nationalelf. Sie seien mutiger und viel offensiver. Mindestens genauso wichtig sei auch, „dass das Volk hinter der Mannschaft steht”, betonte Hamann. Dies sei die letzten Jahre nicht unbedingt der Fall gewesen. Auch das habe sich in diesem Jahr geändert.

Einfach nur Fußball

Es ist eine leichte Sendung am Mittwochabend. Keine Politik, keine Unstimmigkeiten, einfach nur Fußball und jede Menge Freude über das gute Spiel der deutschen Nationalmannschaft. Kein Wunder, dass sich die Runde auch mit Lob für Trainer Julian Nagelsmann nicht zurückhielt. Er habe „nicht die besten Spieler, aber die beste Mannschaft einberufen”, betonte Hamann. Ein Gesamtkunstwerk quasi, bei dem „jeder Spieler weiß, welche Rolle er auszufüllen hat”. Da sei Toni Kroos als „Leader”, Jamal Musiala als „Anarchist” mit „undeutscher Leichtigkeit” und İlkay Gündoğan, der zwar Kapitän ist, sich aber trotzdem im Hintergrund hält und anderen Spielern den Ball überlässt, wenn es der Mannschaft nützt.

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Mit seiner Auswahl habe Nagelsmann „Feingefühl und gute Menschenkenntnis” bewiesen, meinte Fußballexpertin Lena Cassel und erzählte nochmal grinsend von dem Training der Nationalelf mit dem Sondereinsatzkommando der Polizei. Eine Mannschaft, die laut Nagelsmann „absolut perfekt funktionieren muss, die in allen Situationen Lösungen haben muss und beim Thema Kommuniaktion ganz weit vorne ist”. Eigenschaften, die eben auch eine gute Fußballmannschaft haben sollte.

„Lasst es uns einfach genießen”

Auch für den weiteren Verlauf der Europameisterschaft verbreitete Cassel Hoffnung. In der laufenden Gruppenphase habe die deutsche Mannschaft bisher bereits sieben Tore geschossen. Das sei zuletzt bei der Weltmeisterschaft 2014 vorgekommen. „Und wir wissen alle, wie‘s ausgegangen ist”, sagte sie und blickte mit einem vielsagenden Blick in die Runde. Doch selbst, wenn es nicht ganz so enden sollte: „Lasst es uns einfach genießen”, plädierte Marcel Reif. Seit dem Sieg in Rio de Janeiro vor zehn Jahren sei die Welt noch komplizierter und undurchschaubarer geworden. Umso schöner sei es doch, dass die Europameisterschaft „eine gewisse Leichtigkeit” schafft.

Ganz außen vor blieb die Weltpolitik dennoch nicht. „Wir befinden uns in einem entscheidenden Moment in der Geschichte unseres Landes”, hatte Frankreichs Top-Spieler Kylian Mbappé vor wenigen Tagen auf einer Pressekonferenz mit Blick auf die von Emmanuel Macron anberaumten Neuwahlen betont. Mit seinem starken Auftritt gegen Rassismus beeindruckte Mbappé auch die Runde bei Markus Lanz. Sein Statement sei „das beste, was von einem Fußballspieler in langer Zeit gehört habe”, urteilte Marcel Reif. Man habe ihm jedes einzelne Wort wirklich geglaubt.

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