Berlin. Unter dem Bevölkerungszentrum Islands bebt seit 2021 die Erde. Wissenschaftler warnen nun vor einer Mega-Serie von Vulkanausbrüchen.

Island ist ein Hotspot des Vulkanismus. Die Insel liegt auf dem Mittelatlantischen Rücken, also der tektonischen Plattengrenze, an der sich die nordamerikanische und die eurasische Platte auseinander bewegen. Häufige Vulkanausbrüche, wie die des Gletschervulkans Eyjafjallajökull, formten die beeindruckende Landschaft der Insel vor 16 Millionen Jahren erst. Doch seit 2021 bebt die Erde wieder häufiger.

Forscher warnen nun: Die Eruptionen könnten noch jahrzehntelang andauern! Die letzte Ausbruchsserie auf der Reykjanes-Halbinsel im Südwesten Islands könnte nur ein Vorgeschmack gewesen sein. Allein seit Dezember 2023 kam es dort zu fünf größeren Spalteneruptionen, bei denen Lava aus langen Erdrissen strömte und vor allem die Kleinstadt Grindavík bedrohte, wo bereits einige Häuser zerstört wurden. Zuletzt war die Halbinsel vor knapp 800 Jahren vulkanisch so aktiv gewesen.

Besonders besorgniserregend: Die Region um die Reykjanes-Halbinsel ist die dichtbesiedelste Islands. Dort lebt ein Großteil der Bevölkerung, dort befindet sich der einzige internationale Flughafen und dort stehen wichtige geothermische Kraftwerke, die das Land mit Warmwasser und Strom versorgen. Als Ursache für die Eruptionen machten internationale Forscher ein kilometerlanges Magmafeld unter der Gegend aus. Eine entsprechende Studie veröffentlichten sie im Fachblatt „Terra Nova“.

Island: Riesiges Magma-Feld liegt in neun Kilometern Tiefe

Für ihre Untersuchung haben die Forschenden Erdbebendaten der vergangenen drei Jahre ausgewertet und Lava-Proben von mehreren Orten genommen. Sie verglichen das flüssige Gestein, das an verschiedenen Orten aus der Erde strömte, in Bezug auf die chemischen und physikalischen Eigenschaften. So wollten sie darauf schließen, ob es von der gleichen Magma-Kammer im Untergrund stammt oder aus verschiedenen Kammern. 

Tatsächlich handelt es sich den Untersuchungen zufolge um Magma mit ähnlichen petrografischen Eigenschaften. Das lasse auf ein zusammenhängendes unterirdisches Magma-System schließen, schreiben die Forschenden. Auf Basis der seismischen Daten kommen sie zu dem Schluss, dass es sich um eine moderat große Magma-Ansammlung in einer Tiefe von etwa neun bis elf Kilometern handelt, die sich über eine Breite von zehn Kilometern erstreckt. Herausgebildet habe sie sich zwischen den Jahren 2002 und 2020.

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Vulkanausbrüche sind der Beginn einer langen Eruptions-Episode

Das Forschungsteam schlussfolgert, dass die aktuelle Ausbruchsserie der Beginn einer langen Episode sein könnte. Aber wie lange die Serie wirklich dauern könnte, könnten sie nicht vorhersagen. „Die Natur ist nie regelmäßig“, sagte Co-Autor Ilya Bindeman, Vulkanologe und Professor für Geowissenschaften an der Universität von Oregon in den USA. „Wir wissen nicht, wie lange und wie häufig sie in den nächsten zehn oder gar hundert Jahren anhalten wird. Es wird sich ein Muster herausbilden, aber die Natur weist immer Ausnahmen und Unregelmäßigkeiten auf.“

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