London. Taylor Swift kommt mit ihrer Tour nach Deutschland. Unsere Autorin hat sich in London angeschaut, was Fans auf den Konzerten erwartet.

Und plötzlich steht ein Haus auf der Bühne. Eine wohnliche Holzhütte, umgeben von Tannenbäumen, mit einem Schornstein, aus dem Rauch aufsteigt – mitten im Londoner Wembley-Stadion. Taylor Swift trägt ein hautfarbenes, wallendes Kleid und legt sich auf das moosbedeckte Dach des Hauses. Sie singt ihre Indie-Pop-Ballade „Cardigan“. Es sind Szenen wie aus einem Märchenfilm.

Mit ihrer gigantischen „The Eras“-Tour setzt Taylor Swift neue Maßstäbe. Es ist eine Show der Extraklasse. Eine Inszenierung, die mit ihren insgesamt 152 Auftritten ihresgleichen sucht. Über eine Milliarde US-Dollar Umsatz erwirtschaftet Taylor Swift nach derzeitigem Stand mit ihrer Welttournee, die im März 2023 startete und im Dezember 2024 enden soll.

Bei Taylor Swifts Konzert im Londoner Wembley-Stadion erscheint ein Holzhaus auf der Bühne.
Bei Taylor Swifts Konzert im Londoner Wembley-Stadion erscheint ein Holzhaus auf der Bühne. © Patricia von Thien | Patricia von Thien

Taylor Swift kommt nach Deutschland: Ein Konzert der Extraklasse

Nach Stationen in Amerika und Asien tourt die 34-Jährige mittlerweile durch Europa. Mitte Juli kommt der US-Superstar auch nach Deutschland und spielt langersehnte sieben Konzerte in drei Städten. Auftakt ist am 17. Juli in Gelsenkirchen, danach folgen Auftritte in Hamburg und München. Ein Besuch bei einem ihrer London-Konzerte, bei denen auch Prinz William mit Thronfolger Prinz George und Superstars wie Ashton Kutcher, Mila Kunis und Tom Cruise dabei waren, gibt einen Vorgeschmack darauf, welches Spektakel die deutschen Swift-Fans in wenigen Tagen erwartet.

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Rund 90.000 „Swifties“ pilgern Ende Juni zum ausverkauften Wembley-Stadion, das als heiliger Fußballtempel bekannt ist. „Swifties“, so wird der harte Kern ihrer Fans genannt, der sich extra für Taylor Swifts Konzerte aufbrezelt. Rosa Cowboy-Hüte, kurze Kleidchen, bunte Armbänder, Glitzer, Pailletten, Lametta. Hauptsache, es knallt.

Viele Fans von Taylor Swift tragen Chiefs-Trikots ihres berühmten Freundes Travis Kelce.
Viele Fans von Taylor Swift tragen Chiefs-Trikots ihres berühmten Freundes Travis Kelce. © AFP | BENJAMIN CREMEL

Unter die vielen Frauen aller Altersklassen mischen sich auch einige Männer. Sie tragen Football-Shirts der Kansas City Chiefs mit der Aufschrift „Kelce“ – das Trikot von Swifts Freund und NFL-Profi Travis Kelce. Es ist ein unglaublicher Hype, den die US-Amerikanerin weltweit ausgelöst hat.

Ticketpreise für Taylor Swift: 600 Pfund für einen mäßigen Platz

Auch Lizzy und Lilly haben sich für ihr Idol herausgeputzt. Die beiden Mittzwanzigerinnen aus der Nähe von London kommen mit Cowboy-Stiefeln, Western-Kleid und funkelndem Make-up zum Konzert. „Es ist einfach magisch hier“, erzählt Lizzy. Ihr Cousin habe 600 Pfund (rund 710 Euro) für ein Ticket bezahlt. Für einen Platz mit eingeschränktem Blick auf die Bühne.

Der Western-Look, den viele junge Frauen an diesem Abend in London tragen, ist eine Hommage an die Wurzeln der Sängerin, die in Pennsylvania auf einer Weihnachtsbaumfarm aufwuchs und ursprünglich durch Country-Musik berühmt wurde. Doch von diesem Image hat sich Taylor Swift mittlerweile gelöst. Aus der Country-Sängerin ist eine Pop-Ikone mit einem vielseitigen Repertoire geworden.

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Bei „Lovestory“ gibt es einen Heiratsantrag

Das zeigt sich auch in den insgesamt 44 Songs der Setlist. Der eher kitschige Song „Lovestory“ aus der Anfangszeit ihrer Karriere ist dabei – passenderweise bekommt eine Frau im Publikum während dieser Live-Performance einen Heiratsantrag –, genauso wie harte Industrial- und Elektropop-Klänge aus Swift-Titeln wie „Ready for It?“.

Cowboy-Stiefel dürfen nicht fehlen: Die Britinnen Lilly (l.) und Lizzy (2.v.l.) haben sich gemeinsam mit ihren Freundinnen fürs Taylor-Swift-Konzert in Wembley gestylt.
Cowboy-Stiefel dürfen nicht fehlen: Die Britinnen Lilly (l.) und Lizzy (2.v.l.) haben sich gemeinsam mit ihren Freundinnen fürs Taylor-Swift-Konzert in Wembley gestylt. © Patricia von Thien | Patricia von Thien

Swifts musikalische Entwicklung und Vielfalt zeigt sich auf der Bühne. Verträumte, naturalistische Set-ups aus überdimensionierten Blütenblättern und verwunschenen Bäumen wechseln sich mit futuristischen und geradlinigen Designs ab.

Helene Fischer: Was sie und Taylor Swift gemeinsam haben

Ein tetrisartiges Bühnenelement verwandelt sich mehrfach, sodass Swift sich inmitten des Publikums immer wieder neu inszenieren kann. Dazu wechselt die Sängerin rund zwei Dutzend Mal während des Konzerts ihr Outfit. Von Vamp bis Waldfee ist alles dabei. Spätestens jetzt werden Erinnerungen an Helene Fischer wach.

Der deutsche Schlager-Superstar ist – wie auch Swift – bekannt für seine Wandelbarkeit. Beide stehen für opulente Shows, zahlreiche Outfit-Wechsel und eine riesige Fangemeinde. Was Swift Fischer allerdings meilenweit voraus hat, ist das internationale Renommee. Helene Fischer ist im deutschsprachigen europäischen Raum berühmt, Taylor Swift dagegen auf der ganzen Welt.

Farbenfroher Showauftakt: Taylor Swift ist umgeben von bunten Blütenblättern.
Farbenfroher Showauftakt: Taylor Swift ist umgeben von bunten Blütenblättern. © Gareth Cattermole/Getty Images | Gareth Cattermole

Die Menge tobt. Und das insgesamt dreieinhalb Stunden lang. Jeder Ton, jeder Akkord, den Swift an der Gitarre anstimmt, sitzt. Sie ist eine Meisterin darin, mit ihrer flirtenden Mimik ihr Publikum um den Finger zu wickeln. „Viele meiner Lieder sind irgendwie sehr Tagebuch-artig“, haucht sie ins Mikro. Taylor Swift erzählt mit ihren Songs Geschichten. Über Liebeskummer, Identitätsfindung, Selbstzweifel, Depression.

„Jedes Mal, wenn irgendjemand Scheiße redet, bringt es mich dazu, noch härter zu arbeiten“, sagt Swift. Ohrenbetäubender Applaus brandet durch die Arena. Swift gelingt es, die Zuschauer mit ihren autobiografischen Texten in ihre Gedanken- und Gefühlswelt zu beamen. Ihre Anhängerschaft findet sich darin wieder.

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Taylor-Swift-Konzert: „Swifties“ verbreiten positive Stimmung

All das spürt man an diesem lauen Sommerabend in London. Fast alle Besucher sind textsicher, singen und tanzen ausgelassen mit zu den Songs der derzeit wohl berühmtesten Frau der Welt. Die positive Grundstimmung der „Swifties“ breitet sich im ganzen Stadion aus. Untereinander werden Armbänder getauscht, wildfremde Menschen nehmen sich gegenseitig in den Arm. Swift schenkt einem Mädchen aus dem Publikum einen Hut, die Freude in seinem Gesicht ist grenzenlos.

Atemberaubende Atmosphäre: Das Londoner Wembley-Stadion fasst 90.000 Zuschauer und war bei jedem Auftritt von Taylor Swift ausverkauft.
Atemberaubende Atmosphäre: Das Londoner Wembley-Stadion fasst 90.000 Zuschauer und war bei jedem Auftritt von Taylor Swift ausverkauft. © Patricia von Thien | Patricia von Thien

Und plötzlich setzt Swift am Ende eines Songs zum „Köpper“ an und springt einfach so kopfüber in ein Loch auf der Bühne. Und ist verschwunden. Es sind auch diese Überraschungsmomente, die Taylor Swifts „The Eras“-Tour zu einem Spektakel werden lassen. „Swifties“ in Gelsenkirchen, Hamburg und München wird es freuen. Deutschland kann sich auf einen musikalischen Sturm gefasst machen.